Bocholt, 01. Juni 2007
Die Walderholungsstätte
Bocholter Stadtarchiv präsentiert historisches Foto des Monats Juni
Bocholt (pd).
Das vom Stadtarchiv ausgewählte Foto des Monats Juni 2007 zeigt die Bocholter Walderholungsstätte mit deren Mittelbau, der Liegehalle und der Kapelle von Westen um 1920.
Die am 25. Juni 1913 eröffnete Kuranlage Walderholungsstätte wurde durch den ”Verband für Wohlfahrtspflege” als Sommertagesstätte für tuberkulosegefährdete Kinder auf einem zwölf Morgen großen Pachtgrundstück an der heutigen Alffstraße eingerichtet und im Juni 1914 unter Beteiligung der Stadt Bocholt um einen Bauabschnitt mit Schlafsälen erweitert. Im Wege der damaligen Kriegswohlfahrtspflege begann am 29. November 1915 der Ganzjahresbetrieb mit durchschnittlich sechswöchigen Kuren für Kinder. 1918 übernahmen Stadt Bocholt und Sparkasse der Stadt Bocholt die Kosten.
1920 erfolgte die Erweiterung von 24 auf 40 Betten sowie der Anbau einer Kapelle, 1926 folgte die Ergänzung um Bestrahlungsräume und 1930 die Einrichtung eines Wäschereigebäudes. Am 1. März 1936 übernahm die Nationalsozialistische Volkswohlfahrt (NSV) die Walderholungsstätte zur Miete bei gleichzeitig stattfindenden Umbauten und Renovierungen. Dabei fand die Erweiterung um ein Fachwerkgebäude mit zwei Schlafräumen auf 150 Betten statt.
Die NSV betrieb die Ablösung der bis dahin tätigen Clemensschwestern durch weltliche Kräfte, baute 1939 die Kapelle ab und überließ sie der Pfarrgemeinde St. Georg, die diese in Hemden als St.-Helena-Kapelle wieder errichtete.
Im Zweiten Weltkrieg wurde der Betrieb auf 70 Betten reduziert und eine Ausweichstelle für das St.-Agnes-Hospital eingerichtet (1943). 1944 kam ein weiterer Anbau an die Stelle der ehemaligen Kapelle mit fünf Räumen und Versorgungsräumen als Ausweichstelle für die Stadtverwaltung.
Ab Februar 1945 wurden hier zunächst einzelne Abteilungen und nach dem Großangriff auf Bocholt am 22. März 1945 das gesamte St.-Agnes-Hospital bei größtem Platzmangel untergebracht. Selbst der Bunker diente als Schlafstätte. 1946 erfolgte die Eröffnung einer neuen Krankenbaracke (St. Klemens) mit zwei Räumen und 40 Betten bei insgesamt 170 Krankenbetten, der 1947 die Eröffnung einer weiteren Krankenbaracke bei dann insgesamt 220 Krankenbetten folgte.
1949 bis 1953 erfolgte schrittweise der Umzug der Krankenabteilungen in das wieder aufgebaute St.-Agnes-Hospital. Anschließend, bis 1960, war die Stätte Durchgangslager für Ostvertriebene und Flüchtlinge, danach leerstehend.
1964 bis 1974 übernahm der Bocholter Caritas-Verband die Gebäude als Tagesstätte für geistig behinderte Kinder mit einer Anlernwerkstatt. Anschließend erfolgte der Abriss der „Walderholungsstätte“ bis auf den weitläufigen Kellerbunker aus dem Zweiten Weltkrieg, dessen Relikte heute noch erhalten sind.
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Die Kuranlage "Walderholungsstätte" stand bis 1974 im Bereich der heutigen Alffstraße.