Pressemeldung der Stadt Bocholt

Bocholt, 12. Januar 2006

“SEEADLER” (1958-1976) kehrt zurück

Ehemaliges Bocholter Patenschiff soll in Wilhelmshaven vor Anker gehen

Bocholt (pd).

Der Förderverein Museums-Schnellboot e.V. hat drei Tage vor Weihnachten ein Geschenk der besonderen Art erhalten.

Der Förderverein Museums-Schnellboot e.V. hat drei Tage vor Weihnachten ein Geschenk der besonderen Art erhalten. Über den Marineattache an der Botschaft der Hellenischen Republik (Griechenland) in Berlin und das Bundesverteidigungsministerium in Bonn erhielt der Vorsitzende des Vereins, der Jeveraner Fregattenkapitän a.D. Kalle Scheuch, die Nachricht, dass die Hellenische Marine das Schnellboot "ESPEROS" (das ehemalige Patenschiff der Stadt Bocholt, das unter dem Namen "SEEADLER" P 6068 des ehemaligen 2. Schnellbootgeschwaders bis 1976 im Einsatz war) für die Verwendung als Museumsboot im Deutschen Marinemuseum freigegeben hat.

Ein kleiner Wermutstropfen: Die hellenische Marine will die Antriebsanlage zur weiteren Verwendung ausbauen. Damit ist ein Traum, der im Förderverein zusammengeschlossenen Schnellbootveteranen, ausgeträumt. Sie hatten darauf gehofft, dass eine Verlegung des Ex-"SEEADLERS" auf eigenem Kiel von Salamis über Donau und Rhein oder über den Atlantik nach Wilhelmshaven möglich wäre. Nun ist eine Verlegung des Bootes nur mit einem Schwergutschiff zu realisieren.

Die Freude über diese Entwicklung aber überwiegt. Der Verein hat die Zusage, dass die Antriebsanlage im Januar ausgebaut und das Boot anschließend den Schnellbootveteranen übergeben wird. Die Reederei Harren & Partner aus Bremen könnte ab Februar das Boot für 50.000 € von Salamis nach Wilhelmshaven transportieren.

Nachdem der Förderverein Museums-Schnellboot e.V. hatte sich im Jahr 1999 ursprünglich als Förderverein Schnellboot Kranich e.V. gegründet. Er bemühte sich um den Erhalt eines Schnellbootes der Marine der Bundesrepublik Deutschland, musste jedoch schnell feststellen, dass es nicht möglich war, das Boot "KRANICH", das im Deutschen Schifffahrtsmuseum in Bremerhaven ein Schattendasein führt, zu retten. Mit seinen Bemühungen das ehemals Wilhelmshavener Boot "SEEADLER" für das Museum zu gewinnen, konnte der Verein nun einen Erfolg verbuchen. Der Verein will das Boot bei Eintreffen in Wilhelmshaven in einer Feierstunde an das Deutsche Marinemuseum e.V. übergeben.

Der "SEEADLER" gehörte zur Klasse 141 und wurde von der Fr. Lürssen-Werft, Vegesack, gebaut und am 29.08.1958 in Dienst gestellt. Er hatte eine Einsatzverdrängung von 1901 bei einer Länge über alles von 42,5 m, einer Breite von 7,15 m und einem Tiefgang von 2,4 m. Die Bewaffnung bestand aus 4 Torpedorohren und 2 x 40-mm-Flak. Die Besatzung bestand aus 39 Mann (4 Offizieren, 2 Portepee-Unteroffizieren, 13 Unteroffizieren und 20 Mannschaften). Das Boot wurde durch 4x16 Zylinder-Motoren Maybach-MD 872, zus. 14.400 PS (10.600 kW) angetrieben. Die 4 Antriebsmotoren waren über Bootswendegetriebe mit 4 Wellen und 4 Festpropellern verbunden, die dem Boot eine Geschwindigkeit von 42 Knoten verliehen. Der "SEEADLER" war bis Juli 1976 im Dienst der Deutschen Marine ehe er am 07.03.1977 an Griechenland abgegeben wurde.

Was ist es das die Vereinsmitglieder - alles Männer zwischen 40 und 67, fast alles ehemalige "JAGUAR"-Fahrer - so verrückt nach einem Boot macht, dass vor 50 Jahren gebaut wurde und die letzten 30 Jahre im Dienst der Helleinschen Marine stand?

