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Münster, 19.09.2008

Das Rathaus zu Münster – ein Geschenk an die Stadt
Fotoausstellung im Stadtmuseum zeichnet Wiederaufbau zwischen 1948 und 1958 nach

(SMS) Auf dieses Zeichen für den Neuanfang mussten die Münsteraner lange warten: Über 25 000 Menschen drängen sich am 9. Juli 1950 um eine Trümmerhalde, um die Grundsteinlegung zum Wiederaufbau ihres Rathauses zu erleben. Der Stadt fehlt dazu das Geld. Es sind die Bürger Münsters, die einspringen. "Ein Geschenk an die Stadt" – unter diesem Titel zeichnet das Stadtmuseum in einer umfassenden Fotoausstellung Stationen des Wiederaufbaus zwischen 1948 und 1958 nach.

Münsters Wahrzeichen bietet nach Kriegsende lange einen trostlosen Anblick. Ringsum am Prinzipalmarkt sind viele der zerstörten Giebelhäuser längst neu entstanden und künden von Aufbruch und Neubeginn. Die Rathausruine indes bleibt nahezu unberührt. Bis eine Resolution die Stadtverantwortlichen unter Druck setzt: Der Verein der Kaufmannschaft unter Vorsitz von Friedrich Leopold Hüffer macht sich stark für den Wiederaufbau. Im Mai 1950 gibt der Rat endlich "grünes Licht". Ein "Ausschuss für den Wiederaufbau des Rathauses zu Münster" wird ins Leben gerufen, und Münsters Kaufleute gehen an die Öffentlichkeit: Sie starten eine ebenso ungewöhnliche wie erfolgreiche Spendenkampagne.

Acht Lotterien sorgen für Finanzmittel

Zeitgleich wird die Idee der Rathauslotterie geboren. "Am Ende sind es die Erlöse aus acht Lotterien, die den Wiederaufbau des Rathauses maßgeblich finanzierten", blickt Kulturdezernentin Dr. Andrea Hanke zurück auf bürgerschaftliches Engagement. Allein zum Start der Lotterie im Jahr 1950 wurden 500 000 Lose verkauft. "All`s för 50 Pennink" (alles für 50 Pfennige) forderten Werbeschilder die Münsteraner zum Loskauf auf. Und die Bürgerschaft ließ sich nicht lange bitten. Immerhin lockten heiß begehrte Gewinne – vom westfälischen Schinken über Kleidung und Haushaltswaren bis hin zu Mittelklasseautos.

Die zweite Rathauslotterie warb mit 80 000 Preisen. In der Baugrube des Stadtweinhauses - im Volksmund bald `Glückskeller` genannt - entstand eine eigene Ausstellungshalle für die Hauptgewinne. Darunter sogar ein Borgward Hansa 1500". Museumsdirektorin Dr. Barbara Rommé: "Am Ende spülten alle Lotterien Gesamteinnahmen von 873 000 DM in die Wiederaufbaukasse".

Friedenssaal kommt 1948 zurück nach Münster

Die Ausstellung - verantwortet von Dr. Axel Schollmeier - setzt ein im Jahr 1948. Zum 300. Jahrestag des Westfälischen Friedensschlusses kehrt der im Krieg ausgelagerte Friedenssaal zurück nach Münster. Fotos dokumentieren seinen Einbau in die Rathausruinen.

Der zweite Ausstellungsabschnitt blendet auf die Bauphase zwischen 1950 und 1954. Im Juni 1951 starten die Abbrucharbeiten. Reste der noch aufrecht stehenden Fassade müssen abgetragen werden. Am 9. Juli 1952 strömen erneut Tausende zum Prinzipalmarkt: Auf den Tag genau zwei Jahre nach der Grundsteinlegung kann Richtfest gefeiert werden. Im Herbst hatte der Rathausgiebel seine volle Höhe erreicht, allerdings fehlten noch das Maßwerk und der skulpturale Schmuck. Fast genau zehn Jahre nach seiner Zerstörung war der Giebel am 30. Oktober 1954 wiederaufgebaut und wurde feierlich der Öffentlichkeit übergeben. "Der Außenbau war damit in nur vier Jahren weitgehend abgeschlossen", erläutert Dr. Schollmeier.

