Bocholt, 31. August 2007
Foto des Monats September aus dem Stadtarchiv Bocholt
Kriegsgefangenen-Zeltlager im Stalag VIF Bocholt
Bocholt (pd).
1935 begann in Bocholts Stadtwald die Errichtung eines Barackenlagers zur Unterbringung der "Österreichischen Legion", einer Gruppe Nationalsozialisten, die nach dem gescheiterten Putsch gegen die Politik des österreichischen Bundeskanzlers Dollfuss ihr Land verlassen musste. Nach Fertigstellung des Lagers kamen die ersten SA-Leute am 24. Juni 1935 nach Bocholt. Die "österreichische Legion" der SA löste sich nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938 auf.
Anschließend, vom September 1938 bis Oktober 1939, beherbergte das Lager Männer des Arbeitsdienstes.
1939 wurde es Kriegsgefangenlager der Wehrmacht und seither wegen der großen Zahl an Kriegsgefangenen um ein Areal mit Mannschaftszelten erweitert. Hinzu kamen verschiedene, z.T. weit entfernte Außenlager.
Die ersten polnischen Soldaten trafen am 13. November 1939 ein. Am 10. Mai 1940 kamen die ersten holländischen Grenztruppen als Kriegsgefangene. 2300 Engländer, Franzosen und Senegalesen folgten am 22. Mai. Letztere lassen sich schemenhaft im Hintergrund der Aufnahme erkennen.
Die russischen Gefangenen, von denen mehr als 1736 starben und auf dem Russischen Friedhof an der Vardingholter Strasse begraben liegen, waren in einem gesonderten Teil des Lagers untergebracht.
Bei Näherrücken der Front wurden die Kriegsgefangenen weiter nach Osten verlegt. Anschließend diente das Stadtwaldlager als Unterkunft von "Schanzern" und Zwangsarbeitern.
Nach Einnahme des Lagers am 30. März 1945 durch die britischen Truppen wurde es 1946 Unterkunft für Kriegsgefangene von Nationen, die während des Krieges im Deutschen Heer gedient hatten. 1947 war es Durchgangsstation für Juden aus Konzentrationslagern, die überwiegend nach Israel auswanderten.
Familien aus Polen, der Ukraine, aus Jugoslawien und dem Baltikum, die durch die Kriegswirren ihre Heimat verloren hatten, wurden hier 1948 untergebracht. 1950 war das Lager Durchgangsstation für Flüchtlinge aus der damaligen Sowjetischen Besatzungszone.1956 nahm es die Flüchtlinge aus dem Ungarn-Aufstand auf. Drei Jahre später wurde das Lager vorübergehend von der Bundeswehr genutzt.
1985 konnte das Gelände des inzwischen abgerissenen Stadtwaldlagers von der Stadt zurückgekauft werden, und wurde anschließend als Naherholungsgebiet ausgebaut. Heute zeugt ein (leider beschädigter) Gedenkstein inmitten des Geländes von der Geschichte des Lagers.
Pressekontakt: Stadt Bocholt - Fahrradfreundlichste Stadt Deutschlands, Stadtarchiv, Dr. Oppel, Tel. 02871-953-347
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Kriegsgefangenen-Zeltlager im Stalag Bocholt
Kriegsgefangenen-Zeltlager im Stalag Bocholt. Quelle: Stadtarchiv Bocholt