Bocholt, 01. April 2006
Estnischer Botschafter zu Besuch in Bocholt
Internationaler Kongress tagt im Europainstitut
Bocholt (pd).
Am Freitag, 31. März, empfing Bürgermeister Peter Nebelo den Botschafter Estlands, Dr. Clyde Kull, im Historischen Rathaus. Der Vertreter des baltischen Staates trug sich ins Goldene Buch der Stadt ein. Eigentlicher Anlass für Kulls Stippvisite im Westmünsterland war ein internationaler Kongress der Auslandsesten, der im Europainstitut tagte.
Kull begrüßte die Wahl Bocholts als Tagungsort. So werde den Delegierten des Kongresses deutlich, dass Deutschland nicht nur aus Berlin bestehe. Kull hatte sich zuvor im Internet über die Aa-Stadt informiert. Nur die Wetterangaben stimmten nicht, so der Gast: „Da stand etwas von bewölkt, aber kein Regen.“ Das Internet sei in Estland ohnehin weit verbreitet, insbesondere weil es in vielen Bereichen kostenlos zu nutzen sei. Sog. E-Government, also die Nutzung durch Behörden und Verwaltungen, sei weit fortgeschritten, vieles werde papierlos abgewickelt. Eine Steuererklärung sei dank Internet in Estland innerhalb von 15 Minuten zu machen, so Kull, und zwar „ohne Berater“. In Anspielung auf seine mittlerweile bekannt gute IT-Infrastruktur heißt der kleine Baltenstaat auch E-Estland. Estland, so Kull, erfreue sich auch immer größerer Beliebtheit bei ausländischen Studenten. Die Menschen Estlands, das seit 2004 zur EU zählt, hätten den Umbruch nach dem Fall des „Eisernen Vorhangs“ am Ende des vorherigen Jahrhunderts begrüßt, betonte Kull. Die Wirtschaft sei seitdem kräftig gewachsen. | |
Beim Empfang anwesend waren neben den Fraktionsvorsitzenden der Ratsparteien auch der Bocholter Richo Zieminski. Er ist erster Bundesvorsitzender der Estnischen Volksgemeinschaft in der BRD e.V. sowie Delegierter im Weltverband der Esten. Zieminski war es zu verdanken, dass der Kongress, der sonst in Weltmetropolen wie New York, Washingotn, Toronto, London, Stockholm oder Tallin tagt, diesmal in Bocholt stattfindet. Bocholt war Anfang der 50er Jahre zentrales Sammellager der estnischen Kriegsflüchtlinge gewesen. Viele habe es anschließend in die ganze Welt verschagen. Zieminski ist in Bocholt sesshaft geworden. Rund 30 Bocholter Esten pflegen nun schon in der dritten Generation den estnischen Kulturverein in der neuen Heimat. Nebelo überreichte Botschafter Kull nach dem Eintrag ins Goldene Buch ein Bild des Bocholter Künstlers Josef Fenneker. „Damit sie sich nicht nur im Internet über Bocholt informieren müssen“, meinte der Bürgermeister augenzwinkernd. Kull überreichte ein Buch über das alte Tallin. Anschließend eröffneten beide den Kongress im Bocholter Europainstitut, zu dem Delegierte des Weltverbandes der Esten aus Amerika, Kanada, Russland, England und Deutschland angereist waren. „Tere tulemast“, hieß Nebelo die Gäste in deren Heimatsprache herzlich Willkommen. Thema des Kongresses war die internationale Zusammenarbeit der Auslandsesten miteinander sowie die Zusammenarbeit mit dem estnischen Staat. |
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