Presseinformation

Nr. 262 Steinfurt, 21. Juli 2009


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Lernen für den Ernstfall
Carsten Krawietz übt am Sondersignalfahrt-Trainer für Einsatzfahrten

Kreis Steinfurt. Sein Blick gleitet über den Sitz, die Schaltung und die Seitenspiegel, verharrt auf dem Wort „Blaulicht“ neben einem der Knöpfe und wandert weiter zu den drei großen Bildschirmen. Carsten Krawietz steigt ein in dieses Gerät, das Sondersignalfahrt-Trainer (SFT) genannt wird und sich nur virtuell fortbewegen kann.

 

Der 20-jährige Brandmeister-Anwärter ist einer der ersten Menschen, die in Deutschland an diesem Ausbildungsinstrument geschult werden. Denn der Kreis Steinfurt ist der erste Kreis in ganz Deutschland, der in diesen ganz besonderen Fahrschultrainer investiert hat. Anfang Juli ist der SFT in Steinfurt angekommen. Die Mitarbeiter der freiwilligen Feuerwehr des Kreises Steinfurt nutzen ihn derzeit, in gut einem Monat werden auch andere Einrichtungen ihre Einsatzfahrer schulen lassen. Simuliert wird eine Fahrt mit Blaulicht zu einem Unfall, je nach Programm geht es durch eine imaginäre Stadt oder durch eine ebenso unwirkliche Landschaft – die aber beide aussehen wir im wirklichen Leben.

 

Carsten Krawietz ist schon ein wenig nervös vor seiner ersten Fahrt. Ausbilder und Brandinspektor Harm-Dirk Stracke hat zum Glück eine beruhigende Ausstrahlung, erklärt dem angehenden Brandmeister besonnen Schritt für Schritt, worauf er achten muss. Die Technik ist rasch erklärt: Automatik-Getriebe, Blinker, Knöpfe für Blaulicht, Signalhorn und den Start. Darauf gedrückt, brummt der SFT schon wie ein richtiges Auto vor sich hin. Krawietz legt den Gang fürs Fahren ein und tippt mit dem Fuß schon auf das Gaspedal, da greift Harm-Dirk Stracke ein: „Anschnallen“, sagt er.

 

Dann geht es los auf der virtuellen Straße. Durch die drei Monitore, zwei davon schräg zum dritten aufgestellt, wirkt die Straße real. Stadthäuser ziehen an Carsten Krawietz vorbei, ein Wohnstudio, eine Gaststätte, auch Passanten sind zu sehen. Sie laufen über die Bürgersteige. Apropos: An einem von ihnen ist der 20-Jährige gerade entlang geschrammt – der SFT brummt stärker.

 

Plötzlich wird er ganz laut, Carsten Krawietz schaut irritiert zu seinem Ausbilder. Der deutet auf die Seitenspiegel, die der angehende Brandmeister bisher gar nicht genutzt hat. Deshalb hat er auch nicht das viel zu schnell fahrende Auto gesehen, das nun aufgefahren ist.

 

In Deutschland wird laut Statistik täglich mindestens ein Dienstfahrzeug mit Sondersignal in einen Unfall verwickelt. Verkehrsexperten schätzen, dass etwa 60 Prozent der Fälle durch den Einsatzfahrer selbst verursacht werden. Manchmal liegt es an der extremen psychischen Anspannung, manchmal ist auch einfach Unerfahrenheit der Grund für einen Unfall. Die Schulungsteilnehmer sollen zudem üben, wie sie Unfälle vermeiden, die durch andere verursacht werden. So wie Krawietz gerade gelernt hat, wie wichtig ein regelmäßiger Blick in die Seitenspiegel ist – denn vorausschauendes Fahren ist ganz wichtig, sagt Ausbilder Harm-Dirk Stracke.

 

Der Brandmeister-Anwärter hat bereits eine andere brenzlige Situation zu meistern. Vor ihm hält ein Bus, und am linken Bordstein ist ein Auto liegen geblieben. Die Lücke dazwischen ist schmal, aber nach einem abschätzenden Blick lenkt der 20-Jährige sein Fahrzeug hindurch. „Gut“, lobt Ausbilder Stracke, aber: „Ein bisschen zu schnell, stell’ dir vor, vor dem Bus wären Schulkinder gelaufen.“

 

Wenn Carsten Krawietz demnächst wirklich einen Feuerwehrwagen lenkt, wird ihm diese Situation bekannt vorkommen – und dann fällt ihm bestimmt auch der Rat seines Ausbilders ein.





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