Kreis Steinfurt. Ein Schlaganfall, eine Krebs- oder Demenzerkrankung: Wenn ein Elternteil, ein naher Verwandter oder der Partner zum Pflegefall wird, kommen auf berufstätige Angehörige große Belastungen zu. Eine davon ist die Frage, wie sich Beruf und Pflege vereinbaren lassen. Was das für den (Arbeits-)Alltag bedeutet und was Unternehmen tun können - mit diesen Fragen, die unter dem Begriff „Betriebliches Gesundheitsmanagement“ gebündelt werden, hat sich jetzt das 5. Netzwerktreffen „Vereinbarkeit von Pflege und Arbeit im Münsterland“ auseinandergesetzt.
Über 50 Unternehmer und Personalverantwortliche aus dem Münsterland waren dazu zur Jentschura International GmbH nach Münster gekommen. „Für viele Unternehmen ist es eine große Herausforderung, beim Thema Pflege angemessen zu reagieren und dem Beschäftigten die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu erleichtern“, betonte Christian Rapien von der Wirtschaftsförderungs- und Entwicklungsgesellschaft Steinfurt mbH (WESt). „Genau hier setzt das Netzwerk an, um gemeinsam zu analysieren, welche Unterstützungsangebote im Unternehmen sinnvoll sind.“
Das Netzwerk „Vereinbarkeit von Beruf und Pflege im Münsterland“ ist initiiert von den Wirtschaftsförderungsgesellschaften der Kreise Steinfurt, Coesfeld, Borken und Warendorf. In dieser Kooperation wurde auch der „Betriebliche Pflegekoffer“ als zentrales Instrument zur Unterstützung der regionalen Wirtschaft entwickelt.
Dass das Thema Pflege am Arbeitsplatz meist noch ein Tabuthema ist, davon ist Johannes Technau, Geschäftsführer vom Netzwerk Gesundheitswirtschaft Münsterland e.V., überzeugt. „Es geht darum, die Hemmschwelle zu überwinden. Am besten ist es, wenn dieser Schritt vom Unternehmen ausgeht." Daher ist Technau gerne in die Kooperation um den betrieblichen Pflegekoffer eingestiegen. „Wir haben uns bewusst dazu entschlossen, den neuen Pflegekoffer nun auch für Unternehmen in Münster anzubieten, um das Thema Pflege und Beruf transparenter zu machen.“
„Mit der Neuauflage des Betrieblichen Pflegekoffers konnten wir nicht nur die neuen gesetzlichen Rahmenbedingungen, sondern auch die Anlaufstellen für das ganze Münsterland berücksichtigen“, freut sich Rapien. Im Pflegekoffer sieht er einen besonderen Mehrwert: „In Zeiten des Fachkräftemangels kann kein Unternehmen auf qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verzichten. Mit dem Pflegekoffer haben wir Möglichkeiten geschaffen, die die Vereinbarkeit von Beruf, Pflege und Familie verbessern.“
Die Betriebe erhalten gebündelt alle relevanten Informationen in Form von Broschüren und Checklisten. Außerdem gibt der Pflegekoffer auch Hilfestellungen, wie Unternehmen dieses Thema in den Betrieb kommunizieren können. Zudem bieten die Familienbildungsstätten in Rheine und Coesfeld mit dem auf den Pflegekoffer abgestimmten Fortbildungsangebot „Betrieblicher Pflegelotse“ die optimale Ergänzung.
Weitere Informationen erhalten Interessierte unter www.betrieblicher-pflegekoffer.de oder bei der WESt, Telefon 02551/ 692704, E-Mail christian.rapien@westmbh.de.