Pressemeldung der Stadt Bocholt

Bocholt, 23. Juni 2006

Westringtunnel: Ab heute Probebetrieb - nächste Woche Mittwoch offizielle Freigabe

Bocholt (pd).

Nach 2,5 Jahren Bauzeit ist der Westringtunnel nun fertiggestellt. Am Mittwoch, 28. Juni 2006, wird er für den Verkehr freigegeben. Ein erster Probebetrieb erfolgt bereits am Freitag, 23. Juni. Das Befahren des Tunnels ist dann möglich. Allerdings sollten Verkehrsteilnehmer die dynamischen Verkehrsinfos beachten, da Tunnelsperrungen stundenweise erforderlich werden könnten.

Die Westtangente ist ein Baustein des geplanten äußeren Ringsystems von Bocholt. Mit dem im Jahre 2000 fertiggestellten ersten Abschnitt des Westringes bildet der zweite Bauabschnitt einen funktionsfähigen Teilabschnitt mit eigener Verkehrsbedeutung. Der Westring verbindet jetzt direkt den Autobahnzubringer B 473 mit der Landesstraße 606 (Dinxperloer Straße).

Durch die äußeren Ringstraßen sollen die Bocholter Stadtteile und Infrastruktureinrichtungen wie Krankenhaus, Fachhochschule, Industriepark und Aa-See verkehrlich besser angebunden bzw. verknüpft werden. Außerdem werden der Innenstadtring und die in die Innenstadt führenden Hauptzufahrtsstraßen entlastet.

Heute ist der Innenstadtring so stark belastet, dass er die Verteilerfunktion, die ihm eigentlich zugedacht war, nicht mehr erfüllen kann. Verkehrsbelastungen an einem normalen Werktag von mehr als 30.000 Fahrzeugen belegen das.

Dadurch entstehen unnötige Überlastungen durch Abgas- und Lärmemmissionen – speziell die Anwohner in diesem Bereich kennen diese unbefriedigende Situation. Durch die Fertigstellung des Westringes wird gerade hier und für die Dinxperloer Straße zwischen den Knotenpunkten Westring/Dinxperloer Straße und Nordwall/Dinxperloer Straße eine Entlastung geschaffen.

Künftig sollen durchschnittlich 14.000 Kfz am Tag den Tunnel benutzen, was zu einer wesentlichen Entlastung des nordwestlichen Stadtbereiches zwischen Dinxperloer Straße, Werther Straße und Westend führen wird. "Höchste Zeit, ist doch die gesamte Verkehrsbelastung in den letzten 20 Jahren um 64 % in Bocholt angewachsen", so Stadtbaurat Ulrich Paßlick.

Für den Plan, einen Westring zu bauen, wurde schon vor Jahrzehnten eine Trasse zwischen Werther Straße und Dinxperloer Straße freigehalten. Der I. Bauabschnitt, der von der Werther Straße bis zur Schwanenstraße reicht, ist schon im September 2000 fertiggestellt worden.

Für den II. Abschnitt des Westringes bis zur Dinxperloer Straße beschloss die Stadtverordnetenversammlung im Juni 1995 Bebauungspläne als Grundlage für den Bau eines Tunnels, bei dem die Straße ab der Schwanenstraße bis hinter der Klarastraße unterirdisch verläuft. Dadurch werden die Kurfürstenstraße, die Jerichostraße und die Klarastraße untertunnelt, so dass hier der Verkehr verknüpfungsfrei fließen kann.

Diese Trassenvariante bietet außerdem den Vorteil, daß die "Löverick" als einheitlicher Stadtteil ohne Zerschneidung durch die Westtangente und die Grünverbindung als Teil des Grünzuges Dinxperloer Straße/Bocholter Aa erhalten bleiben.

Innerhalb des Grünzuges bleiben die wohnungsnahen Spiel- und Freiflächen bestehen und die Gärten der angrenzenden Wohnhäuser geschützt. Im Bereich des Tunnels werden darüber hinaus Baumöglichkeiten für 25–30 Häuser ausgewiesen.

Der 285 m lange Stadttunnel Bocholt ist als zweispuriger, im Gegenverkehr befahrbarer Tunnel gebaut. Die Fahrbahn hat 2 Fahrstreifen mit einer Breite von jeweils 3,50 m. Beidseitig sind 1 m breite Notwege angeordnet. Für den Fuß- und Radverkehr ist auf dem Tunnel innerhalb der Grünanlage ein separater Weg gebaut worden.

Zur Unterbringung der betriebstechnischen Ausstattung ist etwa in Tunnelmitte direkt neben der Tunnelröhre ein 3-geschossiges, teils unterirdisches Betriebsgebäude angeordnet, in dem sich die Tunnelsteuerung und das Pumpwerk befinden.

