Presseinformation

Nr. 270 Steinfurt, 01. August 2018


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Wechsel nach 27 Jahren im Gleichstellungsbüro des Kreises Steinfurt: Interview mit Anni Lütke Brinkhaus und Brigitte Kumpmann
Eine bessere Vernetzung und mehr Frauen in Führungspositionen sind erste Ziele der neuen Gleichstellungsbeauftragten

Kreis Steinfurt. Stabwechsel im Gleichstellungsbüro des Kreises Steinfurt: Nach 27 Jahren als Gleichstellungsbeauftragte ist Anni Lütke Brinkhaus jetzt in den Ruhestand getreten. Ihre Nachfolge tritt Brigitte Kumpmann an. Die dreifache Mutter arbeitet seit 1982 beim Kreis Steinfurt und war in dieser Zeit im Ordnungsamt, Schulamt, Sozialamt, im Jugendamt sowie im jobcenter tätig. Wir sprachen mit den beiden Frauen über ihre Aufgaben.

 

Frau Lütke Brinkhaus, 1991 wurden Sie Gleichstellungsbeauftragte beim Kreis Steinfurt. Was hat sich seitdem verändert?

Anni Lütke Brinkhaus: Das Denken ist heute ein anderes. Die gesetzlichen Rahmenbedingungen haben sich zu Gunsten der Gleichstellung verschoben. Das erste Frauenfördergesetz war ein gesetzlicher Einstieg in das bis dahin im Grundgesetz verankerte Recht. Das heute geltende Landesgleichstellungsgesetz NRW hat die vielen Details, die für die Realisierung der Frauenförderung erforderlich sind, als gesetzliches Gebot festgeschrieben. Damit erhielt die Position der Gleichstellungsbeauftragten einen festen Wirkungsrahmen: Sie arbeitet weisungsunabhängig und ist bei allen Personal-, Sozial- und Organisationsangelegenheiten noch vor dem Personalrat zu beteiligen. Erfolgt die rechtzeitige Beteiligung nicht, ist die Maßnahme rechtswidrig.

 

Die Zusammenarbeit mit den politischen Gremien ist über die Jahre intensiver geworden. In meinen 27 Jahren als Gleichstellungsbeauftragte hat die Politik sechs Frauenförderpläne sowie den ersten Gleichstellungsplan beschlossen. Alle einstimmig! Das waren sehr gute Voraussetzungen für meine Arbeit.

 

Und was sind die großen Errungenschaften in der Verwaltung gewesen?

Anni Lütke Brinkhaus: Über die Jahre hat sich die Gleichstellungsarbeit in der Kreisverwaltung etabliert. Frauenförderung und Gleichstellung hat einen anderen gesellschaftlichen Stellenwert erhalten.

Sehr froh bin ich über die grundsätzliche Teilbarkeit der Stellen. Anfangs wurde über jede einzelne Stelle diskutiert, ob sie auch mit zwei Personen besetzt werden kann, heute ist es andersherum: Es muss begründet werden, warum eine Stelle nicht teilbar ist.

Stolz bin ich auch auf die Einführung von Telearbeit beim Kreis Steinfurt. Sie ist ein wichtiges und erfolgreiches Instrument bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie.

 

Die Gleichstellungsbeauftragte des Kreises wirkt ja auch nach außen, in die Öffentlichkeit. Gibt es etwas, was Ihnen besonders am Herzen lag?

Anni Lütke Brinkhaus: Wichtig war mir der Aufbau der interkommunalen Zusammenarbeit. Die Gleichstellungsbeauftragten sind heute sowohl kreis- als auch münsterlandweit gut vernetzt; ebenso auf Bundes- und Landesebene.

Besonders am Herzen lag mir der Aufbau der Frauenberatungsstelle in Rheine im Jahre 2011. Es war ein Projekt des „Runden Tisches gegen Häusliche Gewalt“, wir haben jahrelang gekämpft und letztendlich eine Ausnahmegenehmigung vom Ministerium bekommen. Das freut mich noch heute.

 

Frau Kumpmann, nach 27 Jahren sind Sie jetzt das neue Gesicht im Gleichstellungsbüro des Kreises Steinfurt. Was haben Sie sich bisher vorgenommen?

Brigitte Kumpmann: Viele gute Projekte möchte ich weiterführen, so zum Beispiel den „Runden Tisch gegen Häusliche Gewalt“.

Insgesamt ist mir die Vernetzung der Frauen im Kreis Steinfurt ein Anliegen und die Frage, was sie bewegt. Gerne möchte ich die Vernetzungsstruktur verbessern.

Mir ist wichtig, dass mehr Frauen beim Kreis Steinfurt Führungspositionen übernehmen und dass dies auch in Teilzeit möglich ist. Entscheidend wird sein, wie gut Beruf und Familie miteinander vereinbar sind. Damit meine ich aber nicht nur die Vereinbarkeit mit Kindern, sondern auch mit pflegebedürftigen Angehörigen.

Zudem möchte ich ins Gespräch bringen, dass es auch heute noch unbewusste Ungleichbehandlungen gibt.

 

Frau Lütke Brinkhaus, um diese Ziele zu erreichen: Was wünschen Sie Ihrer Nachfolgerin?

Anni Lütke Brinkhaus: Dass sie ebenso aufgeschlossene und kreative Gesprächspersonen, die die Arbeit der Gleichstellung unterstützen, hat, wie ich sie seit vielen Jahren in meiner Arbeit wertschätzen konnte.





Anni Lütke Brinkhaus und Brigitte Kumpmann