Bocholt, 15. Februar 2008
Gewaltberatung auch bald in Bocholt?
Informationen über „Häusliche Gewalt“ im Arbeitskreis Gleichstellung
Bocholt (pd).
In seiner letzten Sitzung am Mittwoch, 13. Februar 2008, informierte sich der Arbeitskreis für Fragen der Gleichstellung von Frau und Mann der Stadt Bocholt über die hiesigen Beratungsmöglichkeiten zur „Häuslichen Gewalt“.
Häusliche Gewalt bezeichnet Gewalttaten zwischen Menschen, die in einem Haushalt zusammen leben. Unter den Oberbegriff der häuslichen Gewalt fallen deshalb nicht nur Gewalt in Paarbeziehungen (vor, während und nach einer Trennung), sondern auch Gewalt gegen Kinder, Gewalt von Kindern gegenüber ihren Eltern, Gewalt zwischen Geschwistern und Gewalt gegen im Haushalt lebende ältere Menschen.
In Bocholt gibt es nun Überlegungen zu Beratungsangeboten für Gewalttäter, die in Zusammenarbeit mit dem Mehrgenerationenhaus Bocholt von Ulrik Störzer, Sozialarbeiter, Gewaltberater und Gewaltpädagoge, angestoßen wurden. Nach Stadtlohn soll nun auch über ein Beratungsangebot in Bocholt nachgedacht werden.
„Gewalt“, so Störzer, „ist jede Form körperlicher Beeinträchtigung und ihre Androhung.“ Er unterschied damit klar, dass Gewalt nicht Aggression ist. Aggressive Menschen äußern ihre Gefühle, Gewalttäter tun das nicht, sagte Störzer. Der "Gewaltkreislauf" beginnt mit der Gewalttat. Nach der Tat, so Störzer, „wachen“ die Männer „auf“, zeigen Reue und Scham und überschütten ihre Opfer mit Geschenken und Blumen. Wiedergutmachungen werden ausgehandelt, jedoch findet nach einiger Zeit eine „Verantwortungsabgabe“ statt. Dahinter verbergen sich die Gedanken von Männern, wie z. B. „Meine Frau hat ja auch das und das gemacht“, „Mir geht es ja auf der Arbeit so schlecht“, etc., die, so Störzer in ein Schweigen führen, um sich nicht mit den drohenden Konflikten auseinandersetzen zu müssen. Diese unausgetragenen Konflikte führen zu einem erneuten Ohnmachtsgefühl, aus dem wieder die Entscheidung zur Gewalttat entstehen kann.
„Täterarbeit ist Opferschutz“, sagte Ulrik Störzer den interessierten Arbeitskreismitgliedern und damit ist es wichtig, auch ein Beratungsangebot in Bocholt zu schaffen. Deshalb soll hier – ähnlich wie der Verein „Männer gegen Männergewalt e.V.“ eine Wohnung oder Räumlichkeit gefunden werden, in denen Männer, die ihre Gewalttätigkeit beenden wollen, beraten werden.
Wie wichtig Beratung ist, zeigte auch Maria Arlinghaus vom Bocholter Frauenhaus auf. Sie stellte in ihrem Vortrag „Kinder im Spannungsfeld häuslicher Gewalt aus Sicht des Frauenhauses“ vor. Das Frauenhaus konzentriert sich in seiner Beratungsarbeit auf die Kinder genauso wie auf die Mütter. Eine Erzieherin kümmert sich speziell um die Anliegen der Kinder und hilft ihnen, mit der neuen Situation fertig zu werden .Die Erweiterung der Räumlichkeiten für Kinder ist eines der nächsten Projekte, die im Frauenhaus realisiert werden sollen. „Wir haben zurzeit acht Zimmer für Hilfe suchende Frauen und Kinder.“, so Arlinghaus und führte weiter aus, dass die Frauen im Durchschnitt drei Monate im Frauenhaus bleiben.
Bevor die Frauen ins Frauenhaus flüchten, haben sie in der Regel bereits einen Leidensweg zurückgelegt. Die Opferschutzbeauftragte der Kreispolizeibehörde Borken, Ingrid Salthammer, berichtete dem Arbeitskreis, dass es 369 Fälle angezeigter häuslicher Gewalt im Kreis Borken im Jahr 2007 gab. 188 Personen wurden im Hinblick auf das geltende Gewaltschutzgesetz in Nordrhein-Westfalen aus der Wohnung verwiesen. Sie durften diese für 10 Tage, auf richterlichen Beschluss auch länger, nicht mehr betreten. In 214 Fällen konnte eine Vermittlung an Beratungsstellen erfolgen, sagte Ingrid Salthammer.
Abschließend berichtete die Gleichstellungsbeauftragte Annette Hünting über die geplanten Aktivitäten zum Internationalen Frauentag am 8. März 2008. Neben der Informationsbörse an diesem Tag auf der Bocholter Aa-Brücke, findet eine Frauenkabarettveranstaltung mit Krissie Iling in der Alten Molkerei, ein „Mut tut Gut“-Workshop der kfd, eine Lesung, das Interkulturelle Frauenfrühstück, der Wellnesstag bei TuB sowie die Ausstellung „Opfer“ des WEISSEN RINGS statt. Die Abschlussveranstaltung zum Bocholter Frauentag 2008 wird in diesem Jahr im Bürgerzentrum Biemenhorst zum Thema „90 Jahre Frauenwahlrecht“ organisiert.
Zum Beginenprojekt wies Hünting auf die Veranstaltung am gleichen Abend hin, wo sich interessierte Frauen mit Unterstützung der Fachbereichsleiterin Stadtplanung und Bauordnung der Stadt Bocholt, Andrea Döring, über die Möglichkeiten zur Realisierung eines Wohnprojektes in Bocholt informieren können, hin. Begleitet werden diese Überlegungen von einer Studentengruppe der Universität Dortmund.
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