Bocholt, 21. November 2000
Bocholt im Jahre 2015 - Bevölkerungsprognose liegt vor
Bürgermeister Klaus Ehling präsentiert beeindruckende Zahlen
Bocholt (pd).
Bürgermeister Klaus Ehling stellte heute die neueste Bevölkerungsentwicklungsprognose vor, die der Fachbereich Stadtentwicklung und Wirtschaftsförderung im Rahmen der Schriftenreihe "Beiträge zur Stadtentwicklung und Statistik" jetzt zum Thema "Strategien der konzeptionellen Stadtentwicklung" neu aufgelegt hat.
Informationen über die Bevölkerung nehmen im System der Basisdaten der Stadtentwicklung eine zentrale Rolle ein. Denn öffentliche Infrastrukturentscheidungen sind in großem Umfang abhängig von der demographischen Entwicklung insgesamt bzw. von der Entwicklung bestimmter Altersgruppen. Bevölkerungsprognosen bilden somit eine wesentliche Entscheidungshilfe für die Abschätzung und die Planung von Infrastruktureinrichtungen wie Kindergärten, Schulen, Senioren- und Pflegeheimen oder Krankenhäusern und beeinflussen darüber hinaus auch die Bereitstellung von Wohnbauland und Gewerbeflächen für Industrie und Gewerbe.
Somit entscheiden diese Prognosen nicht unwesentlich über kommunale Entscheidungen von erheblicher finanzieller Bedeutung - auch hinsichtlich entsprechender Folgekosten.
Mit der vorliegenden Prognose wird die bisher aktuelle Bevölkerungsuntersuchung aus dem Jahre 1995 aktualisiert und der Prognosehorizont bis auf das Jahr 2015 ausgedehnt.
Während für das Land Nordrhein-Westfalen und auf der Ebene der kreisfreien Städte und Kreise vom Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik (LDS NRW) seit 1976 regelmäßig alle zwei Jahre Bevölkerungsprognosen für einen 10 bis 20jährigen Zeitraum erstellt werden, gibt es für die kreisangehörigen Städte und Gemeinden solche Untersuchungen in der Regel nicht. Aus diesem Grunde ist diese - von der Stadt Bocholt erstellte Prognose - für die Politik und Verwaltung wichtig, um die richtigen Infrastrukturplanungen für die Zukunft erstellen zu können. Deshalb wurde in Zusammenarbeit und Abstimmung mit dem LDS NRW zum zweiten Mal eine eigene Prognose für die Stadt Bocholt erstellt.
Die in Bocholt teilweise hohen, wenn auch abnehmenden, traditionellen Geburtenüberschüsse, wird es voraussichtlich ab 2001/2002 nicht mehr geben. Sie werden durch Sterbefallüberschüsse abgelöst. Damit passt sich die Entwicklung der Bocholter Bevölkerung der anderer Städte an. Die entsprechend der Verhältnisse der letzten Jahre weiterhin angenommenen Wanderungsgewinne (mehr Zuzüge als Fortzüge) können diese Entwicklung nicht ausgleichen, so dass die Bevölkerung bis zum Jahre 2015 leicht abnehmen und dann um etwa 1.500 Einwohner unter dem Wert des Jahres 2.000 liegen wird.
Wichtig sind aber nicht so sehr die Daten über die tatsächliche Gesamtzahl der Einwohner, sondern auch vielmehr die Entwicklung der Einwohner in verschiedenen Altersgruppen, da sie im wesentlichen als Nutzer der verschiedenen Infrastruktureinrichtungen der Stadt (Kindergärten, Schulen, Heime etc.) aber auch für die künftige Flächenbereitstellung z.B. von Wohnbauland von Bedeutung sind. So wird z.B. die Zahl der Kinder im Kindergartenalter (3 bis unter 6 Jahre) voraussichtlich um 625 Kinder abnehmen; das entspricht bei 25 Kindern je Kindergartengruppe rechnerisch 25 Kindergartengruppen.
Im Grundschulalter (6 bis unter 10 Jahre) wird sich die Zahl der Kinder voraussichtlich um 1.389 reduzieren. Bei durchschnittlich 24 Kinder je Klasse bedeutet dies einen Rückgang von rechnerisch 58 Grundschulklassen. Im derzeit laufenden Schuljahr sind in Bocholt 165 Grundschulklassen gebildet worden.
Bis zum Jahr 2012 wird die Altersgruppe der jungen Erwerbsfähigen (19 - 40 Jahre) um 3.632 Personen und damit um 16.7% geringer werden und diesen Tiefstand bis zum Jahre 2015 unverändert halten. Die Wirtschaft in Bocholt wird diesen Trend spüren, denn gut ausgebildete Nachwuchskräfte werden in diesem Zeitraum Mangelware sein.
"Die Anstrengungen von Wirtschaft und Stadt", so Bürgermeister Klaus Ehling, "im Hinblick auf die Entwicklung der Fachhochschule in Bocholt vor allem mit dem Ziel, jungen Menschen eine qualifizierte Hochschulbildung hier in Bocholt zu ermöglichen und sie zugleich als Nachwuchskräfte an die hiesige Wirtschaft zu binden, stellen einen gewichtigen und zugleich zukunftsweisenden Weg dar". Die geburtenstarken Jahrgänge der 70er Jahre werden durch das Hineinwachsen in die Altersgruppe 40 - 60 Jahre für einen kontinuierlichen Anstieg dieser Altersgruppe bis zu einem Plus von 26,5 % im Jahre 2012 sorgen.
Bei der Zahl der Einwohner im Rentenalter setzt sich - wie in NRW und Deutschland - der Alterungsprozess der Bevölkerung fort. Im Jahre 2015 wird jeder 5. Einwohner der Stadt Bocholt über 65 Jahre, fast jeder 10. Einwohner über 75 Jahre alt sein. Hierauf wird sich z.B. der Handel einstellen müssen, der bei gleichzeitigen Rückgang der jüngeren Altersjahrgänge einen deutlichen Wandel im Konsumverhalten der Einwohner erfahren wird.
"Es bleibt zu hoffen", zieht Bürgermeister Klaus Ehling doch noch ein nicht so negatives Fazit der Berechnungen, "dass sich aufgrund der derzeitigen positiven wirtschaftlichen Rahmenbedingungen die Wanderungsgewinne über die angenommen Zahlen hinaus entwickeln. Zu einer Ergebnisumkehr wird das nicht führen, aber wir können dann eine leicht positivere Entwicklung ausweisen".
Die Bevölkerungsprognose liegt in gedruckter Form im Fachbereich Stadtentwicklung und Wirtschaftsförderung, Ansprechpartner ist Heinz-Josef Nienhaus, Tel.: 0 28 71 / 95 33 24, Email: hnienhau@mail.bocholt.de, Fax: 0 28 71 / 95 35 65, aus.
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Titelbild Bevölkerungsprognose 2015
Bevölkerungspyramide Stand 2000
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