Kreis Steinfurt. Liebe, Freundschaft, Sexualität – es gibt kaum ein Thema, das Jugendliche brennender interessiert. Klar, alle wissen längst über alles Bescheid, kennen sich bestens aus. „Wer näher und ernsthafter nachfragt, merkt natürlich schnell, dass durchaus noch viele Fragen offen sind“, wissen Gabriele Huerkamp-Rudolph von Schwangerschafts-Konfliktberatungsstelle des Kreises Steinfurt und Alexander Daum von der Arbeiterwohlfahrt (AWO) – Abteilung Aidsprävention und Sexualpädagogik. Die beiden Sozial- und Sexualpädagogen bieten an Schulen im Kreis Steinfurt das „Projekt Liebesleben“ – Aidsprävention und Sexualaufklärung – an.
Ergänzend hat die AWO den Jugendlichen eine weitere Möglichkeit geschaffen, über den Schultermin hinaus jemandem mit Erfahrung und Wissen all die spannenden Fragen zu stellen, die einem sonst zu peinlich sind und doch so viele Rätsel aufgeben: Seit Oktober können Jugendliche aus dem Kreis Steinfurt Alexander Daum zu den Themen „Liebe, Freundschaft und Sexualität“ online Fragen stellen – neudeutsch ausgedrückt: „per ICQ anchatten“. „Diese Form der Sexualberatung ist im Kreis Steinfurt einzigartig und die erste seiner Art im Münsterland“, freut sich Gabriele Huerkamp-Rudolph über das moderne Angebot, die Schüler nachhaltig zu unterstützen und betreuen.
Zielgruppe sind hauptsächlich die zehn- bis 17jährigen, an deren Schulen die AWO und die Schwangerschaftskonfliktberatungsstelle des Kreises Steinfurt vorher schon Sexualaufklärung angeboten haben. Die Jugendlichen haben donnerstags von 15 bis 16.45 Uhr Gelegenheit, ihre Fragen beantwortet zu bekommen.
„Die Themen bei der Chatberatung sind vielfältig und oft sehr persönlich“, berichtet Alexander Daum: „Zum Beispiel Beziehungsstress, sexueller Missbrauch, Liebeskummer, Penis- und Kondomgrößen, Verwendung von Verhütungsmitteln, Frauenarzt, Urologe, Homosexualität und vieles mehr.“ Bei ungefähr 20 Prozent der Themen handelt es sich um Sachfragen, bei 80 Prozent um persönliche Fragestellungen. „Manche möchten Flirttipps, andere sprechen von ihrer Angst vorm ersten Mal oder über ihren Liebeskummer, wieder andere befinden sich in konkreten Notsituationen“, so Alexander Daum. „Einige Jugendliche nutzen diese Möglichkeit häufiger und sind dann immer mal wieder mit mir im Gespräch.“
Von Oktober bis Mai haben sich 57 Mädchen und 105 Jungen bei dem Chat-Programm ICQ im Internet angemeldet. Über hundert Gespräche wurden bereits geführt. „Das entspricht einer Verzehnfachung der Internet- und Telefonberatung aus dem letzten Geschäftsjahr“, hat der Sexualpädagoge errechnet. Das Beratungsaufkommen steigt monatlich und benötigt mittlerweile einen immer größer werdenden Platz in der täglichen Arbeit. Hierbei wird die AWO sowohl finanziell als auch inhaltlich vom Kreis Steinfurt unterstützt.
Bei allen Gesprächen unterliegt Alexander Daum der Schweigepflicht, so dass sich jeder trauen kann, seine Fragen zu stellen und offen über die persönlichen Themen zu schreiben. Fragen sind auch per Email unter a.daum@awo-ms-st.de oder telefonisch unter 0 25 1/ 77 94 35 möglich.