Pressemeldung der Stadt Bocholt

Bocholt, 08. September 1999

City-Commerce gut besucht

"Litschi übers Internet nach Hause"

Bocholt (pd).

"Wie kommt die Litschi übers Internet nach Hause"? Diese Frage konnte Stephan Klaus, Geschäftsführer von WMO-Dienstleistungs GmbH, im Rahmen der von der Stadt Bocholt in Kooperation mit Stadtmarketing Bocholt, der Fachhochschule, WMO und net-solution organisierten Veranstaltung "City-Commerce - Auswirkungen neuer Technologien auf lokale Märkte" beantworten. Aber nicht nur Stephan Klaus, sondern auch Fachhochschulprofessor Gregor Kroesen, Vermessungsdirektor Bernd Becker und Michael Reygers wußten mit ihren Vorträgen zu überzeugen.

Erster Stadtrat Bernd Hagmayer begrüßte in Vertretung des verhinderten Stadtdirektors Klaus Ehling über 140 Gäste, die den Weg trotz des schönen Wetters, des fast zeitgleich stattfindenden Fußballspiels und mehrere weiterer Veranstaltungen ins Rathaus gefunden hatten. "Derzeit steht es 2 : 0 für Dortmund," wußte Hagmayer die gleichzeitig Fußballinteressierten mit aktuellen Informationen vom Hünting zu versorgen. Hagmayer wies dann in seiner Begrüßung darauf hin, dass Multimedia und Internet Themen seien, die aus städtischer Sicht eng mit der Wirtschaftsförderung zu tun hätten. Dabei stellte er zum einen die wichtigste Internetadresse, nämlich die der jeweiligen Stadt, und auch die Mittlerfunktion zwischen Verwaltung, Öffentlichkeit und den Unternehmen in den Vordergrund.

Prof. Dr. Gregor Kroesen ging, wie gewohnt sehr locker, auf die Anwesenden zu und erläuterte zunächst mit "seinen" Legosteinen, was Internet überhaupt ist. Im weiteren ging er dann auf die Probleme ein, die Büchereien derzeit schon haben. Die Kunden sind zwar noch in den Büchereien zu finden, die Umsätze gehen aber nach außerhalb. Als Beispiel führte er hier amazon.de an, den weltweit größten Buchhändler, der Milliardenumsätze macht. "Ich bestelle mir nachts um zwei Uhr die Bücher, die ich benötige," so Kroesen, "und innerhalb von zwei Tagen habe ich sie zu Hause." In weiteren Szenarien stellte Kroesen dann seine Version von verschiedenen Städten vor, ob es die "alte Dame" Einkaufsstadt ist, die "im Sterben" liegt, das "Hotel", die totale Dienstleistungsstadt, in der man nicht mehr wissen muss, was passiert, sondern einem alles abgenommen wird bis hin zur virtuellen Stadt. "Ich stelle mir vor," so Kroesen, "dass mit meinem Einkaufswagen, in dem meine Karte steckt, durch ein Kaufhaus fahre, eine CD-ROM dort reinwerfe und wieder hinausfahre. Das Geld wird dann automatisch abgebucht." Es müsse über Trustcenter, digitale Unterschrift und verschlüsseln nachgedacht werden, in Amerika gebe es schon sog. "Server-Farmen", die Rechnerleistung übers Internet versteigern. "Internet löst das Stadtbild vom Raum", so Kroesen. Es müsse - vor allem beim Handel - ein Umdenken geben. "Wir müssen uns ein neues Bild vom Laden schaffen," so Kroesen, "der Schwerpunkt wird noch mehr auf der Beratung liegen, im Hintergrund wird es dann knallhartes E-Commerce geben."

"Ich stöbere noch ganz gerne herum" leitete Dipl.-Ing. Stephan Klaus vom visionären Kroesen, auf handfeste Beispiele von City-Commerce über. "Wir haben uns im Vorfeld unserer Überlegung zu "Bocholt24" Gedanken darüber gemacht, welche Waren für schnelle Transaktionen geeignet sind, und sind dann natürlich im Zusammenhang mit dem lokalen Bezug auf Lebensmittel gekommen." Zusammen mit der Kette EDEKA Elskamp befindet sich Klaus mit seinem Projekt Bocholt24 gerade in der Pilotphase und ab dem Spätherbst wird es vorraussichtlich möglich sein auf der Plattform Bocholt24 über das Internet Waren aus dem Angebot von Elskamp zu bestellen und diese dann auch nach Hause geliefert zu bekommen. "Dabei sind die Waren nicht teuerer als im Laden," so Klaus, "nur der Lieferservice, der logistisch koordiniert werden muß, muß bezahlt werden." Dabei gibt es verschiedene Möglichkeiten, entweder bestelle ich für einen Zeitraum, in dem geliefert wird oder für einen Zeitpunkt, der dann vom Unternehmner (+/- 15 Minuten) eingehalten werden muß. Bezahlt wird entweder bar, mit Geldkarte, EC-Karte oder mit Scheck. An Beispielen von Bestellungen führte Klaus dann vor, wie die Litschi über das Internet ins Haus kommt. "Die Zielgruppe", so Klaus, "sind bei weitem nicht nur die Doppelverdiener, die keine Zeit zum Einkaufen haben, wir müssen auch an die Senioren denken, denen das Einkaufen schon etwas schwerer fällt, und die ihre Dinge des täglichen Bedarfs nach Hause geliefert bekommen möchten." Dabei müssen die Senioren nicht einmal über einen Internetzugang verfügen. Das Konzept von Bocholt24 enthält auch ein Callcenter, in dem nicht nur Reklamationen auflaufen, sondern die Damen und Herren am Telefon können natürlich auch Bestellungen aufnehmen und direkt eingeben. "Wir wollen auch nicht nur mit nur einem Anbieter zusammenarbeiten," so Klaus, "sondern vielen verschiedenen Anbietern die Möglichkeit geben, sich auf der Plattform Bocholt24 zu präsentieren."

