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Presseinformation

16. Februar 2017
Alltagsintegrierte Sprachförderung bei Kleinkindern: Potenziale nutzen und Provokationen erlauben | Prof. Dr. Renate Zimmer auf Einladung des Kreisjugendamtes in Steinfurt
Renommierte Expertin begeistert Tagesmütter und -väter

Kreis Steinfurt. „Die ersten drei Jahre sind die wichtigsten im Leben eines Kindes und sie sind der Grundstein für das ganze Leben.“ Mit diesem Satz unterstrich Prof. Dr. Renate Zimmer, renommierte Erziehungswissenschaftlerin aus Osnabrück, bei einem Vortrag zur alltagsintegrierten Sprachförderung im Steinfurter Kreishaus, wie wichtig die Arbeit in der frühkindlichen Bildung ist - vor allem in Bezug auf Sprachförderung und Sprachbildung. Der Einladung des Kreisjugendamtes waren  rund 220 Tagesmütter und -väter aus dem gesamten Kreis Steinfurt sowie Vertreter verschiedener Jugendämter und des Kreissportbundes gefolgt. Anlass für den Vortrag zur alltagsintegrierten Sprachförderung gab eine Neuausrichtung des Kinderbildungsgesetzes. Der Große Sitzungssaal war bis auf den letzten Platz gefüllt.

 

Zimmer, die sich auf frühkindliche Bildung spezialisiert hat, gab den Tagesmüttern und -vätern den Rat, Sprache gezielt in den Alltag zu integrieren: „Stellen Sie offene Fragen, zum Beispiel beim Essen. Orientieren Sie sich an den Bedürfnissen und Erlebnissen der Kinder und laden Sie so die Kleinen zum Sprechen ein.“ Wie das funktionieren kann, zeigte die Expertin per Video, in dem ein älteres Kind das jüngere immer wieder fragte, was es denn essen wolle. „Eine geeignete Möglichkeit Zugang zum Kind und somit auch den Zugang zur Sprache zu erreichen“, machte Zimmer deutlich.

 

Kindlicher Spracherwerb sei ein komplexer Prozess, betonte die Erziehungswissenschaftlerin.  Es sei wichtig, sensibel darauf zu achten, wie sich die Sprache entwickelt und auch die Eltern darüber zu informieren. Sie appellierte in diesem Zusammenhang dafür, den Blick auf das ganze Kind zu lenken: „Gucken Sie nicht nur auf die Defizite. Das erschwert dem Kind den Zugang zur Sprache. Es kann sein, dass sich Kinder dann verweigern oder dass sie aufgeben. Gehen Sie auf die Potenziale der Kinder ein.“ Auch Lieder und Bewegung seien sehr geeignet, um  Sprache zu fördern, gab sie den Betreuungspersonen als Tipp mit auf den Weg.

 

Sprachfreude müsse sich entwickeln, sowohl gegenüber anderen Kindern als auch gegenüber den Tagespflegepersonen, machte die Expertin deutlich. In ihrer bekannt erfrischenden Art und Weise belebte sie ihre Aussagen immer wieder mit Videoeinspielungen oder selbst erlebten Beispielen aus dem Kindergartenalltag. Zimmer plädierte auch dafür, Kindern „Provokationen“ zu erlauben: „‘Kacki‘, zu verbieten, macht das Wort nur interessant.“

 

Gefesselt von den teils amüsanten Ausführungen bemerkte niemand, wie schnell die zwei Stunden des Vortrags vergingen. Applaus gab es zwischendurch für einen Satz hinsichtlich des Leistungsdrucks, mit dem die Erziehungswissenschaftlerin den Anwesenden offensichtlich aus dem Herzen sprach. „Wir werden alle älter, wir leben länger, aber die Kindheit wird immer kürzer“, bemerkte die Professorin im Hinblick auf frühere Einschulung, das Turbo-Abi und die Sorge mancher Eltern um die verzögerte Sprachentwicklung des Kindes. Es sei nicht unüblich, dass einige Kinder erst spät anfingen zu sprechen. Die Sprache komme irgendwann ganz von selbst, beruhigte sie auch die Anwesenden, wohlwissend, dass diese tagtäglich einer enormen Verantwortung ausgesetzt sind. Deshalb ließ es sich die Professorin auch nicht nehmen, sie zu loben: „Ich bin sehr gerne zu Ihnen gekommen, weil Sie wichtige und gute Arbeit leisten. Es ist eine bewusste Entscheidung der Eltern, dass ihre Kinder zu Ihnen gehen, weil sie ein individuell geprägtes Betreuungsangebot machen.“

 

In der abschließenden Fragerunde ging es um Themen wie Mundmotorik, verschiedene Alltagssituationen und um das Sprachbeobachtungsinstrument "BaSiK" (Begleitende alltagsintegrierte Sprachentwicklungsbeobachtung in Kindertageseinrichtungen). BaSik hat das Interesse vieler Teilnehmerinnen und Teilnehmer geweckt. Deshalb wird das Kreisjugendamt künftig entsprechende Schulungen koordinieren.




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Alltagsintegrierte Sprachförderung bei Kleinkindern: Potenziale nutzen und Provokationen erlauben | Prof. Dr. Renate Zimmer auf Einladung des Kreisjugendamtes in Steinfurt



Herausgeber:
Kreis Steinfurt, Stabsstelle Landrat; Pressesprecherin: Kirsten Weßling; Tecklenburger Straße 10, 48565 Steinfurt
Telefon: 02551-692160, Telefax: 02551-692100; www.kreis-steinfurt.de, kirsten.wessling@kreis-steinfurt.de