Kreis Steinfurt/Rheine. Die Gewinnung von Fachkräften ist weiterhin ein Top-Thema für Unternehmen. Auch wenn sich die Dramatik des Fachkräftemangels durch die Krise deutlich abgeschwächt hat, sehen es die Unternehmer als Daueraufgabe, im überregionalen Wettbewerb um qualifizierte Fachkräfte zu bestehen.

Auf dem 20. Unternehmertreffen der Veranstaltungsreihe „Business Meeting“ der Wirtschaftsförderungs- und Entwicklungsgesellschaft Steinfurt (WESt) und der Volksbank Nordmünsterland wurde der Ansatz präsentiert, durch familienorientierte Personalpolitik attraktiv für motivierte und qualifizierte Arbeitskräfte zu sein. Bereits im letzten Jahr hatte der Kreis Steinfurt unter dem Titel „Betriebsplus Familie“ einen Wettbewerb zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie durchgeführt. Die beiden Preisträger, das gastgebende Unternehmen apetito und die Steuerberatungs- und Wirtschaftsprüfungssozietät Döcker Wigger Lührmann, stellten nun auf dem Business Meeting ihre Konzepte zur Familienfreundlichkeit und die aktuellen Entwicklungen vor.

In seiner Begrüßung berichtete Landrat Thomas Kubendorff den teilnehmenden Unternehmen davon, dass Familienfreundlichkeit auch im Kreisentwicklungsprogramm einen Schwerpunkt darstelle. Er wies darauf hin, dass die Aktivitäten des Kreises und der WESt mit dem Abschluss des Wettbewerbes kein Ende gefunden hätten. So stehe die Entwicklung eines münsterlandweiten Gütesiegels für kleine Unternehmen als nächstes auf der Agenda. Geschäftsführer Wolfgang Bischoff wies darauf hin, dass ebenfalls das Thema „Beruf und Pflege“ im Fokus stehe und dazu einige Veranstaltungen und Workshops angeboten würden.

Albert Linder, Vorstandsmitglied der apetito AG, begrüßte als Gastgeber die Besucher und stellte sein Unternehmen in seinen Grundzügen vor. Anschließend leitete er über zu seinen Mitarbeitern Sabina Veltel und Ansgar Spellmeyer, Personalreferenten der apetito AG. Veltel und Spellmeyer präsentierten das Konzept zur Familienfreundlichkeit.

Als wesentliche Säulen der Familienfreundlichkeit wurden die Flexibilisierung von Arbeitszeit und Arbeitsort, die Begleitung vor und während der Elternzeit und die Unterstützung in der Kinderbetreuung vorgestellt. Im Rahmen der Unterstützung in der Kinderbetreuung hat apetito eine bislang einzigartige Idee entwickelt: mit dem Aufbau eines eigenen „apetito-Tagesmütternetzwerkes“ soll neben dem bestehenden Angebot an Kindertagespflege ein hohes Maß an Flexibilität in der Kinderbetreuung sicher gestellt werden. Darüber hinaus bietet apetito in den Oster- und Herbstferien eine Ferienbetreuung für Kinder im Alter von 6 bis 12 Jahren an.

Flexibilität bietet apetito seinen Mitarbeitern durch ein umfassendes Gleitzeitmodell, Jahreszeitkonten in allen Unternehmensbereichen, zahlreiche auf die individuelle Situation der Mitarbeiter abgestimmte Teilzeitmodelle und die Einrichtung von home offices.

„Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Begleitung von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen in der Elternzeit“, so Veltel. „Wichtig ist es, den Kontakt aufrecht zu erhalten und den Mitarbeitern auch in der Phase der Elternzeit Weiterbildungsmöglichkeiten anzubieten.“ So werden die Mitarbeiter über einen Newsletter über aktuelle Themen informiert, aktiv in interne Schulungsmaßnahmen eingebunden und über eigene Bildungsgutscheine bei privater Weiterbildung finanziell unterstützt. Die frühzeitige gezielte Vorbereitung der Rückkehr an den Arbeitsplatz ist ein weiterer Erfolgsfaktor in der familienfreundlichen Ausrichtung des Unternehmens.

Dass die Begleitung von Mitarbeitern in Elternzeit auch beim anderen Preisträger, der Steuerberatungs- und Wirtschaftsprüfungssozietät Döcker Wigger Lührmann (DWL), ein wichtiger Baustein ist, konnte Ernst-August Lührmann, Gesellschafter von DWL, bestätigen. Oberstes Ziel ist die Bindung der hochqualifizierten und motivierten Mitarbeiter über die Elternzeit hinaus. Bei DWL sei außerdem der Frauenanteil sehr hoch und knapp die Hälfte der Mitarbeiterinnen nutze die Möglichkeit einer Teilzeitbeschäftigung und zeitweise auch der Telearbeit, um Betreuungsengpässe abzudecken. Besonders wichtig ist bei DWL die Demonstration der familienfreundlichen Einstellung, die sich auch in der Gewährung von besonderen finanziellen Zuwendungen unter der Ausnutzung der steuerlichen Rahmenbedingungen zeigt. So umfassen die finanziellen Maßnahmen bei DWL die betriebliche Altersvorsorge, die Übernahme von Kinderbetreuungskosten, die Zahlung von Heirats- und Geburtsbeihilfen, die Unterstützung in familiären Krisensituationen z. B. durch die Gewährung von Arbeitnehmer-Darlehen, Tankgutscheine und mehrtägige Betriebsausflüge. Gerade die Gewährung von steuerfreien Zuschüssen zu Kinderbetreuungskosten für nicht schulpflichtige Kinder anstelle einer Gehaltserhöhung sorgten für ein höheres Nettogehalt des Mitarbeiters trotz geringerer Belastung des Arbeitgebers. Jährliche Personalgespräche gewährleisten individuelle Lösungen und Karriereplanung für alle Mitarbeiter.

Bei dem anschließenden Imbiss diskutierten die Unternehmer über die dargestellten vielfältigen Möglichkeiten zur Familienfreundlichkeit.