"Mein Begriff von Stadt ist ein erheblich technischerer", so Vermessungsdirektor Bernd Becker, Leiter des Amtes für Bodenwirtschaft, der im Anschluß zu Thema "Geographische Marketingunterstützung" vortrug. Seit 1995 besitzt die Stadt Bocholt eine umfassenden Datensammlung in einem geschlossenen System von Echtkoordinaten, die für Architekten, Planer, Banken etc. höchst wichtig und interessant sind. Als Beispiel führt er unter anderem an, das der Architekt des Neutorplatzes Nattler, sich die Daten über das Internet nach Düsseldorf hat schicken lassen, ein Service, der vor einigen Jahren noch undenkbar war. Nattler kann in Düsseldorf mit den Daten von Bocholt planen. Becker wies dann im weiteren noch auf die vorliegenden Daten des Grundstückskatasters, und auch auf die unmittelbar im Internet präsentierten aktuellen Daten der Bodenrichtwertkarte hin. Dort kann jeder Internetnutzer sehen, welchen Richtwert ein Grundstück in Bocholt hat.

Michael Reygers, Jungunternehmer von net-solution, stellt dann "seinen" digitalen Stadtplan vor. "Wir mußten eine hohe Nutzerfrequenz, einen hohen Nutzwert und die Möglichkeit des Marketings haben," stellt Reygers die Ziele seiner ersten Überlegungen vor, "was lag da näher, als einen Stadtplan digital zu erstellen." Dabei sollte aber nicht nur einfach, wie es andere Städte schon präsentieren, ein Plan digital ins Netz gestellt werden, der Plan sollte schon noch einige weitere Funktionalitäten aufweisen, die den Nutz- und auch den Marktetingwert erhöhen. So finden sich auf der Datenbank Inforamtionen über öffentliche Gebäude, Hotels, Standorte, Straßen, Dienstleister, Handel, Unternehmen und, und, und. "Wichtig war uns auch," so Reygers, "dass wir verschiedenste Suchfunktionen anbieten." Der Stadtplan selber wird in 3 x 3 Kacheln angezeigt, der Nutzer kann aber auch einen auf 25 Kacheln vergrößterten Ausschnitt wählen. Je nachdem in welcher Richtung man sich bewegen möchte, ist das mit entsprechenden Pfeilen möglich. Den Stadtplan findet man entweder über die www.bocholt.de oder direkt bei www.stadtplan-bocholt.de. Anhand von einigen Szenarien führt Reygers dann die vielfältigen Möglichkeiten vor, sei es ein Treffpunktmanager, die Suche nach dem Standort einer Firma, eines Ortsteils oder nach einer Straße, alles wurde auf Anhieb gefunden.

In der anschließenden, vom Presseamtsleiter Manfred Dammeier geleiteten angeregten Diskussion ging es vor allem um "Bocholt24". Kommt jetzt der Händler gleich viermal, wenn ich viermal etwas bestellt habe? Was ist mit dem Ladenschlußgesetz? Kommt der gläserne Kunde? Wie ist das mit der Sicherheit der Transaktionen? waren die Fragen, die auf die Redner zukamen. "Wir werden keine Exclusivverträge abschließen," so Stephan Klaus, "sondern mit mehreren Firmen zusammenarbeiten, dadurch Bündelungseffekte erreichen, so dass immer nur eine Lieferung, auch von mehreren Firmen gleichzeitig, zu einem Kunden erfolgt. Das sind logistische Dinge, die zu lösen sind."

"Wir müssen lernen," so Prof. Kroesen abschließend, "mit dem Thema umzugehen, der Strukturwandel im Handel wird kommen."

"Wir sind mit der gesamten Veranstaltung hochzufrieden," so Bruno Wansing vom Presse- und Informationsamt, "und werden, in Kooperation mit Stadtmarketing, WMO und der FH-Begleitung sicherlich im Jahresrhythmus derartige Veranstaltungen als städtische Wirtschaftsförderung wiederholen. Die Resonanz war einfach toll." Im Foyer hatten die Veranstalter noch ein kleines Internet-Cafe aufgebaut, um den Gästen die Möglichkeit zu geben, sich in Einzelgesprächen mit den Fachleuten zu unterhalten. Auch von diesem Angebot wurde Rege Gebrauch gemacht. "Es war insgesamt ein absolut gelungener Abend", resümierte dann auch Presseamtsleiter Manfred Dammeier.


Zu dieser Meldung können wir Ihnen folgende Medien anbieten:

Prof. Kroesen bei City-Commerce
Prof. Dr. Gregor Kroesen von der Fachhochschulabteilung Bocholt trug bei der Veranstaltung City-Commerce der Stadt Bocholt zum Thema "Auswirkungen des Internets im regionalen Raum - Wege zum City-Commerce" vor

Podium bei City-Commerce
Auf dem Podium beim City-Commerce: v.l.n.r. Prof. Dr. Gregor Kroesen, Dipl.-Ing. Stephan Klaus (WMO), Michael Reygers (net-solution), Presseamtsleiter Manfred Dammeier, Vermessungsdirektor Bernd Becker (Leiter des Amtes für Bodenwirtschaft) und rechts am Bildrand Ralf Göppert, Mitarbeiter von Becker im Amt für Bodenwirtschaft

Besucher city-commerce
Zahlreiche Besucher lauschten den Vorträgen auf der gut besuchten Veranstaltung des städtischen Presseamtes "City-commerce". Trotz zahlreicher Paralellveranstaltungen konnten über 140 Besucher gezählt werden.