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Magdeburg, 20. Juli 2001
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Magdeburg ehrt Henning von Tresckow
Gedenkverantstaltung für die Widerstandskämpfer des 20. Juli 1944
Magdeburg ehrt am Freitag, 20. Juli 01 die Widerstandskämpfer des 20. Juli 1944. Zum Gedenken an die Opfer legt Dr. Rüdiger Koch, Beigeordneter für Kultur, Schule und Sport, um 10.00 Uhr einen Kranz an der Henning-von-Tresckow-Stele nieder. Anschließend findet um 11.00 Uhr eine Gedenkveranstaltung in der Johanniskirche statt. Oberbürgermeister Dr. Lutz Trümper begrüßt die Gäste. Prof. Dr. Klaus Erich Pollmann, Rektor der Otto-von-Guericke-Universität, spricht zum Thema: "Die Bedeutung des 20. Juli 1944 für die deutsche Erinnerungskultur". Über 200 Teilnehmer aus Politik, Wirtschaft, Kirche und Kultur werden erwartet.
Die Landeshauptstadt Magdeburg erinnert damit an die Opfer des Nationalsozialismus und ihre Leistungen im Widerstand.
Am 20. Juli 1944 zündete Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg um 12.42 Uhr während einer Lagebesprechung im Führerhauptquartier "Wolfsschanze" bei Rastenburg in Ostpreußen eine Bombe, die Adolf Hitler töten soll. Das Attentat scheiterte. Hitler erlitt nur leichte Verletzungen. Nach dem misslungenen Attentat vom 20. Juli 1944 begann eine Racheaktion des NS-Regimes. Tausende von Mitwissern sowie Regimegegner und Kritiker wurden verhaftet und ermordet.
Einer von ihnen ist Henning von Tresckow. Geboren in Magdeburg, wurde er der Familientradition folgend Offizier. Er begrüßte 1933 den Machtantritt der Nazis, weil sie die deutsche Wiederaufrüstung forcierten. Zunehmend distanzierte er sich von ihnen. Spätestens seit der Reichskristallnacht 1938 gehörte er zu den Gegnern des Regimes. Er wurde im militärischen Widerstand aktiv und schloss sich einer Gruppe oppositioneller Offiziere an.
Tresckow begriff, dass nur noch ein Sturz des verbrecherischen Systems ein Ende der Herrschaft Hitlers bringen konnte. Seit 1942 organisierte er mehrere Attentate auf Hitler. So war er auch in die Verschwörung und Staatsstreichplanung am 20. Juli 1944 verwickelt. Das Attentat gegen Hitler scheiterte. Alle Beteiligten wurden noch in den Abendstunden des 20. Juli erschossen. Unter ihnen Claus Schenk Graf von Stauffenberg. Tresckow nahm sich am nächsten Tag an der Ostfront das Leben. Er wusste, dass ihm als Alternative nur Verhaftung und Hinrichtung blieben.
Die Magdeburgische Gesellschaft, die Bundeswehr und die Landeshauptstadt Magdeburg setzten Henning von Tresckow aus Anlass seines 100. Geburtstages am 10. Januar 2001 ein Denkmal. Die 1,80 m hohe Sandsteinstele wurde im südwestlichen Bereich des Nordparks aufgestellt. Initiiert wurde das Vorhaben von Prof. Dr. Karl-Heinz Paqué, der Otto von Guericke Universität und Oberst Ulrich C. Kleyser, Kommandeur des Verteidigungsbezirks-kommandos 82 Magdeburg. Das Bündnis zwischen Landeshauptstadt, Universität und Bundeswehr will an den Widerstandskampf von 1933 bis 1945 erinnern.
Neben Henning von Tresckow gab es noch zahlreiche Magdeburger, die unter Einsatz ihres Lebens Widerstand gegen das Nazi-Regime leisteten. Einige sollen an dieser Stelle genannt werden.
- der Magdeburger Domprediger Ernst Martin hatte sich 1934 von NS-Regime distanziert, wurde wegen öffentlich bekundeten Respekts für die "Bekennende Kirche" aus den Reihen der "Deutschen Christen" ausgeschlossen. Er übte in seinen Predigten scharfe Kritik am Regime.
- die Sozialdemokraten
- Ernst Lehmann, im Konzentrationslager ermordet
- Werner Bruschke, überlebte Sachsenhausen
- Ernst Wille, Kaufmann aus Großottersleben, im KZ Neuengamme ermordet
- Otto Baer, von 1920 bis 1933 Stadtverordnetenvorsteher, mehrmals inhaftiert, unterlag 12 Jahre einer wöchentlichen polizeilichen Meldepflicht mit zahlreichen Hausdurchsuchungen, im August 1944 erneut inhaftiert, überstand sechs Wochen im KZ Sachsenhausen, starb 1966
- die Ärzte
- Dr.Otto Schlein, Jude und Kommunist, konnte nach Verhaftung, Folterung und späterer illegaler Arbeit mit seiner Frau Anna Schlein nach Holland emigrieren, wurde 1941 von den Faschisten nach Auschwitz deportiert, gestorben 1944
- Ernst Thesing, wirkte in den zwanziger Jahren als Stadtverordneter, Schularzt und unbesoldeter Stadtrat, seit 1905 Arzt im Armenviertel, half jüdischen Mitbürgern und verschleppten Zwangsarbeitern, wurde von den Nazis 1933 aus allen Ämtern entlassen
- der Magdeburger Lehrer Julius Philippson, Sozialdemokrat und Jude im Widerstand, 1938 ermordet
- Ernst Reuter, Sozialdemokrat und Oberbürgermeister von Magdeburg, der 1933 von den Faschisten mit Gewalt aus seinem Amt vertrieben wurde. Nach zweimaliger Haft im KZ Lichtenburg emigrierte er Anfang 1935 nach Holland und dann in die Türkei.
- die Kommunisten
- Erich Weinert, Schriftsteller und Politiker, kämpfte aktiv gegen die Faschisten, so als Mitglied der Internationalen Brigaden 1937 in Spanien und 1943 als Mitbegründer und Präsident des Nationalkomitees "Freies Deutschland" in der Sowjetunion, starb 1953 in Berlin
- Martin Schwantes, Lehrer, 1933 aus dem Schuldienst entlassen, leistete illegale Arbeit, saß von 1934 bis 1941 in mehreren Zuchthäusern, als Mitglied der operativen Leitung der KPD für Mitteldeutschland und Berlin war er der Initiator der grössten Widerstandsgruppe in Magdeburg, wurde zusammen mit Hermann Danz, Friedrich Rödel und Hans Schellheimer in Brandenburg hingerichtet
- Ernst Grube, förderte die in Magdeburg erscheinende KPD-Bezirkszeitung "Tribüne", 1933 verhaftet, bis 1937 in verschiedenen KZ, starb kurz vor Kriegsende in Bergen-Belsen
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Stadt Magdeburg
Frau Dr. Cornelia Poenicke
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