Bocholt, 31. März 2018
Stadtgeschichte: Die Privatschule der Lehrerin Hedwig Koop
Stadtarchiv Bocholt präsentiert das historische Foto des Monats
Bocholt (PID). Am 12. Dezember 1908 erhielt die Bocholterin Hedwig Koop (geb. Schüring) von der Königlichen Regierung in Münster „die jederzeit widerrufliche Erlaubnis, in Bocholt eine Privatschule zu halten, [und zwar] zur Vorbereitung von Kindern für die Sexta einer höheren Lehranstalt oder die siebente Klasse einer zehnklassigen höheren Mädchenschule.“ An diese Privatschule erinnert jetzt das historische Foto des Monats, herausgegeben vom Stadtarchiv Bocholt.
Schon seit April 1904 hatte die ausgebildete Pädagogin mit behördlicher Genehmigung als Hauslehrerin in der elterlichen Wohnung am Südwall etwa 30 Kinder namhafter Bocholter Familien in vier Jahrgängen unterrichtet.
Hedwig Koop wurde am 6. August 1875 als Tochter des Bocholter Fabrikanten Heinrich Schüring und der Thekla Herding geboren. Nach der Volksschule besuchte sie ab 1887 die höhere Mädchenschule ihrer Heimatstadt und ab 1891 das Institut Haus Aspel bei Rees. Sie vollendete ihre Studien im Kloster der Franziskanerinnen in Marienwerth bei Maastricht. In Koblenz bestand sie 1895 die Reifeprüfung und erhielt dort das Zeugnis für mittlere und höhere Mädchenschulen. Zwei Jahre später ließ sie sich in Brüssel in der französischen Sprache ausbilden und heiratete 1898 den Fabrikanten Hubert Koop (1864-1936).
Nachdem die Firma ihres Mannes durch Liquidation eingegangen und er aus gesundheitlichen Gründen kaum arbeitsfähig war, nahm Hedwig Koop ihre Lehrtätigkeit nach eigenen Angaben schon im September 1901 auf. Als während des Ersten Weltkrieges viele Lehrkräfte eingezogen wurden, nahm sie Schüler aus den öffentlichen Schulen zu sich in ihr Institut, wofür man sie am 30. März 1918 mit dem Verdienstkreuz für Kriegshilfe ehrte. In den zwanziger Jahren unterrichtete sie in den Räumen des Gesellenhauses an der Kolpingstraße rund 80 Schulkinder.
„Meine ganze Lebensarbeit galt der Schule, und dafür musste die Betätigung als Frau und Mutter in den Hintergrund treten“, erklärte sie 1922 in einer Stellungnahme. Am 1. April 1931 wurde Hedwig Koop in den Schuldienst der Stadt Bocholt übernommen, nachdem die Privatschulen aus gesetzlichen Gründen schließen mussten. Sie lehrte bis zu ihrer Pensionierung am 30. September 1937 an der Langenbergschule.
Das Foto aus den zwanziger Jahren entstand auf dem Platz vor dem Gesellenhaus. Die Häuser im Hintergrund (Bäcker Ullrich, Sanitätsrat Dr. Eckervogt und Buchdrucker Kölle) standen an der Nobelstraße. Privatlehrerin Hedwig Koop hat inmitten ihrer Schüler Platz genommen. In der obersten Reihe ist ihre Tochter Thekla (1901-1975) zu sehen, die ihre Mutter seit 1922 in der Privatschule unterstützte. Hedwig Koop starb am 9. Juli 1946 im Alter von 70 Jahren in Recklinghausen.
Text: Wolfgang Tembrink, Stadtarchiv Bocholt
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Pädagogin Hedwig Koop (1875-1946)
Pädagogin Hedwig Koop (1875-1946) im Kreise ihrer Schülerschaft. (Foto: Stadtarchiv Bocholt)