Bocholt, 23. Juli 2002
Schalke- und Bayernfan gehen Meister BvB an die Wäsche
Anja Ensensbach und Ludger Telaar ersteigern Trikot für guten Zweck/Erlös für polnischen Friedenspark
Bocholt (pd).
"Im Fußball ist alles möglich", ist ein beliebter Satz in der Kickergilde, verbale Holzwolle fürs Interview quasi. Tatsächlich passieren rund um den Fußball zuweilen kuriose Sachen, die hält man gar nicht für möglich. Oder glauben Sie ernsthaft, dass Schalke- und Bayernfans jemals freiwillig ein Trikot vom Erzrivalen Borussia Dortmund ersteigern würden, dem amtierenden deutschen Meister sozusagen an die Wäsche gehen? Jetzt geschehen in Bocholt.
Seit Dezember lief eine Auktion, die der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. (VDK) Kreisverband Bocholt, initiiert hatte. Er ließ sich – etwa in weiser Vorausahnung auf den deutschen Meistertitel? - bereits im vergangenen Jahr ein Trikot vom BV Borussia Dortmund mit Unterschriften des aktuellen Kaders signieren. Um das schwarz-gelbe Accessoire konnte fortan mitgeboten werden.
Die Auktion endete nun beim großen Jubiläum der Siemens Betriebssportgemeinschaft "Jumbo" vor rund einer Woche. Während im Spiel der Fanclubs zwischen dem S 04 und dem BvB die Knappen dem Erzrivalen mit 11:1 ordentlich was auf die Mütze gaben, bemerkten Schalke-Fan Ludger Telaar, Mitglied im Bocholter Fanclub "Einmal blau, immer blau", und Anja Ensenbach von den Bocholter "Red Bulls" die Auktion und boten spontan mit, weil "wir´s einfach witzig fanden." Normalerweise machen beide um schwarz-gelb einen weiten Bogen, schlagen ihre Herzen doch ausgerechnet für die Teams der unmittelbaren Konkurrenz. Doch offenbar fand sich an diesem Tag kein Dortmunder Fan, der die Gelegenheit beim Schopfe packte, die Knippe öffnete und sich das Meister-Trikot mit den Autogrammen von Amoroso, Rosicky, Metzelder und Co. sicherte.
Ensensbach und Telaar erhielten prompt den Zuschlag. Bocholts Bürgermeister Klaus Ehling, gleichzeitig Vorsitzender des VDK-Kreisverbandes Bocholt, händigte das Borussen-Shirt nun an die Höchstbieter aus. "Oh, oh, das kriege ich sicher zu hören", schwante Ludger Telaar beim Fototermin schon Böses. Um jeglichem Anflug von Sinneswandel sichtbar entgegen zu treten, hatte er sicherheitshalber sein S 04-Trikot übergestreift, ebenso wie Anja Ensenbach im Bayern-Trikot im Zimmer des Bürgermeisters auflief. An einem Trikottausch war also beiden nicht gelegen. Telaar indes dürfte Argumente zu seiner Verteidigung in den eigenen Reihen finden: Immerhin trug Schalkes Mittelfeldstratege Andy Möller, der mit seinem typischen Turboantritt ebenso die Herzen der Anhänger erstürmte wie mit dem unvergessenen Ausspruch "Mailand oder Madrid – Hauptsache Italien", selbst jahrelang das schwarz-gelbe Leibchen.
Der Erlös der Auktion kommt einer Initiative zur Fertigstellung und Pflege eines Friedenparkes im polnischen Voigtsdorf zugute. Der Bocholter Gerhard Lorenz setzt sich für diesen Zweck ein. "Eine sehr unterstützenswerte Sache, um die deutsch-polnischen Gemeinschaft weiter zu stärken", findet der Bürgermeister.
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Ludger Telaar (l.) und Anja Ensensbach nehmen das BvB-Trikot entgegen.