Pressemeldung der Stadt Bocholt

Bocholt, 04. November 2003

Anne Frank-Ausstellung in Aalten eröffnet

Grenzüberschreitendes Projekt zwischen Bocholt und niederländischer Nachbarstadt

Bocholt (pd).

Am Montag wurde im niederländischen Aalten die Wanderausstellung „Anne Frank – Eine Geschichte für heute“ feierlich eröffnet. Die Ausstellung ist vom 4.-28. November 2003 in der Aaltener Synagoge, Stationsstraat 7, zu sehen.

Das Besondere ist die grenzüberschreitende Zusammenarbeit an diesem Projekt zwischen Aalten und seiner deutschen Nachbarstadt Bocholt. So sind deutsche und niederländische Schülerinnen und Schüler als Guides ausgebildet worden, die durch die Ausstellung führen. Neben der Ausstellung als Kernstück werden sowohl in Aalten wie auch in Bocholt bis in den Januar 2004 hinein zahlreiche, thematisch passende Rahmenveranstaltungen angeboten – z.B. Diskussionsrunden, Theater- und Filmvorführungen, Musikdarbietungen, Stadtrundgänge, Exkursionen.

Aaltens Bürgermeister Tijme Bouwers begrüßte am Montag im Aaltener Rathaus zahlreiche Gäste. Er betonte, dass es sich um ein deutsch-niederländisches Projekt handele, das zum guten Verständnis zwischen beiden Nationen beitragen solle.

Gea Verhagen, Vorsitzende der Stiftung "Freunde der Aaltener Synagoge", sagte, dass die Geschichte der Anne Frank zeige, dass Vorurteile lebensgefährlich sein können, weil sie Gebrauch von Verallgemeinerungen machten. "Durch das Kennenlernen werden Vorurteile zerlegt", so Verhagen.

Anschließend hielt Dr. Wolfgang Manig von der Deutschen Botschaft in den Niederlanden die offizielle Eröffnungsrede. "Die Ausstellung erinnert an die Vergangenheit", so Manig, "ihre Bedeutung aber liegt in der Zukunft." Die jüngste Entwicklung zeige, dass die Gefahr einer Entfremdung bestehe. "Viele sind nicht mehr neugierig, z.B. auf die Sprache. Das ist ein abwärts gerichteter Kreis." Es bestehe die Tendenz, das Nationale übermäßig zu betonen. Daher, so forderte Manig, gelte es, "die Neugier zu neuem Leben zu erwecken." Ziel nämlich müsse es sein, Europa in aller Vielfalt für den Einzelnen erlebbar zu machen – "und zwar nicht im Sinne eines europäischen Einheitsbreies."

Anne Franks Geschichte sei eine "Geschichte des Verstecktsseins". Aalten habe während des zweiten Weltkrieges eine der höchsten Quoten von "Illegalen" gehabt, nämlich von 13.000 Einwohnern rund 2.500. Daher habe die Ausstellung eine besondere Bedeutung für Aalten.

Bocholts Bürgermeister Klaus Ehling bedankte sich bei den Organisatoren auf beiden Seiten der Grenze und meinte, dass "diese Ausstellung ein starkes Beispiel ist, wie grenzüberschreitende Zusammenarbeit konkret aussehen kann." Es sei wichtig, die Grenzen in den Köpfen der Menschen mehr und mehr verschwinden zu lassen. "Austausch und Kommunikation sind dabei wichtige Hilfsmittel", so der Bocholter Bürgermeister. Ehling erhofft sich, dass die Ausstellung dazu beitrage, "unsere Wahrnehmung für Ungerechtigkeiten des Alltags zu schärfen." Möglichst viele Menschen sollten die Ausstellung besuchen, denn die Thematik habe an Aktualität nichts verloren.

Zeitzeuge Sallo van Gelder von der Jüdischen Gemeinschaft Aalten berichtete anschließend über seine Kindheitserlebnisse während der Besetzung Hollands. Nur durch einen glücklichen Zufall entging van Gelder, Jahrgang 1937, seinen Häschern und konnte so zu einer Bauernfamilie nach Aalten, die ihn aufgenommen hatte, zurückkehren.

Das gesamte Veranstaltungsprogramm zur Ausstellung "Anne Frank – Eine Geschichte für heute" ist im Internet abrufbar unter www.bocholt.de. Dort kann auch die komplette Rede des Bocholter Bürgermeisters anlässlich der Eröffnung eingesehen werden.

Die Ausstellung in der Synagoge auf der Stationsstraat 7 in Aalten ist von Mo.-Fr. 14.00 – 17.00 Uhr, Sa. von 10.00-12.00 und 14.00-17.00 Uhr und So. 14.00-17.00 Uhr geöffnet.

Pressekontakt: Stadt Bocholt - Fahrradfreundlichste Stadt Deutschlands, Jochen Methling, Fachbereich Schule, Bildung, Kultur, 02871/953-338


Zu dieser Meldung können wir Ihnen folgende Medien anbieten:

Sallo van Gelder berichtete aus seiner Kindheit.

In der Aaltener Synagoge, Stationsstraat 7, ist die Ausstellung zu sehen.

Bürgermeister Ehling: "Starkes Beispiel grenzüberschreitender Zusammenarbei

Dr. Wolfgang Manig: "Neugierde zu neuem Leben erwecken"

Viele Gäste wohnten der offiziellen Eröffnung im Aaltener Rathaus bei.