Pressemeldung der Stadt Bocholt

Bocholt, 21. November 2006

"Die Toten erhalten einen Namen und ein Gesicht"

Landesfeier zum Volkstrauertag in Bocholt

Bocholt (pd).

Zum Gedenken an die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft fand am Samstag, 18. November 2006, die Zentrale Gedenkstunde der Landesregierung, des Landtages und des Landesverbandes Nordhrein-Westfalen im Volksbund deutsche Kriegsgräberfürsorge anlässlich des Volkstrauertages in Bocholt statt.

In einer Gedenkstunde in der St. Georg-Kirche erklärte Landtagspräsidentin Regina van Dinther, dass mit zunehmender Distanz zum Ende des 2. Weltkrieges der Volkstrauertag einen Wandel vom "Tag der Trauer und der Erinnerung" zu einem "Tag der Mahnung vor Krieg und Gewalt", zu einem "Friedensmahntag" erlebt.

Die Landtagspräsidentin begrüßte rund 450 Gäste, die an der offiziellen Landesfeier in der Bocholter Hauptpfarrkirche teilnahmen. Kinder der Hohe-Giethorst-Hauptschule Bocholt und der niederländischen Partnerschule "Mezzo College" aus Doetinchem gestalteten mit der "Straße des Lebens" die Gedenkstunde mit.

Die Gedenkrede zum Volkstrauertag hielt der Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen und Schirmherr des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, Landesverband NRW, Dr. Jürgen Rüttgers. Er erinnerte in seiner Ansprache an die entbehrungsreiche Zeit, die seine Familie nach Ende des 2. Weltkrieges – wie viele andere auch – durchleben musste. Er unterstrich die Bedeutung des Volkstrauertags als Mahnung, dass sich die Geschichte nie wiederholen dürfe. Das Totengedenken verlas der Regierungspräsident aus Münster und stellvertretende Landesvorsitzende des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, Dr. Jörg Twenhöven.

Pfarrer Hans-Rudolf Gehrmann sprach in seinem geistlichen Abschlusswort von den vielen Toten auf dem russischen Friedhof in Bocholt, auf deren Grabstein nur Nummern und keine Namen vermerkt sind. Durch die Forschung der Stiftung Sächsische Gedenkstätten konnten nunmehr den ehemals namenlosen russischen Kriegsgefangenen Personen zugeordnet werden. "Die Toten erhalten so einen Namen und ein Gesicht", sagte Gehrmann. Musikalisch umrahmt wurde die Landesfeier vom Blechbläserquintett der Musikschule Bocholt-Isselburg-Rhede unter Leitung von Bodo Biermann sowie Claudia Wigger (Mezzosopran), Anna Matuszewska (Sopran) und Sebastian Wigger (Orgel).

Vor der Gedenkstunde in der Kirche fand an der Gedenkstätte auf dem Bocholter Zentralfriedhof die feierliche Kranzniederlegung durch Vertreter des Landtages, der Landesregierung, des Volksbundes, der Stadt Bocholt sowie der Bundeswehr statt. Auch die niederländische Nachbargemeinde Aalten hat durch Bürgermeister Berghoef einen Kranz gespendet.

Im Anschluss an die Kranzniederlegung hatte Bürgermeister Peter Nebelo die Ehrengäste der Landesfeier zu einem städtischen Empfang in den großen Saal des Historischen Rathauses eingeladen. Er sagte in seiner Rede: "In Bocholt wird die Aktualität des Volkstrauertages dadurch unterstrichen, dass sich insbesondere auch viele junge Menschen für die Friedensarbeit einsetzen. Diese findet hier grenzüberschreitend mit deutschen und niederländischen Jugendlichen statt."

Die Bürgerbegegnung anlässlich der Landesfeier fand nach der Gedenkstunde in der St. Georg-Kirche im Rathaus am Berliner Platz statt. Nach der Begrüßung durch die Landtagspräsidentin ging Dr. Fritz Behrens als Landesvorsitzender des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge auf dessen Arbeit ein, die heute überwiegend im Ausland stattfindet. Anschließend berichtete Dr. Klaus-Dieter Müller von der Dokumentationsstelle der Stiftung Sächsische Gedenkstätten über seine Arbeit zur Schicksalsklärung und historischen Aufarbeitung, u. a. der bisher namenlosen sowjetischen Kriegstoten in Bocholt. Eine Liste mit den Namen von 1.333 russischen Kriegstoten überreichte Dr. Müller der Landtagspräsidentin, dem Regierungspräsidenten Münster sowie Bürgermeister Peter Nebelo. "Ich hoffe," so Dr. Müller, "dass diese Unterlagen zur Aufklärung breit genutzt werden."

Bürgermeister Peter Nebelo bedankte sich für die Liste und überreichte den Ehrengästen zum Schluss die aktuelle Ausgabe von "Unser Bocholt" mit dem Titel "Der letzte Gang".

Pressekontakt: Stadt Bocholt - Fahrradfreundlichste Stadt Deutschlands, Text und Fotos: Petra Taubach


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