Bocholt, 18. Oktober 2006
Siemens soll sich zum Standort Bocholt bekennen
BenQ/Inservio: Bocholter Rat will geschlossen an Siemens-Chef Kleinfeld appellieren / Öffentliche Unterschriftenlisten geplant
Bocholt (pd).
Siemens-Chef Klaus Kleinfeld wird in wenigen Tagen Post aus Bocholt bekommen: Die im Bocholter Rat vertretenen Parteien wollen geschlossen an den Münchner Konzern appellieren, sich im Zuge der BenQ-Pleite für den Erhalt der bedrohten Inservio GmbH einzusetzen und darüber hinaus ein klares Bekenntnis für den Siemens-Standort Bocholt abzugeben. In Bocholt werden bei der Siemens Home and Office Communication Devices (SHC) Schnurlostelefone (sog. Gigasets) gefertigt.
Das ist das Ergebnis eines runden Tisches, zu dem am Mittwoch Bürgermeister Peter Nebelo 20 Vertreter aus Bundes-, Landes- und Kommunalpolitik, Wirtschaftsverbänden und Verwaltung geladen hatte.
Auslöser des Treffens ist die Insolvenz des taiwanesischen Handy-Herstellers BenQ Deutschland, der erst vor einem Jahr die Handy-Sparte von Siemens übernommen hatte und nun die Produktion in Deutschland komplett aufgeben und nach Asien verlagern will.
Bundesweit sind an den Standorten München, Kamp-Lintfort und Bocholt rund 3.000 Stellen gefährdet. In Bocholt selbst sind rund 260 Mitarbeiter betroffen, die für das Serviceunternehmen Inservio GmbH arbeiten. Hier werden u.a. BenQ-Geräte gewartet. Für die Gewährleistungsansprüche der Netzbetreiber spielt dieses Unternehmen möglicherweise eine Schlüsselrolle.
Einig waren sich die Teilnehmer des runden Tisches, dass es in der derzeitigen Situation darum gehe, Solidarität mit den betroffenen Mitarbeitern zu bekunden und den öffentlichen Druck aufrecht zu erhalten, um so für den Erhalt der Arbeitsplätze zu kämpfen. „Erstens muss die Inservio GmbH erhalten bleiben. Das wäre die optimale Lösung. Zweitens soll Siemens sich zum Standort Bocholt bekennen, also auch zum Telefonwerk SHC. Wir bekunden audrücklich unsere Gesprächsbereitschaft Richtung Siemens“, fasste Bürgermeister Nebelo die Hauptforderungen der Resolution zusammen, die nun auf den Weg gebracht wird.
Auch Bocholter Bürger haben die Möglichkeit, sich diesem Appell anzuschließen und ein persönliches Zeichen für den Erhalt der Arbeitsplätze und den Siemens-Standort Bocholt zu setzen. In den nächsten Tagen werden an verschiedenen öffentlichen Stellen in der Stadt (genaue Orte werden noch bekannt gegeben) Listen ausgelegt, in die man sich eintragen kann. Diese Listen liegen zwei Wochen aus und werden anschließend an die Siemens-Zentrale nach München verschickt.
Am Mittag hatte Siemens bekannt gegeben, dass 88 Auszubildende von BenQ ihre Lehrzeit bei Siemens fortsetzen können. Kein Auszubildender müsse dafür seinen Wohnort wechseln, teilte Siemens mit. Anschließend soll ihnen eine Stelle im Konzern angeboten werden. Ferner ist das Abwerbeverbot zwischen Siemens und BenQ aufgehoben worden. BenQ-Mitarbeiter können sich bei Siemens um eine Stelle bewerben. Sie sollen laut Siemens bevorzugt behandelt werden.
Zu dieser Meldung können wir Ihnen folgende Medien anbieten:
Bürgermeister Nebelo wertet die Antwort Kleinfelds als "Bekenntnis zum Standort Bocholt".
Bürgermeister Peter Nebelo und der Bocholter Rat fordern Siemens gemeinsam auf, sich zum Standort Bocholt zu bekennen.