Bocholt, 25. Februar 2008
Baltischer Tiger wird 90 Jahre alt
Esten feiern den 90. Geburtstag ihrer Republik in Bocholt
Bocholt (pd).
Die Estnische Volksgemeinschaft der Bundesrepublik Deutschland feierte das 90-jährige Bestehen ihrer Republik in Bocholt. Zu dieser deutschlandweiten Veranstaltung lud der Vorsitzende Richo Zieminski am 23. Februar 2008 ins Bocholter Kolpinghaus.
Eingeladen waren alle in Deutschland lebenden Esten sowie zahlreiche Ehrengäste, darunter auch die stellvertretende Bürgermeisterin der Stadt Bocholt, Christel Feldhaar, und der Vorsitzende des Ausländerbeirats der Stadt Bocholt, Emanuele Mascolo. Selbst die Geburtstagskerzen trugen die Nationalfarben der estnischen Republik.
Rund 100 der nach Deutschland ausgewanderten Esten kamen am Samstagnachmittag ins Kolpinghaus nach Bocholt, um den 90. Geburtstag ihres „baltischen Tigers“ zu feiern. Organisiert wurde das Ganze von der Estnischen Volksgemeinschaft der BRD um den Vorsitzenden Richo Zieminski. Nach seiner Aussage leben rund 200.000 Esten im Ausland, davon 5.000 bis 8.000 in Deutschland. Daher ist nicht verwunderlich, dass diese auch hier den Geburtstag ihrer Republik feiern.
Warum diesmal ausgerechnet Bocholt Austragungsort der Feierlichkeiten gewesen ist, ist historisch begründet: Denn während der Zeit des nationalsozialistischen Regimes in Deutschland, waren viele Esten in ein Stammlager verbracht worden, das sich damals an der Wiener Allee in Bocholt befand. Nach dem Zweiten Weltkrieg sei dann ein Großteil dieser Esten hier in Bocholt und Umgebung geblieben und habe sich hier niedergelassen, berichtete Zieminski an diesem Nachmittag.
Die Veranstaltung im Kolpinghaus wurde zunächst durch die Grußworte Zieminskis und die der stellvertretenden Bürgermeister Christel Feldhaar, die im Namen der Stadt Bocholt gratulierte, eröffnet. „Estland ist in Europa!“, so das Fazit Zieminskis zu dem jüngsten Kind der Europäischen Union. Anschließend hielt die nach Deutschland ausgewanderte estnische Pastorin Pille Heckmann-Talvar eine Messe in estnischer Sprache ab, die ihr Ehemann Michael Heckmann ins Deutsche übersetzte.
Grüße der estnischen Botschaft überbrachte auch der Kulturattaché Margus Särglepp. „Nur ein Zehntel unseres Volkes konnte die Träume und Ziele verwirklichen, die die Menschen in Estland während der sowjetischen Besatzung nicht träumen konnten.“ Untermalt wurde der Nachmittag von der musikalischen Darbietung des Karlsruher Gitarrenduos Mait Martin und Hannes Kühn, den dafür angereisten Musikern der Musikschule aus Tallinn und einem Projekt-Chor der Estnischen Volksgemeinschaft aus Deutschland. Am Ende des Festaktes wurden die Nationalhymnen der beiden Länder feierlich vorgetragen.
Fakten zur Republik Estland: Die am Baltikum liegende Estnische Republik erstreckt sich über eine Fläche von 45.227 km² entlang des Finnischen Meerbusens, davon bilden 10 % die 1520 Inseln. Insgesamt ist Estland von etwa 1,36 Millionen Menschen bevölkert. 402.000 von ihnen leben allein in der Landeshauptstadt Tallinn. Die Amtssprache ist Estnisch.
Die Republik Estland erklärte bereits 1918 zum ersten Mal ihre Unabhängigkeit und erlangte sie auch nach 2-jährigem Krieg gegen das Russische Imperium. 1940 wurde Estland jedoch von der Sowjetunion okkupiert und konnte erst beim Zerfall des damaligen „Ostblocks“ am 24. Februar 1991 erneut seine Unabhängigkeit erklären. Seither ist die parlamentarische Demokratie die Staatsform Estlands. Die Währungseinheit der Nation ist die estnische Krone (EEK; 1 EUR = 15,6466 EEK). Die Staatsflagge der Esten trägt die Farben blau-schwarz-weiß in Längsstreifen und die Nationalsymbole sind die Rauchschwalbe, die Kornblume und der Kalkstein.
Estland wurde 2002 der Beitrag zur Europäischen Union angeboten. 2004 trat die estnische Nation der NATO sowie der EU bei.
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