Bocholt, 13. Juni 2008
„Die Niederlande sind unsere liebsten Nachbarn!“
Deputierter der Provinz Gelderland bei 12. Bocholter Europagesprächen / 50 Jahre EUREGIO
Bocholt (pd).
Der Deputierte für Raumordnung und Auslandsbeziehungen der niederländischen Provinz Gelderland, Co Verdaas, stellte am Donnerstag, 12. Juni 2008, die Beziehungen zwischen den Niederlanden und Deutschland im Jahr 2008 im Rahmen der 12. Bocholter Europagespräche vor.
Die Europagespräche werden seit einigen Jahren von der Europa-Union Bocholt im großen Saal des Historischen Rathauses organisiert. Die Niederlande waren in diesem Jahr ausgewählt worden, da die EUREGIO in 2008 ihr 50jähriges Bestehen feiert. Die 1. stellvertretende Bürgermeisterin Christel Feldhaar erinnerte in ihrer kurzen Begrüßung daran, dass die Stadt Bocholt im Jahr 1958 auch Gründungsmitglied der EUREGIO war.
Heute haben sich in der EUREGIO mehr als 130 Kommunen und Kreise aus den Niederlanden und Deutschland zusammengeschlossen, die rund 3,4 Millionen Einwohner auf beiden Seiten der hiesigen Grenze repräsentieren. „Die Niederlande sind unsere liebsten Nachbarn!“, sagte Feldhaar im Rahmen des städtischen Empfanges im Trauzimmer des Historischen Rathauses. Hier wurde der Deputierte nicht nur von den Vertreterinnen und Vertretern der hiesigen Fraktionen und der Europa-Union Bocholt willkommen geheißen, sondern auch von Gästen aus den benachbarten Niederlanden, wie dem Bürgermeister der Nachbargemeinde Winterswijk und Mitgliedern des Internationalen Beratungsausschusses.
Im Rahmen des Empfangs trug sich Co Verdaas in das Gästebuch der Stadt Bocholt ein. Die Aufgaben einer niederländischen Provinz stellte der Deputierte anschließend im gut besetzten großen Saal vor. Nach und nach, so Verdaas, werden den Provinzen in den Niederlanden mehr und mehr Rechte vom Zentralstaat zugestanden. So ist die Provinz Gelderland mit ihren 1,9 Millionen Einwohner auf einer Fläche von 5.100 Quadratkilometern sowie einem Budget von 725 Millionen Euro für die Bereiche Infrastruktur und ÖPNV, Sozialwesen, Jugend und Kultur, Raumordnung, Wirtschaft sowie Umwelt, Wasser, Natur und Landschaft zuständig. Er ging darüber hinaus auf die Unterschiede in beiden Ländern ein, so z. B. im Relief der Landschaften. Die flachen Niederlande und das mit Hügeln und Bergen durchsetzte Deutschland zählte Verdaas genauso dazu, wie die Begrünung der deutschen Innenstädte im Gegensatz zu den niederländischen Städten.
Außerdem lobte er das Preisniveau im Wohnungsbau in Deutschland, das deutlich angenehmer als das Niederländische sei. Abschließend stellte er sich gerne den Fragen der Gäste, die auf die Liberalität der Niederlande, das Seniorenheim in Suderwick, die gemeinsame Polizei bzw. den gemeinsamen Rettungsdienst oder auch auf praktizierte Steuerpolitik zielten. „Die Niederländer, die in Deutschland leben und in Holland arbeiten, erfahren eine doppelte Besteuerung auf den Lohn, den sie mit nach Hause bringen“, so ein Besucher. Seit 10 Jahren schon ist diese Doppelbesteuerung im Gespräch und bringt noch nichts für die Menschen, die an der Grenze leben und arbeiteten, hieß es weiter.
Verdaas nahm diese Anregung gerne zu einem Gespräch mit, das er in der kommenden Woche mit hochrangigen niederländischen Politikern führen wird. Sicherlich war es ein Novum, das im Rahmen dieser Diskussion Deutsche und Niederländer in ihrer Sprache fragten und antworteten. Gelegentlich übersetzte Moderator Prof. Ragnar Leunig die wichtigsten Inhalte. Nur die Antwort auf die Frage, ob die Niederlande Fußball-Europameister werden, ließ Co Verdaas offen, bevor er wieder in das Nachbarland zurückreiste.
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Co Verdaas wurde am 12. Juni 2008 von Bocholts erster stv. Bürgermeisterin Christel Feldhaar (links) Emanuele Mascolo, Vors. des Ausländerbeirats, anlässlich der Europagespräche im Trauzimmer des Historischen Rathauses empfangen - Foto: Petra Taubach, Stadt Bocholt
Co Verdaas am Rednerpult bei den Europagesprächen am 12. Juni 2008 - Foto: Petra Taubach, Stadt Bocholt
Co Verdaas (links) im Gespräch mit Ragnar Leunig - Foto: Petra Taubach, Stadt Bocholt