Pressemeldung der Stadt Bocholt

Bocholt, 31. Mai 1999

1.355 DM übergeben

Kommunionkinder spenden für Asylbewerberkinderschule

Bocholt (pd).

Auf insgesamt 1.355 DM war der Scheck ausgestellt, den jetzt die Kommunionkinder der Pfarre St. Laurentius und Pater Norbert von eben dieser Pfarre der Asylbewerberkinderschule (Theodor-Heuss-Ring 19 A) überreichten. Von dem Geld wurde bereits Spielzeug angeschafft und es ist auch noch ein großes Sommerfest vor Ort geplant. Seit Jahren geben die Kinder von dem Geld, das ihnen anläßlich der heiligen Kommunion von Eltern, Verwandten und Bekannten geschenkt wurde, einen Teil an gemeinnützige und caritative Einrichtungen ab. In diesem Jahr entschlossen sich die Kinder spontan, das Geld der Asylbewerberkinderschule zu überreichen. "Es ist wichtig," so Pater Norbert von der Pfarre St. Laurentius, "dass die Kinder einen Bezug dazu haben, wo das Geld verwendet wird. Sie müssen sich ein Bild davon machen können." Es war auch erfreulich, dass die Kommunionkinder den Kontakt zu den Asylbewerberkindern gesucht haben und ihn auch weiter pflegen wollen.

Kurz zur Geschichte der Asylbewerberkinderschule/Auszug aus dem Text des Antrages auf Förderung einer Allgemeinen Maßnahme zur Arbeitsbeschaffung ABM

Seit dem 01.10.1990 führt die Stadt Bocholt unter der Federführung des Sozialamtes (jetzt Schulverwaltungs- und Kulturamtes) ein Integrationsprogramm in Form eines Pilotprojektes für Kinder ausländischer Mitbürger (Asylbewerber) im Rahmen einer ABM mit derzeit zwei Lehrkräften durch. Hierbei handelt es sich ausschließlich um eine Betreuungsmaßnahme mit integrativen Zielen. Aufgrund des sozio-kulturellen Hintergrundes - in einer von Chaos, Ungewißheit, Bedrohung für Leib und Leben geprägten Dauerkrise - fehlen die für die Kinder entwicklungsfördernden Momente der Stabilität, Geborgenheit und Sicherheit. Die Persönlichkeit der Kinder wird weiter destabilisiert durch Erfahrungen wie Flucht und Migration, Heimatverlust, Sprachinkompetenz in der neuen Umgebung, Kulturfremdheit, eine spürbare Ablehnung oder Anfeindung.

Sowohl im affektiven, kognitiven, emotionalen als auch im feinmotorischen Bereich fehlen den Kindern jegliche Grundlagen, die Voraussetzung für die Teilnahme am Unterricht in der Regelschule sind.

In der Regel werden durchschnittlich ca. 20 - 25 Kinder in den Vorbereitungskursen (mo.-fr. von 09.00 Uhr bis 12.00 Uhr) mit der deutschen Sprache vertraut gemacht. Das Erlernen der deutschen Sprache ist zunächst Grundvoraussetzung für die Integration in dem neuen Land. Ältere Kinder (es werden Kinder im Alter von ca. 4 - 10 Jahren betreut), die im Anschluß an die Vorbereitungskurse die örtlichen Grund- und Hauptschulen besuchen wollen, erlernen einfache Grundrechenarten sowie das Lesen und das Schreiben der deutschen Sprache.

Die Kinder werden bis zu den Sommerferien betreut und besuchen anschließend die örtlichen Regelschulen.

Die überwiegende Anzahl der Kinder hat in ihrem Heimatland weder einen Kindergarten noch eine Schule bzw. eine ähnliche Einrichtung besuchen können, d.h., die Kinder sind in ihrem Entwicklungsstand um mehrere Jahre hinter dem deutscher Kinder zurückgeblieben.

So fehlen den Schülern (selbst den 10jährigen Kindern) die einfachsten Fähigkeiten und Fertigkeiten, die Voraussetzung für den Besuch einer Schule sind. Sie können zum Teil weder mit der Schere umgehen, noch Flächen ausmalen bzw. Schwungübungen zur Vorbereitung auf den Schreiblehrgang durchführen.

Auch im sozialen Bereich sind erhebliche Defizite festzustellen. Die Kinder sind nicht in der Lage, Konflikte gewaltfrei zu bewältigen.

Ein wichtiges Ziel der Betreuungsmaßnahme ist daher die Vermittlung von Werten wie Toleranz, Respekt und Achtung gegenüber den Mitschülern, Mitgefühl und Fairness, die Voraussetzung für ein konfliktfreies Leben in der Gruppe sind.

Diese Werte sollen spielerisch in Form von Gesellschaftsspielen, Kreisspielen, u.ä. in und außerhalb des Unterrichtsraumes in der Gruppe vermittelt werden.

Die o.g. Punkte verdeutlichen, daß das Projekt keinesfalls als "Konkurrenz" zur Institution Schule zu verstehen ist, sondern vielmehr als wichtige Vorbereitungsphase auf die Regelschulen betrachtet werden muß. Die Zusammenarbeit mit den Bocholter Schulen und der Schulaufsicht beim Kreis Borken ist sehr intensiv. Regelmäßig erfolgen Abstimmungsgespräche zur möglichst optimalen Betreuung der in Bocholt lebenden Kinder von Asylbewerbern.

Ein weiteres Anliegen des Projektes ist die Herstellung und Pflege sozialer Kontakte zu anderen Bocholter Schülergruppen (z.B. gemeinsames Karnevalsfest mit Schülern des St.-Josef-Gymnasiums in Bocholt, Teilnahme am Schulfest der Diepenbrock-/Montessorischule) sowie die Integration der Kinder in Bocholter Sportvereinen (VFL Bocholt, TuB Bocholt).

Diese Kontakte sollen auch in der Zukunft aufrechterhalten werden bzw. noch intensiviert werden.

In Anbetracht der auffällig positiven Verhaltensänderung der Kinder, die bisher den Vorbereitungskurs besuchen, kann davon ausgegangen werden, daß diese sich innerhalb dieser Gruppen sehr wohl fühlen, Lernfreude geweckt bzw. erhalten wurden sowie der Kulturschock überwunden werden konnte. Die erfolgreiche Arbeit des o.a. Projektes wurde mehrfach auch positiv vom Schulausschuß der Stadtverordnetenversammlung der Stadt Bocholt gewürdigt.

Deshalb und im Hinblick auf die Zuweisungszahlen ist es unumgänglich, dieses Projekt weiter zu erhalten.

Herkunftsländer derzeit: Libanon, Kasachstan, Kosovo und Rest-Jugoslawien.


Zu dieser Meldung können wir Ihnen folgendes Medium anbieten:

Scheckübergabe Asylbewerberkinderschule 25.5.99
Am 25.5.1999 wurde der Scheck über 1.355 DM an die Leitung der Asylbewerberkinderschule offiziell übergeben. Die Kommunionkinder der Pfarre St. Laurentius und auch Pater Norbert selber stifteten für Spielgeräte und ein großes Sommerfest in der Asylbewerberkinderschule.