26. März 2018
#Kreis Viersen / Stadt Viersen#
Gut ein Jahr nach der Eingliederung des Viersener Stadtarchivs ins Kreisarchiv Viersen ziehen der Kreis und die Nutzer des Archivs eine positive Bilanz.
„Wir erfüllen unsere Absprachen, die wir in der öffentlich-rechtlichen Vereinbarung mit der Stadt Viersen getroffenen haben“, resümiert Kreisdirektor und Kulturdezernent Ingo Schabrich. „Der Übergang des Personals verlief reibungslos. Das Archiv lebt: Das bisherige Leistungsspektrum am Standort Viersen wird in vollem Umfang weitergeführt. Dazu zählen vor allem die Unterstützung der ehrenamtlichen Arbeit und die Zusammenarbeit mit Schulen.“
Ein wichtiger Indikator dafür, dass die Übernahme des Stadtarchivs durch das Kreisarchiv angenommen wird, sind die Benutzerzahlen. Sie blieben 2016 im gleichen Rahmen wie in den letzten zehn Jahren. Die Zahl der Schülerbesuche am Standort Viersen hat sich gegenüber dem Jahr 2016 verdoppelt (216 Schüler gegenüber 105 Schülern) und liegt damit auf dem Niveau der letzten zehn Jahre. „Diese Zahlen haben wir vor allem durch die gute Annahme des Angebots „Alles Internet oder …?“ erreicht. Dieses Jahr werden wir auch wieder die "Kulturstrolche" am Standort Viersen haben“, erklärt Kreisarchivar Dr. Michael Habersack. „Die erste Gruppe ist schon angemeldet.“
Sehr gut entwickelt hat sich auch die Zahl der erschlossenen Archivalien. Selbst um positive Effekte aus Sonderprojekten bereinigt ist sie um 28 Prozent gestiegen.
Der Kreisarchivar nennt noch weitere Vorteile, die der Standort Viersen seit der Eingliederung ins Kreisarchiv hat: „Eine wichtige Aufgabe ist die Erhaltung des Bestandes. Das können wir jetzt sogar in deutlich verbesserter Form gewährleisten, denn das Kreisarchiv hat eine eigene Restaurierungswerkstatt, und Mittel für die Verbesserung der Fotoverpackung sind schon eingeplant.“ Auch bei den Öffnungszeiten ist das Kreisarchiv den Nutzern entgegengekommen und hat jetzt auch montags geöffnet. Durch einen flexibleren Personaleinsatz war außerdem sichergestellt, dass die Außenstelle auch bei Krankheit und Urlaub geöffnet bleiben konnte.
Wichtiger Bestandteil der Unterstützung des Vereins für Heimatpflege Viersen und seiner Arbeitskreise ist die Unterstützung der Recherchearbeit und die Begleitung und Betreuung der Publikationen. So haben sich im vorigen Jahr die Arbeitskreise zu 55 Sitzungen am Standort Viersen getroffen. Der Vorsitzende des Vereins für Heimatpflege, Dr. Albert Pauly, freut sich, dass die gute Kooperation zwischen Verein und Archiv Kontinuität hat. „Es gab lange Zeit kein öffentliches Archiv in Viersen. Der Verein für Heimatpflege hat 1986 mit dafür gesorgt, dass das Stadtarchiv im ehemaligen Humanistischen Gymnasium untergebracht wurde, einen hauptamtlichen Leiter erhielt und das Mobiliar, das heute noch benutzt wird, wurde vom Verein gestiftet. Wir verstehen uns deshalb heute noch als ehrenamtliche Paten des Archivs.“
Von der täglichen Arbeit berichtet Frank Brüggen, der Leiter des Arbeitskreises Stadtfoto. „Wir haben in den letzten drei Jahren viele alte Bilder kommentieren und veröffentlichen können. Wir haben uns zur Aufgabe gemacht, unveröffentlichte Bilder zu veröffentlichen und zu kommentieren.“ Das neueste Werk des Arbeitskreises ist gerade in der Druckerei und konnte am Tag der Archive schon in zwei Probedrucken dem Publikum im Kreisarchiv gezeigt werden.
Ramona Vahle-Bonsels, Vorsitzende des Arbeitskreises Familienkunde freut sich vor allem auf die Digitalisierung der Einwohnermeldekarteien. Ihr Arbeitskreis hat seit 1986 fast 50 Schriften veröffentlicht. Das nächste Projekt ist die Fortsetzung der Dülkener Trilogie zu Beginn des 19. Jahrhunderts: Der Arbeitskreis möchte die kaiserzeitliche Einwohnermeldekartei – zu Beginn des 19. Jahrhunderts – für Dülken auswerten. Es handelt sich um die älteste Einwohnermeldekartei der heutigen Stadt Viersen mit geschätzt 15.000 bis 20.000 Karten, die Informationen über Einwohner, Familienverbünde und Wohnsitzwechsel enthalten. Zunächst wird das Kreisarchiv die Kartei digitalisieren lassen. Dazu werden hoch spezialisierte Scaneinrichtungen einer Fachfirma eingesetzt. „Dann haben wir digitalisierte Karten zur Verfügung. Dadurch können wir parallel von zu Hause aus arbeiten, und die Originale sind zugleich besser geschützt“, so Vahle-Bonsels. Der Kreisarchivar sieht in den Ergebnissen auch einen allgemeinen Nutzen: „Damit können wir die Sozialgeschichte Dülkens gut darstellen.“
Einer der Autoren, die vom Kreisarchiv betreut werden, ist der pensionierte Geologe Dr. Klaus Skupin. „Als Geologe interessiert mich die Geschichte der Sand-, Kies- und Lehmgruben. Erste Gruben finden sich rund um das Jahr 1880.“ Seine Arbeit wird jetzt redaktionell für den Druck vorbereitet.
Archivar Marcus Ewers will die Besucher möglichst gut unterstützen. „Das Ehrenamt ist kein Selbstläufer, man muss etwas investieren, damit man etwas zurückbekommt. Dadurch ist das Archiv sehr lebendig und bürgernah.“
Offenheit und Nähe will Kreisarchivar Habersack weiterhin zu den Schulen ausbauen und festigen: „Wir haben vier Bildungspartnerschaften mit Schulen in Grefrath, Kempen, Tönisvorst und Viersen und sind offen für weitere Schulen aus dem Kreisgebiet.“ Mit den Bildungspartnerschulen in Grefrath und Kempen läuft derzeit ein Projekt zum Thema Re-Fotografie. Die Gegenüberstellung von historischen und zeitgenössischen Fotos spricht in besonderer Weise auch Schüler an. Damit werden wir in Zukunft auch das Angebot am Standort Viersen erweitern.
1 Jahr Eingliederung Stadtarchiv
Gemeinsame positive Bilanz ein Jahr nach Eingliederung des Viersener Stadtarchivs ins Viersener Kreisarchiv (v.r.): Kreisdirektor und Kulturdezernent Ingo Schabrich, Kreisarchivar Dr. Michael Habersack, der Vorsitzende des Vereins für Heimatpflege Viersen, Dr. Albert Pauly, die Sprecherin des Arbeitskreises Familienkunde, Ramona Vahle-Bonsels, der Sprecher des Arbeitskreises Stadtfoto, Frank Brüggen, Autor Dr. Klaus Skupin und Kreisarchivamtmann Marcus Ewers.
Foto: Kreis Viersen
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