Es war immer etwas Besonderes Schnellbootfahrer zu sein. Die 30 Boote der "JAGUAR" -Klasse wurden in den Jahren 1957 bis 1961 durch die Lürssen-Werft, Bremen-Vegesack, und die Kröger-Werft, Rendsburg-Audorf, gebaut und dienten im 3. Schnellbootgeschwader, Flensburg, im 2. Schnellbootgeschwader, Wilhelmshaven später Olpenitz, und im 5. Schnellbootgschwader, Neustadt/Holst. Später Olpenitz, bis sie in den Jahren 1973 bis 1976 außer Dienst gestellt wurden. Sie waren damit zusammen mit den 10 "NERZ'-Klasse Booten des 7. Schnellbootgeschwaders, Kiel, ein wichtiges Seekriegsmittel des Kalten Krieges und ihren Besatzungen wurde in der damaligen Zeit viel abverlangt. Es war gerade dieser vergleichsweise harte Einsatz, der fast immer bis an die Leistungsgrenze der Männer ging - manchmal auch ein Stück darüber hinaus -, der die Besatzungen zusammen schweißte und aus unerfahrenen Jungs gestandene Männer machte. Aus diesen gemeinsamen Erlebnissen schöpften sie unendlich viele Erfahrungen, die sie für ihre Laufbahn in der Marine oder ihr späteres Zivilleben einbringen konnten.

Vorbilder dieser Männer waren die Schnellbootfahrer der ehemaligen Kriegsmarine, die größtenteils auch die Leute der ersten Stunde beim Aufbau der Bundesmarine waren, allen voran der spätere Flottillen- und Flottenchef H.H. Klose. Das gemeinsame Erleben in diesen Jahren und das Leben in der Enge an Bord hat die Männer so geformt, dass sie noch heute einer großen Familie angehören und sich in Form des "SEEADLER" im Deutschen Marinemuseum ein Mekka der "JAGUAR"-Fahrer schaffen wollen.

Das Deutsche Marinemuseum und der Verein sind sich einig, dass das Schnellboot "SEEADLER", das ein exzellentes Zeugnis deutschen Kriegschiffbaus darstellt, hervorragend in die im Außenbereich des Museums befindlichen Sammlungsstücke passt und für die Forschung der deutschen Seefahrtsgeschichte erhaltenswert ist.

Wegen der hohen finanziellen Verpflichtungen des Museums kann es die Anstrengungen des Vereins für die Rückführung im Wesentlichen nur ideell und mit dem Freihalten eines Liegeplatzes im Museumsgelände begleiten.

Der Verein will nicht nur die Überführung des Bootes vom Mittelmeer an die Nordsee durchführen sondern auch die Patenschaft für das Exponat übernehmen und tätig dessen Erhalt unterstützen. Leider übersteigen die Kosten für die Rückführung des Bootes und dessen spätere Instandhaltung im Deutschen Marinemuseum Wilhelmshaven die finanziellen und materiellen Möglichkeiten der 115 Vereinsmitglieder. Der Verein wird also verstärkt auf Sponsorengelder angewiesen sein, denn aus den Mitgliedsbeiträgen allein ist das nicht zu leisten.

Die "Entmilitarisierung" und die Rückführung des "SEEADLER" sowie die anschließende Erhaltung kann nur unter Einbeziehung von möglichst vielen Kleinspendern aus einer breiten Öffentlichkeit und aus möglichst vielen finanzkräftigen Sponsoren angegangen werden. Die Kosten für die Rückführung hofft der Verein durch den Beitritt neuer Mitglieder und durch die Gewinnung von Spendern und Sponsoren decken zu können.

Der gemeinnützige Förderverein ist eingetragen in das Vereinsregister beim Amtsgericht Bremerhaven und über den Vorsitzenden wie folgt zu erreichen: Kalle Scheuch, Hohnholzstr. 17, 26441 Jever, Tel.: 04461-913534, Fax: 04461-72146, e-mail: scheuch@web.de.

Die Homepage des Vereins ist unter www.foerderverein-museums-schnellboot.de zu finden. Sie enthält neben den Seiten zum Bau und zum Dienst in der Flotte, die Satzung des Vereins, eine komplette Auflistung des Vorstandes, die Vereinsziele, einen Spendenaufruf, eine Liste der Sponsoren und Kleinspender sowie eine Beitrittserklärung zum Herunterladen.

Autor: Kalle Scheuch, FKpt a.D., Vorsitzender des Fördervereins Museums-Schnellboot e.V.

Pressekontakt: Stadt Bocholt - Fahrradfreundlichste Stadt Deutschlands, Fachbereich Zentrale, Petra Taubach, Tel.-Nr. 0 28 71 / 95 33 28, e-mail: ptaubach@mail.bocholt.de


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