Hauptthema der Präsentation ist das Handwerk des Damenschneiders, das im heutigen Zeitalter der Konfektionskleidung kaum noch eine wirtschaftliche Rolle spielt. Ein Blick in eine Schneiderwerkstatt verdeutlicht die Arbeitssituation in den Ateliers. Im Blickpunkt stehen natürlich die Modelle, die in einer solchen Werkstatt hergestellt wurden: Aus dem Nachlass des Lippstädter Schneidermeisters Heiermeier stammen die rund 60 Kleider, Kostüme, Blusen und Mäntel, die in der Ausstellung präsentiert werden - und das vor dem Hintergrund von zeitgenössischen Gebrauchsgegenständen.

In Bezug auf die Mode waren die 50er Jahre gekennzeichnet durch die Freude, mit der Kleidung alles ausprobieren zu können, was gefällt. Ob Couturier oder normaler Schneider, ob anspruchsvolle Damen oder "einfache" Hausfrauen, sie alle genossen die unzähligen Möglichkeiten des Einkaufs nach den Schrecken des zweiten Weltkrieges. Jede Verfeinerung des Lebens wurde als Fortschritt genossen. Man schätzte es als großen Luxus, dass statt des Verwandlungskleides nun mehrere Kleider für verschiedene Gelegenheiten angeschafft werden konnten. Tageskleid, Kostüm, Cocktailkleid, der sportliche Dress, das "kleine Schwarze" und das große Abendkleid füllten bald die Kleiderschränke. Die Dame achtete sehr darauf, zu jeder Gelegenheit passend gekleidet zu sein.

Als Synonym für die 50er Jahre könnte der Petticoat stehen. Er betonte die beschwingte Linie, die von Christian Dior schon 1947 wiederbelebt als "New Look" aus dem Modezentrum Paris um die Welt ging. Schlanke Taille, betont mit breiten Gürteln und große Oberweite in sehr engen Oberteilen mit tiefen Dekolletés bildeten einen reizvollen Kontrast zu weiten, reich gekrausten Röcken. Doch Dior stand unter dem Zwang, von Saison zu Saison Neues zu bringen, und er sorgte jährlich für eine Veränderung der modischen Linie. Coco Chanel, Christobal Balenciaga und der Deutsche Heinz Oestergard - das waren die Namen, die neben Dior die Modewelt beherrschten. Ihre Entwürfe bestimmten, was die Dame im kommenden Jahr trug. An ihren Zeichnungen orientierten sich auch die Schneidermeister, die für die ganz normale Frau ihre Modelle entwarfen.

An Stelle einer Ausstellungseröffnung wird diese Sonderausstellung eingeleitet mit einer Modenschau, auf der die Originalkleider auf dem Laufsteg präsentiert werden. Eine Gruppe von Studentinnen, die unter Leitung von Helma Trunschke den Nachlass Heiermeier aufgearbeitet hat, wird am Samstag, 26. Mai, 19 Uhr, in einem Festzelt auf dem alten Firmengelände Kemper am Vredener Stadtpark die Kleidung vorführen. Ergänzt wird diese historische Modenschau durch die Präsentation aktueller Entwürfe aus den Ateliers Hellmann (Heiden), Semmler (Vreden), Funda Sevingen (Ahaus), Elskamp-Lieven (Rhede) und Deckers (Borken). Ein exklusives Essen, serviert vom Vredener Brauhaus und ein Begrüßungsgetränk sind im Eintrittspreis enthalten. Die Veranstaltung wird ausklingen bei Musik und Tanz.

Eintrittskarten zum Preis von 30 Mark sind ab sofort im Hamaland-Museum in Vreden, Butenwall 4, Telefon 02564/ 3918-0, oder beim Kreis Borken, Kulturabteilung, Telefon 02861 / 82-1350, zu erhalten.

Rückfragen unter Telefon 02861/ 82-2109