Bocholt, 25. Oktober 1999
Pflegeeltern stehen unter besonderem äußeren Druck
Seminar in Gerleve war wieder ein Erfolg
Bocholt (pd).
"Die besondere Situation von Adoptiv- und Pflegeeltern/Adoptiv- und Pflegekindern, Grenzen, Möglichkeiten, Hilfe bei Aggressionen und anderen Auffälligkeiten, allgemeine Erziehungsfragen" war erneut das Theme des viertägigen Seminars in der Benediktiner-Abtei in Gerleve, dass das Jugendamt zusammen mit dem Sozialdienst Katholischer Frauen (SKF) zwei Mal im Jahr für die Adoptiv- und Pflegeeltern im Bereich Bocholts organisieren. Zehn Familien, insgesamt 15 Erwachsene und 16 Kinder, davon 7 Pflege- und 6 Adoptivkinder kamen jetzt in Gerleve zusammen um sich untereinander auszutauschen und sich von den Experten und Fachleuten Antworten auf Fragen und Lösungsmöglichkeiten für Probleme zu holen. "Wichtig war", so Hans Schmid vom Jugendamt, "dass die Eltern einmal selber im Ergebnis zusammentrugen, wo die Hauptpunkte liegen, die zu Probleme in der Pflegefamilie führen". Die Pflege- und Adoptiveltern sahen vor allem äußere Einflüsse der Gesellschaft in unmittelbarer Umgebung der Pflegefamilie als Hauptgrund für Probleme mit den Kindern. Durch die teilweise Ablehnung, das Missverständnis und das Nichtverstehen der Umwelt kommt es zu einem Keil in dem bestehenden Familienbund durch das Pflegekind. Die Umgebung nimmt es oft nicht hin, dass ein Pflegekind, das bei der Aufnahme in einer Pflegefamilie besondere Aufmerksamkeit geniessen muß und teilweise auch "verwöhnt" wird, um in die Familie hineinwachsen zu können. Das Nichtverständnis der Umgebung führt in vielen Pflegefamilien dazu, dass die Kinder stark und die Eltern schwach und unsicher werden, ihnen das Selbstwertgefühl verloren geht und sie kraftlos werden. Ohne Hilfe können Familien zerbrechen, diese Hilfe bekommen die Pflegefamilien beim Seminar in Gerleve. Die Gruppe der Eltern und die Dozenten geben den Familien das nötige Verständnis, die Fachleute können die drängendsten Fragen beantworten und verstehen auch die häufig schwerwiegenden Probleme. Wichtig ist bei dem Seminar auch der Austausch der Pflege- und Adoptivfamilien untereinander, dort können schon kleinere Probleme schnell besprochen und teilweise auch gelöst werden. Die Gruppe gibt den Eltern, die Probleme haben, Kraft und Halt auch durch die Unterhaltung mit den Leuten, die "die Sprache auch verstehen". "Die Eltern sehen das Problem", so Schmid, "das sie teilweise schwierige Kinder zu betreuen haben, und dass sie mit ihren Kindern in der Umgebung oft auf Misstrauen und Ablehnung stossen. In Gerleve sind sie unter Gleichgesinnten, erfahren Zuspruch und gehen mit neuem Mut nach Hause, und machen weiter". Jos Krabben, Familientherapeut aus Winterswijk, stellte die besondere Situation der Pflegekinder in ihren Familien heraus und forderte, dass gerade bei Kindern, die Auffälligkeiten zeigen (Aggressivität, Essstörungen etc.) alle (Aussenwelt, Eltern, Geschwister etc) an einem Strang ziehen müssten, damit kein Keil durch die Auffälligkeit des Kindes und das Unverständnis der Aussenwelt zwischen die Eltern getrieben wird. "Es ist wichtig", so der Referent, "das Verhaltensauffälligkeiten bei den Kindern erkannt und auch erklärt werden, die Auffälligkeiten sind zumeist in der Geschichte des Kindes begründet, sei es durch ein Trauma durch Mißhandlung oder durch längere Zeit des Essensentzuges oder ähnliches. Kinder bringen ihre Geschichte mit in die neue Familie und die neuen Eltern müssen diese Geschichte auch erkennen und vor allem akzeptieren". Die Umgebung muss dann den Eltern und dem Pflegekind helfen, dass es damit fertig wird und begreift, dass es keine Misshandlung mehr zu fürchten braucht. Das "Urvertrauen", dass jedem Kind von Anfang an innewohnt, müssen diese Kinder in ihrer neuen Familie erst wieder erlernen. "Aufgrund der so positiven Erfahrungen mit dem Seminar", so Hans Schmid, "werden wir auch in Zukunft diese Seminare für Pflege- und Adoptiveltern anbieten und durchführen. Sie sind für die Familien immens wichtig".
Das Jugendamt und der Sozialdienst Katholischer Frauen weisen noch einmal darauf hin, dass auch weiterhin Pflegeeltern insbesondere für ältere Kinder gesucht werden. Interessenten können sich entweder bei Margret Robers vom SKF unter der Telefonnummer 25 18 21 2 oder bei Johann Schmid und Doris Kleining-Brands vom Jugendamt der Stadt Bocholt unter den Telefonnummern 953-312 und 953-161 melden.
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Pflegeelternseminar 2/99
Das Pflegeelternseminar im Oktober 1999 in der Bendediktinerabtei in Gerleve wurde wieder vom städtischen Jugendamt und vom Sozialdienst Katholsicher Frauen vorbereitet und durchgeführt