Kreis Steinfurt. Opfer von Gewalt- oder Sexualstraftaten im Kreis Steinfurt können in hiesigen Krankenhäusern Spuren anonym sichern lassen. Der Runde Tisch Häusliche Gewalt hat gemeinsam mit dem Institut für Rechtsmedizin der Westfälischen Wilhelms- Universität in Münster ein Verfahren entwickelt, das eine vertrauliche und anonyme Spurensicherung ermöglicht. Informationen über die Anonyme Spurensicherung (ASS) und welche Möglichkeiten Opfer nach einem Übergriff haben, erhalten Betroffene unter anderem in einem neuen Flyer „Vertrauliche Hilfe nach sexueller Gewalt - Informationen für Betroffene einer Sexualstraftat“.
Landrat Klaus Effing als Schirmherr des Runden Tisches ist froh, dass den Opfern dieses Hilfsangebot auch im Kreis Steinfurt gemacht werden kann: „Dieses Verfahren bietet trotz der Anonymisierung eine gerichtsverwertbare Spurensicherung und –lagerung, was für die Strafverfolgung Bedeutung hat. Es ist gut, dass wir im Kreis ASS nun flächendeckend anbieten können.“ Die Opfer müssen sich in ihrer Lage nicht sofort mit einer Anzeigenerstattung auseinandersetzen ergänzt die Gleichstellungsbeauftragte des Kreises Steinfurt, Anni Lütke Brinkhaus: „Scham, Angst und Abhängigkeiten hindern die traumatisierten Opfer oftmals daran, zeitnah eine Anzeige zu erstatten. Durch die ASS haben Betroffene zehn Jahre Zeit, die Entscheidung zu überdenken, nachdem sie Tatspuren und anschließende Dokumentation haben sichern lassen.“ In diesem Zusammenhang wies Lütke Brinkhaus auf die 262 Sexualstraftaten und 599 Fälle häuslicher Gewalt im vergangenen Jahr im Kreis Steinfurt hin. Durch die anonyme Spurensicherung hofft sie, dass Fälle aus dem Dunkelfeld zur Anzeige gebracht werden.
Wie das ASS-Verfahren praktisch umgesetzt wird, erklärt Monika Hoelzel, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Rheine und Mitglied der Arbeitsgruppe „Recht“ des Runden Tisches gegen Häusliche Gewalt: „Nach der ärztlichen Untersuchung, einer Verletzungsdokumentation und der Spurensicherung in einem der Krankenhäuser werden die Spuren anonymisiert im Institut für Rechtsmedizin in Münster mit einer Chiffre-Nummer gelagert. Bei einer späteren Anzeigenerstattung können die Spuren den entsprechenden Akten zugeordnet werden und als wichtiges Beweismittel dienen. Erfolgt innerhalb von zehn Jahren keine Anzeige, werden sie vernichtet.“
Ärztinnen und Ärzte des Maria-Josef-Hospitals in Greven, des Mathias-Spitals in Rheine und des Klinikums Ibbenbüren haben sich in den letzten Monaten auf Fälle anonymisierter Spurensicherung vorbereitet. Die Arbeitsgruppe „Recht“ und Prof. Dr. Heidi Pfeiffer vom Institut für Rechtsmedizin haben in Zusammenarbeit mit den drei Krankenhäusern entsprechende Fortbildungen organisiert.
Der neue Flyer „Vertrauliche Hilfe nach sexueller Gewalt - Informationen für Betroffene einer Sexualstraftat“ wird in den nächsten Wochen kreisweit in Beratungsstellen, Krankenhäusern, Arztpraxen, Institutionen etc. ausgelegt.
Folgende Kliniken bieten anonyme und vertrauliche Untersuchungen an:
Hilfe und Unterstützung erhalten die Opfer außerdem in folgenden Einrichtungen: