„Frieden und Freiheit erfolgen nicht in Berlin und Washington“, sagte Erster Stadtrat Thomas Waschki bei der Vorstellung des jetzigen Kooperationsprojektes im Bültenhaus Suderwick, „sondern hier vor Ort. Vor der eigenen Haustür zeigen wir Europa ‚von unten‘ mit kleinen und sehr wichtigen Projekten wie diesen.“
Freiheit ist ein kostbares Gut
Die Erzählungen der Menschen, die die Kriegsjahre erlebt haben, erinnern die Nachfolgegenerationen daran, wie kostbar Freiheit ist. Die meisten Menschen kennen ein Familienmitglied, das vom Zweiten Weltkrieg betroffen war. Viele Geschichten wurden bereits erzählt, viele Bücher geschrieben, viele Erinnerungen festgehalten - und dennoch gibt immer noch Menschen, die die Erinnerungen ihrer Väter, Omas oder Nachbarn gerne aufgeschrieben hätten.
Auch Thomas Waschki kennt diese Situation aus der eigenen Familie. Sein Vater, so berichtet er, war als Achtjähriger aus Ostpreußen nach Dänemark und später nach Westdeutschland geflohen. Kurz vor seinem Lebensende konnte die Familie den Vater dazu bringen, seine Gedanken und Erinnerungen aufzuschreiben und hat daraus ein kleines Buch gedruckt.
Generationsübergreifender Biografie-Schreibkurs
Die Veranstalter gehen davon aus, dass es auch in Suderwick und Dinxperlo viele ältere Menschen gibt, die den Krieg erlebt haben. Sie sollen in den acht Kursen befragt werden, damit ihre Erfahrungen und Geschichten nicht in Vergessenheit geraten. Gerade für die junge Generation sei es wichtig zu wissen, was Krieg bedeutet, wie furchtbar der Krieg gewesen sei, so die Organisatoren.
Dabei hofft die niederländische Dozentin Anna Schimmel, die die Kurse leiten wird darauf, dass möglichst viele Erinnerungen aufgeschrieben werden können. Sie lädt die ältere Generation mit den Kindern und Enkelkindern ein, gemeinsam ihre Geschichten zu erzählen. Dabei liegt der Fokus nicht nur auf Kriegserinnerungen, sondern auch darauf, den Alltag an der deutsch-niederländischen Grenze zu schildern. Viele ältere Menschen haben noch lebhafte Erinnerungen daran, wieviel Spaß sie als Kinder hatten, wie sie die Befreiungsfeier und die Nachkriegszeit erlebten. Sie erinnern sich an kanadische Schokolade, an den Zucker der ersten Orange oder die ersten Wörter einer Rede des Bürgermeisters, als sie wieder zur Schule gingen.
Biografie-Nachschlagewerk
In dem jetzigen Kurs möchte Anna Schimmel Menschen anregen, ihre Erinnerungen aus dem Zweiten Weltkrieg, an die Befreiung und die Zeit danach festzuhalten. Die Teilnehmer des Biografie-Schreibkurses lernen, ihre Texte selbst aufzuschreiben. Die Referentin unterstützt mit Beispielen und Schreibtipps, hilft beim Formulieren, bei der Gestaltung sowie bei der Findung von Perspektive und Titel. Gemeinsam werden dazu passende Fotos oder Zeichnungen gesucht.
Als Abschluss des Kurses werden die Biografien zu einem gemeinsamen Erzählband zusammengetragen und als Buchexemplar gebunden. So entsteht ein Biografie-Nachschlagewerk für jeden Kursteilnehmer. Einige Exemplare sollen zudem den Bibliotheken in Bocholt und Suderwick, in Aalten und Dinxperlo, dem Nationaal Onderduikmuseum Aalten und dem Heimatverein Suderwick zur Verfügung gestellt werden.
Anmeldungen zum Biografie-Schreibkurs
Dieser Kurs richtet sich an Menschen,
- die Geschichten von Oma/Opa kennen und diese gerne für kommende Generationen festhalten möchten
- die mit Mutter/Vater zusammen alte Erinnerungen erhalten und aufschreiben möchten
- die ihr Wissen festhalten wollten und nie wussten, wie sie damit beginnen sollten
Termine in der Bibliothek Suderwick: Mittwoch, 29. Januar / 12. Februar / 26. Februar / 11. März, jeweils von 10-12 Uhr
Termine in der Bibliothek Aalten: Dienstag, 28. Januar / 11. Februar / 25. Februar / 10. März, jeweils von 19.30-21.30 Uhr
Der Kurs schließt mit einem Besuch im National Onderduikmuseum in Aalten ab. Die Kosten für den vierteiligen Kurs betragen 20 Euro, inklusive einem Buchexemplar der entstandenen Texte. Anmeldungen werden in der Bibliothek Suderwick (Bültenhaus) entweder persönlich unter Tel. 02874/ 90 59 829 oder per E-Mail subibliothek@mail.bocholt.de entgegen genommen.
Pressekontakt: Stadt Bocholt - Fahrradfreundlichste Stadt Deutschlands, Europabüro, Partnerschaftsbeauftragte Petra Taubach, Telefon +49 2871 252222, E-Mail: petra.taubach@mail.bocholt.de
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