Zur Tunneltechnik gehören im Wesentlichen:

  • Die Beleuchtungsanlage mit Leuchten und Leuchtmittel, Lichtwerterfassung und Überwachung

  • die Tunnellüftung mit Strahlventilatoren, Lüftungssteuerung und Messwerterfassung

  • die Sicherheitsanlagen mit Brandmeldeanlage, Notrufeinrichtungen und Leitungs-netz

  • die Verkehrslenkung mit Verkehrszeichen, Verkehrssteuerung und Lichtsignalanlgen.

Die Baugrubenumschließung für den Tunnel erfolgte mit dem Schlitzwandverfahren. Bei diesem Verfahren wird mit einer besonderen Baggerschaufel ein Schlitz in das Erdreich gebaggert und dieser anschließend mit einer zunächst flüssigen, später erhärtenden Emulsion (Bentonit) verfüllt.

Der Schlitz wird bis in die wasserundurchlässigen Schichten des Erdreiches eingebunden, so dass eine wasserdichte Umschließung der Baugrube entsteht. Auf diese Weise konnten im Gegensatz zu einer zunächst geplanten Spundwand Erschütterungen und Lärm während der Bauzeit minimiert werden.

Um den Grundwasserstrom nicht aufzustauen, sind im Bereich der Schlitzwand zwei große Durchlässe vorgesehen. Für den Bau des Tunnels mussten rd. 42.000 m³ Boden ausgehoben werden. Ca. 15.000 m³ Stahlbeton und ca. 1.850 to Stahl wurden eingebaut.

Die Baukosten für den II. Abschnitt des Westringes wurden vom beauftragten Ing.-Büro Grassl (Düsseldorf) 1992 auf 16,473 Mio. Euro geschätzt. Nach derzeitigem Stand werden die veranschlagten Baukosten nicht überschritten. Die Baunebenkosten (Ingenieur-Kosten etc.) für das Projekt betragen ca. 2,5 Mio. Euro und liegen mit ca. 15 % der Gesamtkosten im üblichen Rahmen derartiger Projekte.

Die Gesamtkosten werden somit voraussichtlich ca. 18,6 Mio. Euro betragen, wobei darauf hinzuweisen ist, daß die Schlussrechnung der Maßnahme erst in den nächsten Monaten erfolgt. Die Maßnahme wird durch das Land NRW im Rahmen des Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes (GVFG) mit 12,7 Mio. Euro bezuschusst.

Die Bauleitung für den Tunnel und den Straßenbau oblag dem Büro Obermeyer, Köln. Die Oberbauleitung lag bei Dipl.-Ing. Peter Holtkamp vom Fachbereich Tiefbau, Verkehr und Stadtgrün der Stadt Bocholt. Der Auftrag für den Tunnelrohbau wurde an die Fa. Züblin für rund 12,1 Millionen Euro vergeben. Den Straßenbau zwischen der Schwanenstraße und der Dinxperloerstraße einschließlich Lärmschutz hat die ARGE Walterbau/Bunte, Borken/Willich ausgeführt. Die Auftragssumme betrug rd. 2 Mio. Euro.

Die Tunneltechnik und die Technik für das Pumpwerk mit einem Auftragsvolumen von rd. 1 Mio. Euro wurde von den Ingenieurgruppen Dürr, Weinstadt und Dr. Dahlem, Essen geplant und ausgeschrieben. Installiert wurde die Technik von der Fa. Osmo Anlagenbau bzw. der Fa Lückmann.

Im Herbst ist im Rahmen eines Tunnelfestes die offizielle Einweihung des Bauwerks vorgesehen. Auch die Anlieger sollen dann eingeladen werden.

Schon im Dezember geht das nächste Teilstück des äußeren Ringes ans Netz. Dann kann das von der Stadt Bocholt bereits fertiggestellte Teilstück des Ostrings zwischen B 67, Fachhochschule/Münsterstraße und B 67 n in Betrieb genommen werden. Hier erwarten alle Betroffenen bereits die Fertigstellung der B 67 n zwischen Dingdener Straße und L 572 (Brünener Straße) in Rhede.


Zu dieser Meldung können wir Ihnen folgende Medien anbieten:

Der Bocholter Westringtunnel

Im Betriebsgebäude steckt die Tunneltechnik.

Radfahrer und Fußgänger dürfen den Tunnel nicht benutzen.

Im Tunnel sind 50 km/h erlaubt.

Der Westring aus der Vogelperspektive - Stand 11. Mai 2006