Kreis Steinfurt. Der Kreis Steinfurt berät und unterstützt seine Bürgerinnen und Bürger in den unterschiedlichsten Lebenslagen. Der Kreis stellt daher in loser Reihenfolge die verschiedenen Beratungsangebote der Kreisverwaltung vor. Heute geht es um die Schulpsychologische Beratungsstelle, die es seit 1996 in der Kreisverwaltung gibt.
Mit Beginn des neuen Schuljahres tauchen für manche Schülerinnen und Schüler alte Probleme wieder auf. Ihr Schulstart ist mit Lustlosigkeit verbunden. „Die Motivationsprobleme sind ganz unterschiedlich. Schlechte Noten, Überforderung und Mobbing können Gründe sein, die zur Null-Bock-Haltung, zu Bauchweh oder auch Schulverweigerung führen“, erklärt Paul Mangel, seit neun Jahren Leiter der Schulpsychologischen Beratungsstelle des Kreises Steinfurt. „Schüler werden nicht zum Schwänzer, weil sie keine Lust haben. Schüler vermeiden unangenehme Situationen, zum Beispiel Peinlichkeiten im Sportunterricht. Sie wollen sich nicht zum Gespött machen.“ Meistens sind es Eltern oder Lehrer, die in solchen Fällen Kontakt zur Schulberatungsstelle aufnehmen, gelegentlich auch mal ältere Schüler selbst. Insgesamt rund 400 Fälle betreuen die neun Schulpsychologinnen und der Leiter selbst im Jahr.
„Jugendliche, die nicht mehr regelmäßig in die Schule gehen, sind deutlich mehr geworden“, beschreibt Mangel die Entwicklung der letzten Jahre im Kreis Steinfurt.
Diese Schulverweigerer für den Schulbesuch zu motivieren, sei gemeinsame Aufgabe von Eltern und Lehrern. „Jeder muss in solch einem Fall Verantwortung übernehmen. Das muss allerdings auch den Kindern bzw. Schülern klargemacht werden“, sagt Mangel. „Es geht darum, geeignete Maßnahmen zu finden, die es Lehrern möglich machen, mit dem Kind zu arbeiten. Es muss geklärt werden, wer was tut.“ Sich die Zeit nehmen, das Problem zu besprechen, Verständnis zeigen und Konsequenzen klarmachen, das sei Aufgabe der Eltern, sagt der Schulpsychologe: „Eltern müssen offensiv auf ihre Kinder zugehen, eine deutliche Botschaft überbringen und ein deutliches Signal setzen: Wir können verstehen, dass du aus diesen und jenen Gründen nicht gern zur Schule gehst. Wir werden gemeinsam eine Lösung finden und wir werden dich unterstützen. Wir werden aber nicht akzeptieren, dass du den Unterricht schwänzt.“ Nur meckern, in der Hoffnung, dass das Kind seinen Fehler erkennt und dem Rat der Eltern folgt, funktioniere nicht. Sie fühlten sich dann nicht verstanden. „Dieses Unverständnis ruft nur ein starkes Gefühl hervor: Du nervst! Das ist Anlass für die Schüler sich immer mehr zurückzuziehen und immer öfter dem Unterricht fernzubleiben.“ Das schlechte Gewissen der Schulschwänzer bleibe oftmals aus und werde durch Medienkonsum unterdrückt. Zu Eskalationen komme es dann, wenn die Eltern das Smartphone wegnehmen. In ihrer Reaktion darauf seien die Kinder und Jugendlichen sehr kreativ, sagt der Experte: „Schüler drohen damit wegzurennen und erpressen die Eltern. Eine schwierige Situation. Doch auch dann hilft nur, deutlich zu machen: Es liegt in deiner Verantwortung, die Schule zu besuchen.“
Ist die Situation zu Hause geklärt und das Problem erkannt, könnten auch die Lehrer entsprechend reagieren.
Eltern und Lehrer, die Unterstützung durch die Schulpsychologische Beratungsstelle wünschen, können sich montags bis donnerstags von 8 bis 16 Uhr und freitags von 8 bis 13 Uhr unter 02551 691579 melden. Außerdem sind die Schulpsychologen auch per E-Mail an rsb@kreis-steinfurt.de erreichbar. Informationen zur Schulpsychologischen Beratungsstelle des Kreises Steinfurt gibt es im Internet unter www.kreis-steinfurt.de/schulberatungsstelle. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Beratungsstelle unterliegen der Schweigepflicht. Neben Einzelgesprächen führt die Beratungsstelle auch Elternabende zu bestimmten Themen in Schulen durch und bietet Fortbildungen oder Supervisionen für Lehrerkollegien an.