Bocholt, 21. Mai 1999
60 Frauen aus dem Kreis Borken erkundeten Berlin
Studienfahrt für Frauen von Gleichstellungsbeauftragten aus dem Kreis organisiert - Berlin "Von der Weiberwirtschaft bis in die Puppen"
Bocholt (pd).
Jüngst fand eine erneute Studienfahrt für Frauen statt, die von der Gleichstellungsbeauftragten des Kreises Borken, Mechtild Schulze Hessing, und der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Bocholt, Monika Tenbrock, in Zusammenarbeit mit Dr. Peter Leibenguth-Nordmann von der Europäischen Staatsbürgerakademie organisiert und durchgeführt wurde. Von der großen Zahl der Interessierten konnten 60 Frauen Berlin unter dem Motto "Von der Weiberwirtschaft bis in die Puppen" kennenlernen. Ein Schwerpunkt der viertägigen Bildungsreise war die Erkundung der Frauengeschichte in Berlin. So führte eine alternative Stadtrundfahrt zwar auch zu den klassischen historischen Gebäuden und Plätzen, allerdings erörterte die Journalistin Claudia von Gelieu die Geschichte unter frauenspezifischen Aspekten und stellte besondere Leistungen von Frauen heraus. Darüber hinaus wurden ansonsten oftmals unbeachtete markante Punkte in Berlin besucht, die die Geschichte der Frauen in Berlin widerspiegeln.
Ein weitere Höhepunkt der Reise war der Besuch der "Weiberwirtschaft", der größten Frauengenossenschaft der Bundesrepublik Deutschland, die in Berlin-Mitte ein Frauengewerbezentrum unterhält. Die "Weiberwirtschaft" ist seit 1993 Eigentümerin einer ehemaligen Kosmetikfabrik mit einer Nutzfläche von 5500 Quadratmetern. In der alten Backsteinfabrik mit Vorderhaus, Hinterhaus, drei Höfen und sieben Gebäuden wird auf sechs Geschossen, die nach ökologischen Gesichtspunkten saniert und umgebaut wurden, bis zu 50 Frauenunternehmen ein gesicherter Standort geboten. Das Gründerinnenzentrum bietet die Infrastruktur für den Einstieg in die berufliche Selbständigkeit von Frauen wie Beratungs- und Weiterbildungsangebote, Informations-, Know-How-, und Erfahrungsaustausch, gemeinsame Marketingmöglichkeiten sowie Kinderbetreuung.
Ein kontrastreiches Kulturangebot stand ebenfalls auf dem Programm. Zwischen Oper, Kabarett, Varieté und Theater konnten die Teilnehmerinnen an zwei Abenden auswählen. Auch durfte ein Museumsbesuch nicht fehlen; aus dem breiten Angebot der Berliner Museumslandschaft wurden das Pergamon-Museum und das Käthe-Kollwitz-Museum ausgesucht. Bei einem Besuch in Potsdam einschließlich Schloß Sanssouci wurden bei einer Führung durch den Schloßpark und durch das Neue Palais unter strahlendem Sonnenschein viele Eindrücke über die Lebensart früherer Herrscher gewonnen..
Die Studienfahrt wurde angereichert mit Informationen der Organisatorinnen über die besonderen Lebensbedingungen in Kreuzberg, wo das von den Teilnehmerinnen bewohnte ESTA-Tagungshotel seinen Standort hat, sowie mit Biographien von bekannten und weniger bekannten Berlinerinnen früher und heute.
"Mit der Studienfahrt für Frauen verfolgen wir zwei Ziele", so die beiden Gleichstellungsbeauftragten, "zum einen möchten wir allen Frauen eine solche Reise ermöglichen, unabhängig von Alter und Einkommenssituation, und insbesondere ist das Programm auch für Alleinreisende konzipiert. Zum anderen möchten wir einen Einblick in die Lebenssituation von Frauen in anderen Regionen der Bundesrepublik, insbesondere in den neuen Bundesländern, geben." Dies war bereits die dritte Studienfahrt speziell für Frauen, die von den beiden Gleichstellungsbeauftragten zusammen mit der ESTA organisiert wurde.
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