Kreis Steinfurt/Ibbenbüren. In den Sommerferien ist das Thema Schule ja eigentlich tabu – oder erst recht eine gute Gelegenheit, sich über die weitere schulische und berufliche Laufbahn Gedanken zu machen. Der eine oder andere ist vielleicht überrascht, was es für vielfältige, innovative Vollzeitbildungsgänge an Berufskollegs gibt. In lockerer Folge möchten wir deshalb in den nächsten Wochen zeigen, welche Bildungsmöglichkeiten es an den vier kreiseigenen Berufskollegs, dem Berufskolleg und den Städtischen Kaufmännischen Schulen der Stadt Rheine gibt. Heute stellen wir den Bildungsgang „Allgemeine Hochschulreife und Freizeitsportleiter/in“ vor.
„Wie viele Runden laufen wir denn?“ Lehrer Jürgen Kupitzkis Antwort kommt schnell: „Fast zwei.“ Die Schüler der Klassen 11 und 12 laufen um den Ibbenbürener Aasee – eine Ausdauerprüfung steht auf dem Lehrplan. Die Sorge, das nicht zu schaffen, kennt hier keiner. Die Schüler sind alle sportlich. Sonst hätten sie sich nicht für den Bildungsgang am Berufskolleg Tecklenburger Land in Ibbenbüren entschieden, der die allgemeine Hochschulreife mit einem Abschluss als Freizeitsportleiter oder Freizeitsportleiterin verbindet. Sport als Leistungskurs ist Pflicht.
Seit 2003 gibt es diesen Bildungsgang in Ibbenbüren. Durch Mund-zu-Mund-Propaganda sei er recht bekannt geworden im Tecklenburger Land, sagt Schulleiter Lutz Kornau. Anfragen von touristischen Einrichtungen bestätigen das – sie möchten die Schüler beispielsweise als Animateure einsetzen. Das liegt daran, dass auch Didaktik und Methodik sowie Erziehungswissenschaften auf dem Lehrplan stehen. Zudem ist der Praxisanteil für eine gymnasiale Oberstufe relativ groß. So absolvieren die Schüler am Ende der Jahrgangsstufe 11 eine Kompaktwoche in Zusammenarbeit mit dem Landessportbund, in den Jahrgangsstufen 12 und 13 Blockpraktika von insgesamt 14 Tagen in typischen Freizeitsportarten wie Ski- oder Wassersport und ab Klasse 12 zwei Stunden pro Woche ein unterrichtsbegleitendes Praktikum in Sportvereinen oder Bildungseinrichtungen wie offenen Ganztags-Grundschulen.
Außerdem erwerben die Schüler weitere Zusatzqualifikationen wie den Übungsleiter-C-Schein vom Landessportbund und den Rettungsschwimmer der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft e.V. (DLRG).
Viele Schüler möchten nach ihren Abschluss etwas im Bereich Sport studieren, beispielsweise Sportlehrer werden. Andere gehen zur Polizei und sind auf den sportlichen Teil der Abschlussprüfung gut vorbereitet.
Doch natürlich kommen auch die allgemeinbildenden Fächern nicht zu kurz – schließlich legen die Schüler auch am Berufskolleg das Zentralabitur ab. Auch das Latinum kann erworben werden, die Berufskollegs im Kreis Steinfurt bieten gemeinsamen Unterricht an.
Eines ist aber am Berufskolleg anders als an allgemeinbildenden Gymnasien: Die gymnasiale Oberstufe umfasst die Jahrgangsstufen 11 bis 13, so dass die Schüler ein Jahr länger die Schulbank drücken. Das sei insbesondere für sogenannte „Spätzünder“ sinnvoll, ist Kornau überzeugt. Der recht hohe Praxisanteil sorge zudem für Motivation. Bildungsgangleiterin Marlies Förster-Püttschneider berichtet, dass die Schüler es auch ideal fänden, dass sie im Klassenverband und nicht im Kurssystem unterrichtet werden.
Am Ende der 13. Klasse absolvieren die Schüler dann die Abiturprüfung und die Prüfung zum Freizeitsportleiter. Diese beinhaltet unter anderem eine sogenannte Abschlusslehrprobe: Die Schüler unterrichten eine Sportgruppe vor einem Fachprüfungsausschuss.
Weitere Informationen gibt es beim Berufskolleg Tecklenburger Land in Ibbenbüren, Telefon 05451/50960, Email: info@bk-ibb.de oder im Internet unter www.bk-ibb.de.