Kreis Steinfurt/Borghorst. Kennen und nutzen Opfer häuslicher Gewalt mit Migrationshintergrund das vorhandene Hilfesystem? Wie können die Hilfeangebote für Migrantinnen im Kreis Steinfurt verbessert werden? Diese und weitere Fragen sollen diskutiert und Lösungsansätze gefunden werden bei der fünften Fachveranstaltung „Runder Tisch – Häusliche Gewalt Kreis Steinfurt“. Die Tagung findet statt am Dienstag, 3. November, von 14.30 bis 17 Uhr im Bürgersaal des Rathauses in Borghorst.
Zu der Fachveranstaltung sind insbesondere Vertreterinnen und Vertreter der verschiedenen Beratungs- und Hilfeeinrichtungen, der Migrantenorganisationen, des Frauenhauses, der Polizei, des Rechts- und Justizsystems, des Gesundheitswesens, der Kommunalverwaltungen, der Politik, der Kindergärten und Schulen sowie die Gleichstellungsbeauftragten eingeladen. Darüber hinaus steht die Veranstaltung allen interessierten Bürgerinnen und Bürgern offen.
Als Fachreferentin konnte die Diplompädagogin und Wirtschaftswissenschaftlerin Ayten Kiliçarslan gewonnen werden. Sie arbeitet in Köln im Begegnungs- und Fortbildungszentrum muslimischer Frauen (BFMF). Dort leitet sie das muslimische Frauenbildungswerk, das vielfältige Beratungs- und Qualifikationsangebote für Zuwanderinnen und muslimische Frauen bietet. Darüber hinaus war Frau Kiliçarslan Delegierte bei der dritten Deutschen Islam Konferenz.
Neben dem diesjährigen Schwerpunktthema wird auch über die erfolgreiche Arbeit des Runden Tisches der vergangenen zwei Jahre berichtet. Der Runde Tisch – Häusliche Gewalt hat sich im Juli 2003 unter der Schirmherrschaft des Landrates Herrn Thomas Kubendorff gegründet. Dem Runden Tisch gehören Vertretungen und Fachkräfte von verschiedenen Beratungs- und Hilfeeinrichtungen sowie aus den Bereichen Polizei, Justiz, Politik und Verwaltung an. Ziele des Rundes Tisches sind die Ächtung häuslicher Gewalt, die spürbare Verbesserung von Schutz und Hilfe für die Opfer und die Reduzierung der Fälle häuslicher Gewalt durch Prävention. Dabei kommt der Vernetzung aller mit der Thematik befassten Stellen eine besondere Bedeutung zu.
Die Mitglieder der Lenkungsgruppe und der eingerichteten Arbeitsgruppen „Unterstützungsangebote für Opfer“ „Öffentlichkeitsarbeit“ und „Recht“ arbeiten seit Gründung des Runden Tisches kontinuierlich und intensiv daran, die Situation für die Opfer zu verbessern. So sind in den vergangenen Jahre mehrere Fachveranstaltungen und Schulungen mit unterschiedlichen Themenschwerpunkten durchgeführt worden. Eines der wichtigsten Ziele des Runden Tisches ist die Einrichtung einer Fachstelle, die sich speziell mit der Problematik häuslicher Gewalt befasst und schnelle und niedrigschwellige Beratung und Hilfe bieten kann.
Anmeldungen zu der Fachtagung am 3. November sind möglich bis zum 30. Oktober bei der Gleichstellungsbeauftragten der Kreisstadt Steinfurt, Angelika Löckemann, Telefon 02552/925-331 oder per Email an: loeckemann@stadt-steinfurt.de.
Weitergehende Informationen zum „Runden Tisch – Häusliche Gewalt Kreis Steinfurt“ gibt es im Internet unter www.kreis-steinfurt.de.
Infokasten
Häusliche Gewalt wurde lange Zeit bagatellisiert und tabuisiert. Den Opfern stand kein besonderer Schutz zur Verfügung. Die Installierung des Gewaltschutzgesetzes seit dem 1. Januar 2002 und die Novellierung des Polizeigesetztes NRW haben im Hinblick auf die Bekämpfung häuslicher Gewalt deutliche Fortschritte ermöglicht.
Seit 2002 werden die zur Anzeige gebrachten Fälle von häuslicher Gewalt im Kreis Steinfurt statistisch erfasst, so wurden im Jahr 2008 289 Fälle angezeigt. Die Erfahrungen zeigen jedoch, dass die Dunkelziffer noch höher liegt. Daher ist es notwendig, diese Art von Gewalt öffentlich zu diskutieren und auf die gravierenden Folgen für die Opfer aufmerksam zu machen.