Presseinformation

Nr. 34 Steinfurt, 03. Februar 2009


Kreis Steinfurt, Pressereferentin, Tecklenburger Str. 10, 48565 Steinfurt
Telefon: (02551)69-2160, Telefax: (02551)69-2100
E-Mail: kirsten.wessling@kreis-steinfurt.de, Internet: www.kreis-steinfurt.de



Die Taktik der kleinen Schritte
Kombilohn-Modellprojekt beim Denkmalpflege-Werkhof ist erfolgreich

Kreis Steinfurt. Günter Borowski resigniert nicht. „Ich freue mich über die kleinen Schritte“, ist sein Patentrezept. Der Geschäftsführer des Denkmalpflege-Werkhofs e. V. in Steinfurt hat viel gehört. Die GAB vermittelt ihm SGB-II-Empfänger. GAB wiederum handelt im Auftrag des Amtes „STARK – Steinfurt-Arbeitsförderung-Kommunal“ des Kreises Steinfurt.

 

Es geht darum, SGB-II-Empfänger in Arbeit zu vermitteln. So steht es im Sozialgesetzbuch. Günter Borowski lächelt verhalten. „Es gibt Leute, die nicht so einfach vermittelbar sind“, sagt er. „Vermittlungshemmnisse“ nennen sich die Probleme, die mit der Arbeitswelt nicht zusammen passen: Drogen-, Spiel- oder Alkoholsucht, Schulden, Vorstrafen, fehlender Schulabschluss und mangelhafte Sprachkenntnisse – meistens kommen gleich mehrere der Schwierigkeiten zusammen. Einige der SGB-II-Empfänger müssen Traumata verarbeiten. Dann geht es um oft um Kriegserfahrungen, manche in einem anderen Land, andere innerhalb der eigenen Familie. Oft tragen die Menschen die Erfahrung mit sich herum, immer wieder gescheitert zu sein, immer wieder gehört zu haben, dass sie nichts können. Das fange schon in der Schule an, so Projektkoordinator Andreas Fischer.

 

Aufgaben wie die im Denkmalpflege-Werkhof sind gut für die Teilnehmer, meint Borowski. Es sind einfache handwerkliche Tätigkeiten, die es auf dem Arbeitsmarkt nicht mehr genügend gibt – weil Maschinen sie heute übernehmen. Materialien aus dem Rückbau von Gebäuden werden zum Denkmalpflege-Werkhof gebracht und dort aufbereitet, Fliesen gesäubert und sortiert, Holz aussortiert, Zement und Putz von Klinker abgeschlagen und gesäubert.

 

Es gelingt nicht oft, Teilnehmer dauerhaft auf dem Arbeitsmarkt unterzubringen, berichtet Borowski. Viele schätzten sich und ihre Fähigkeiten auch völlig falsch ein, denken beispielsweise: „Wenn ich erst mal richtig arbeite, ist das mit dem Trinken vorbei.“ Andere leiden vor allem an Selbstzweifeln. „Sie spüren, das sie übrig geblieben sind“, so der Geschäftsführer. Die Leistung reiche oft nicht aus, die Anpassungsfähigkeit an die Arbeitswelt fehle. Möglich sei es vielfach, das zu ändern. Aber dann müssten die Teilnehmer dauerhaft angeleitet und betreut werden.

 

Wie gut das klappen kann, zeigt ein Modellprojekt auf der Basis des Kombilohns (siehe Infokasten), das es seit Oktober 2007 auf dem Denkmalpflege Werkhof gibt. Die Maßnahme wird finanziert vom Europäischen Sozialfonds und dem Kreis Steinfurt. Der Denkmalpflege Werkhof erwirtschaftet einen Eigenanteil selbst. Es gibt 16 Plätze für Menschen, die bereits vorher in einer arbeitsmarktpolitischen Maßnahme am Denkmalpflegewerkhof teilgenommen haben und die aufgrund ihrer Entwicklung dort geeignet erscheinen, auf dem ersten Arbeitsmarkt mit entsprechender Unterstützung Fuß zu fassen. Sie sind Angestellte des Denkmalpflege Werkhofes und werden dort auch sozialpädagogisch betreut. Der Denkmalpflege Werkhof „leiht“ die Teilnehmer an Arbeitgeber im Kreis Steinfurt aus.

 

Der Denkmalpflege Werkhof als Träger übernimmt für den Arbeitgeber die administrative Abwicklung und unterstützt bei eventuellen Problemen. Ziel ist, dass sich die Beschäftigten durch ihre Tätigkeit soweit stabilisieren, dass eine Übernahme in eine ungeförderte Beschäftigung oder vielleicht sogar eine Qualifizierung in Frage kommt. Bislang sei das Projekt sehr erfolgreich, es gebe nur wenige Abbrüche und bei Einzelnen seien bereits Übernahmen im Gespräch, berichtet Borowski.

 

 

 

Infokasten:

 

Kombilohn

Der Kombilohn ist ein Lohnkostenzuschuss, der Arbeitgebern gewährt werden kann, die einen Langzeitarbeitslosen mit mehreren schweren Vermittlungshemmnissen einstellen. Grundprinzip ist, dass bestehende Arbeitsplätze in Unternehmen nicht gefährdet werden, sondern dass durch eine zusätzliche Arbeitskraft Fachpersonal entlastet werden kann. Je nach Schwere der Vermittlungshemmnisse kann der Arbeitgeber einen Lohnkostenzuschuss von bis zu 75 Prozent als Ausgleich für die verminderte Leistungsfähigkeit des Arbeitnehmers befristet auf zwei Jahre erhalten. Derzeit gibt es im Kreis rund 175 dieser Stellen.

 

 





Denkmalpflege Werkhof



Denkmalpflege Werkhof 2



Denkmalpflege Werkhof 3