Bocholt, 14. Mai 2008
"Deutsche Kartoffeln schmecken besser als australische"
Die Austauschschülerin Claire O´Brien verbringt ein Jahr bei der Bocholter Familie Langert / Stippvisite beim Bürgermeister
Bocholt (pd).
Das Sauerkraut scheint unbegrenzt haltbar - zumindest als Klischee. „Sauerkraut“, dieses Stichwort fällt als erstes auch vielen Australiern beim Thema „Deutschland“ ein. Das berichtet Claire O´Brien, die seit Mitte Februar als Austauschschülerin rund ein Jahr lang in Bocholt verbringt. Mit Gastmutter Cordula Langert und Gastschwester Laura gings auf Stippvisite zum Bürgermeister.
Die 17-jährige O´Brien wurde über die Austauschorganisation AFS (American Field Service) nach Bocholt vermittelt. Dort nimmt sie bei den Langerts wie ein Familienmitglied am Alltag teil. „Wichtig ist, dass Claire neben der Sprache und dem Land auch das ´normale´ Leben in einer deutschen Familie kennenlernt“, sagt Cordula Langert. Der Gast aus Down Under besucht in Bocholt das Kapuzinergymnasium, außerdem erhält O´Brien zweimal in der Woche zusammen mit einer brasilianischen Gastschülerin Privatunterricht im Fach „Deutsch“. Sprachliche Vorkenntnisse besaß sie vor ihrem Besuch nämlich nicht.
O´Brien stammt aus dem südaustralischen Millicent, einem Städtchen mit rund 4.000 Einwohnern. „Ganz in der Nähe von Adelaide“ sei das - ganz in der Nähe aus Sicht einer Australierin: Adelaide ist satte vier Stunden von Millicent entfernt. Die kurzen Strecken in Bocholt, wo alles mit dem Fahrrad erreichbar ist, bewertet O´Brien daher auch besonders positiv. Ihr gefalle die Stadt ohnehin - „very nice“. Typisch deutsch sei auch das Essen von Kartoffeln: „Die schmecken hier viel besser als in Australien“, stellt die Besucherin vom Fünften Kontinent fest.
Bürgermeister Peter Nebelo freute sich über den Besuch. O´Brien übergab ihm neben einer Australien-Fahne auch eine Grußbotschaft von Bürgermeister Mark Braes aus Millicent, der darum bittet, Claire O´Brien Unterstützung zu gewähren, falls das notwendig sein sollte. Neben dem Familienleben stehen für die junge Australierin über den AFS geplante Ausflüge auf dem Programm. In Paris und Hamburg war sie schon, Amsterdam wolle sie unbedingt sehen. Bürgermeister Nebelo empfahl O´Brien eine Grachtenfahrt. Abschließend wünschte er dem Gast einen „pleasant stay“ in Bocholt.
Auch Gastschwester Laura ziehts schon jetzt Richtung Australien –gedanklich zumindest. Mutter Cordula bremst: Die Planungen müssen bis nach dem Abitur warten. Dann kann die Tochter den Fünften Kontinent erkunden, der sicher mehr zu bieten hat als Kängurus und Koalas. Die sind irgendwie ein bisschen wie Sauerkraut.
Hintergrund:
Claire O´Brien ist laut Cordula Langert die erste Gastschülerin, die über die Austauschorganisation AFS in Bocholt vermittelt wurde.
AFS ist nach eigenen Angaben die größte und älteste Jugendaustauschorganisation weltweit, die gemeinnützig, also nicht-kommerziell und auf ehrenamtlicher Basis arbeitet. AFS Deutschland bietet Schüleraustausch, Gastfamilienprogramme und Freiwilligendienste mit über 40 Ländern an. Ziel ist, Toleranz und Völkerverständigung zu fördern im direkten Kontakt von Mensch zu Mensch, von Kultur zu Kultur.
Die drei Buchstaben AFS stehen für „American Field Service". Junge Amerikaner führten während der beiden Weltkriege freiwillig Sanitätstransporte durch. Bereits nach dem Ersten Weltkrieg suchten diese Ambulanzfahrer aber nach Möglichkeiten, zukünftigen Kriegen vorzubeugen und Toleranz und Völkerverständigung zu fördern. Deshalb entstand die Idee, jungen Menschen für längere Zeit die Möglichkeit zu geben, ein anderes Land kennen zu lernen - der Jugendaustausch war ''erfunden". 1948 verbrachten die ersten deutschen Austauschschüler ein Schuljahr in den USA, 1952 kamen die ersten US-amerikanischen Gastschüler nach Deutschland.
Internet: http://www.afs.de
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Down Under an der Aa: Bürgermeister Nebelo empfängt Claire O´Brien (Mitte) und Gastschwester Laura Langert. (Foto: Stadt Bocholt)