Die ersten vier Lotterien hatten rund 450 000 DM eingebracht. Unmittelbar nach Ende dieser Lotterie wurde der im Juni 1956 fertig gestellte Ausbau der Bürgerhalle in Angriff genommen. Im Herbst 1956 folgte dann die Fertigstellung des Stadtweinhauses, Anfang August 1957 die Wiedereröffnung des Ratskellers.

Für die Ausstellung sichtete das Stadtmuseum das umfangreiche Archiv des Pressefotografen Willi Hänscheid. Viele Fotografien stammen überdies aus der Sammlung Herbert Brößkamp. Der Bauleiter - 1950 bis 1954 - führte in den Jahren des Wiederaufbaus ein Rathaus-Tagebuch.

Breiten Raum widmet das Stadtmuseum mit einer ganzen Serie von Bildern den Feierlichkeiten rund um den 30. Oktober 1958. Vor 50 Jahren war es soweit: Tausende Münsteraner nahmen Anteil an der denkwürdigen Übergabe des Rathauses zu Münster – einem Geschenk an die Stadt.

Fotoband zur Ausstellung

Nachlesen kann man den Wiederaufbau des Rathauses auch in einem 112-seitigen Fotoband, der zur Ausstellung erschienen ist. Die Autorenbeiträge stammen von Barbara Rommé, Axel Schollmeier und Bernd Haunfelder. Info: 21. September 2008 bis 15. März 2009 im Stadtmuseum Münster, Salzstraße 28; Bildband (9.80 Euro), dienstags bis freitags 10 bis 18 Uhr, samstags/sonntags 11 bis 18 Uhr, Eintritt frei.

Fotoauswahl: 1946 fand die erste „Große Prozession“ seit Beginn des Zweiten Weltkrieges im Jahr 1939 statt. Über Jahre hinweg führte sie auch an der Ruine des Rathauses vorbei wie auf diesem Foto im Sommer 1949. Foto: Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei.

Die erste Rathauslotterie startete im Herbst 1950. Pro Los war man mit 50 Pfennigen dabei. Die Gewinne waren in einem Pavillon vor der Stadtweinhausruine zu bestaunen. Ein Schild warb auf plattdeutsch: „All’s för 50 Pennink!” Foto: Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei.

Vor dem Wiederaufbau des Rathauses stand zunächst der komplette Abriss der alten Vorderfront. Dieses Foto zeigt den Stand des Abbruchs im Sommer 1951. Von dem Bogengang sind nur noch wenige Reste zu sehen. Foto: Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei.

Anfang September 1951 standen bereits wieder die fünf Säulen der Fassade. Sie ragten um 45 Zentimeter höher als beim alten Rathaus empor – im Verlauf der Jahrhunderte hatte sich das Straßenniveau um dieses Maß verändert. Foto: Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei.

Richtfest am 9. Juli 1952, nur zwei Jahre nach der Grundsteinlegung. Mehrere tausend Menschen sehen zu, wie de letzte Nagel ins Gebälk des Rathauses geschlagen wird. Foto: Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei.

Dieses Foto entstand vermutlich kurz vor dem 30. Oktober 1954. Der Giebel ist vollständig zu sehen. Nur die drei schwarzen Tücher sind ein Hinweis, dass die feierliche Übergabe des Rathauses an die Stadt noch bevorsteht. Foto: Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei.

Rüstkammer und Festsaal waren 1957/1958 eine der letzten Gestaltungsaufgaben. Nach langen Diskussionen fiel die Entscheidung, den Rathausfestsaal mit einer flachen Decke auszustatten. Hier die Deckenkonstruktion aus längs und quer verlaufenden Binderbalken. Durch die noch nicht verkleideten Balken sieht man in den Dachstuhl mit den oberen Fensteröffnungen. Foto: Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei.




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Wiederaufbau

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