Presseinformation

Nr. 447 Steinfurt, 26. November 2008


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Eine Maßnahme als Wiedereinstieg ins Berufsleben
Mehr als 200 Menschen waren im Aktivierungs- und Profilingcenter des Jugend- und Familiendienstes e.V. in Rheine-Gartenstadt Gellendorf tätig

Kreis Steinfurt/Rheine. Andreas L. strahlt. Der 33-Jährige erzählt von dem Rasenmäher, den er selbst repariert hat. Es gab eine Zeit im Leben des Mannes, in der er nur wenige Erfolge erlebt hat. Vielleicht auch gar keinen. Andreas L. ist im Aktivierungs- und Profilingcenter in Rheine-Gellendorf tätig. Über die Zeit davor möchte er nicht sprechen.

 

In Gellendorf sieht der 33-Jährige die Chance, einen beruflichen Neuanfang zu starten. Jedenfalls hofft er das. Mut habe er gefasst, sein Selbstwertgefühl sei gewachsen. Auch durch den Rasenmäher. Denn den haben vor ihm schon einige Menschen versucht zu reparieren. Ohne Erfolg. „Aber die sind ja auch keine Kfz-Mechaniker“, sagt Andreas L. und strahlt wieder.

 

Es sei schön, immer einen Menschen zum Reden zu haben, meint der Rheinenser. Ingrid Tammen ist die Freude über das Kompliment deutlich anzusehen. Oft hört sie solche Nettigkeiten nicht.

 

Seit Juli 2006 gibt es die Maßnahme in der ehemaligen Kaserne Gellendorf im Auftrag des Kreises Steinfurt. Ingrid Tammen ist von Anfang an dabei. Die Sozialpädagogin betreut die Empfänger von Arbeitslosengeld II, die als noch nicht beschäftigungs- bzw. ausbildungsfähig gelten. Mittlerweile sind es mehr als 200 Menschen, die für maximal drei Monate in dem Aktivierungs- und Profilingcenter waren. Es gibt 30 Plätze. Die Teilnehmer sind in zwei Gruppen eingeteilt, die eine arbeitet vormittags, die andere am Nachmittag.

 

Die Meisten sind zwischen 20 und 45 Jahre alt. Einige wollen reden, die meisten nicht. Probleme lassen sich dennoch oft nicht verbergen. Dann bietet Ingrid Tammen nicht nur die eigene Hilfe an, sondern stellt auch den Kontakt zu verschiedenen Beratungsstellen her. Die Teilnehmer der Maßnahme haben beispielsweise Sucht-Probleme, eine mangelnde Schul- und Berufsausbildung, juristische Schwierigkeiten, oder sie sprechen unzureichend oder gar kein Deutsch. „Die Klientel hat sich zunehmend verändert“, berichtet die Sozialpädagogin. Oft gibt es gleich mehrere Problembereiche, die eine enge Zusammenarbeit mit anderen Institutionen notwendig machen.

 

Im Aktivierungs- und Profilingcenter lernen die Teilnehmer, mit Holz und Metall umzugehen. In der Fahrradwerkstatt können auch eigene Drahtesel repariert werden. „Defekte Fahrräder war eine der Ausreden, nicht zur Arbeit zu erscheinen“, sagt Ingrid Tammen. Sie hat sich im Laufe der Zeit viele Entschuldigungen angehört. Die Fehlzeiten holen die Teilnehmer nach, die Tage werden an die reguläre Zeit in der Maßnahme drangehängt.

 

Aber es geht nicht nur darum, handwerklich geschickter zu werden. Viele lernen dort wieder eine Tagesstruktur kennen und verbessern ihr Sozial- und Arbeitsverhalten.

 

Nach der Zeit in der Gartenstadt Gellendorf steht häufig ein Brückenjob oder eine Qualifizierung auf dem Programm. Einige der Teilnehmer finden im Anschluss an die Maßnahme einen Job auf dem ersten Arbeitsmarkt. Das sind weniger als fünf Prozent, sagt die Sozialpädagogin. Die meisten Teilnehmer werden von den Brückenjob-Koordinatoren in der Stadt Rheine in eine der mehr als 300 Arbeitsgelegenheiten vermittelt. Dort sollen sich die Beschäftigten je nach den eigenen Fähigkeiten im sozialen, hauswirtschaftlichen oder handwerklichen Bereich oder zum Beispiel der Landschaftspflege üben und zusätzliche, gemeinnützige Arbeit leisten. Ein Rückfall in die alten Probleme wird so häufig vermieden und eine Tätigkeit auf dem ersten Arbeitsmarkt kann wieder zu einem realistischen Ziel für die Beschäftigten werden.

 

Andreas L. weiß noch nicht, wo er nach seiner Zeit in der Kaserne Gellendorf arbeiten wird. Er hofft, dass er eine Tätigkeit im Schlosser-Bereich findet. In einem Brückenjob. Auf dem ersten Arbeitsmarkt bewirbt er sich nicht. „Das traue ich mir noch nicht zu“, sagt der Rheinenser.

 

 

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Die Aufgabenverteilung

 

Der Kreis Steinfurt ist eine sogenannte „Optionskommune“. Konkret bedeutet dies, dass er sich um die Bezieher des Arbeitslosengeldes II und auch ihre Vermittlung in den Arbeitsmarkt kümmert. STARK (Steinfurt Arbeitsförderung kommunal), ein Amt, das zur Kreisverwaltung gehört, steuert die Prozesse. Die Bewilligung ist delegiert an die Städte und Gemeinden. Diese stellen die Ansprechpartner in den Rathäusern zur Verfügung. Die GAB (Gemeinsam für Arbeit und Beschäftigung) übernimmt als Fachdienst die Arbeitsvermittlung für die Hilfesuchenden in den 24 Städten und Gemeinden vor Ort. Auch das Fallmanagement wird – mit Ausnahme der Städte Rheine, Ibbenbüren und Emsdetten – von der GAB durchgeführt.

 

 





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