Bocholt, 31. Mai 2010
Auf dem Allerhöchsten
Stadtarchiv präsentiert historisches Foto des Monats
Bocholt (pd).
„Ein Schmuckkästchen ist im Osten der Stadt entstanden“, so lautete der Titel eines Zeitungsberichtes zur Eröffnung des Gaststätte „Zum Allerhöchsten“ am 4. Juni 1930. Doch vierzig Jahre später war von der „Vornehmheit und Ruhe“, von einer „Stätte der Erholung“, wie die Wirtschaft einst charakterisiert wurde, nichts mehr zu bemerken. Vielmehr hatte das Gasthaus seit 1971 den Ruf einer „Animierkneipe“ und war als „Sexlokal“ am sonst eher beschaulichen Beckmannplatz heruntergekommen.
Das vom Stadtarchiv Bocholt ausgewählte, um 1935 entstandene Foto zeigt die aus einer Häuserzeile herausragende Gastwirtschaft als Mittelpunkt des gärtnerisch gestalteten Yorckplatzes, der ab 1947 Beckmannplatz hieß. Das gesamte dortige Wohnviertel war Ende der zwanziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts vom Bocholter Bauverein im Rahmen eines größeren Bauvorhabens nach den Plänen des Architekten Dipl.-Ing. Karl Tangerding (1891-1936) errichtet worden.
Eine alte Flurbezeichnung gab der Gaststätte den Namen „Zum Allerhöchsten“. Und in der Tat soll sie auf dem höchsten Punkt der Stadt Bocholt errichtet worden sein, was nach Zeitungsmeldungen schon daraus hervorgeht, dass der wuchtige Giebel des markanten Hauses höher hinausragt, als zum Beispiel derjenige des Amtsgerichtes am Benölkenplatz.
Die Gastwirtschaft „Zum Allerhöchsten“ wurde vor 80 Jahren zunächst von dem Bocholter Kaufmann Johann Meinen geführt. Er ließ das Innere des Lokals mit einer Gabun-Vertäfelung versehen und im Stil der damaligen Zeit künstlerisch gestalten. Die Wände schmückten Szenen wie „Der Martinszug“ oder Auszüge aus „Jan te Baje“ bzw. „Tanz und Frohsinn um den alten Pannemann“, die der Bocholter Kunstmaler Rudolf Esser ins Bild setzte. Der Bocholter Bauverein nutzte die Schankwirtschaft als Genossenschaftslokal. Darüber hinaus gingen hier viele Stadtwald-Ausflügler und Friedhofsbesucher ein und aus und suchten Entspannung in der dahinter liegenden Gartenwirtschaft.
1936 übernahm die Familie Holtschlag das Lokal, dessen Saal 1951 mit einer beleuchteten Ganzglas-Tanzfläche ausgestattet wurde. Nach einem erneuten Besitzerwechsel 1968 kehrte Unruhe in das Wohnviertel ein. Anwohner klagten über nächtlichen Lärm durch lautstarke Musik in der Gaststätte und über den ständigen Autoverkehr am Beckmannplatz. Das Haus war seit dieser Zeit bekannt für seine Entkleidungsszenen im Saal, dort vorgeführte Filme zeigten indes noch mehr. Nach kurzer Zeit sorgte die Stadtverwaltung für die Wiederherstellung der öffentlichen Ordnung.
Die Gastwirtschaft in dem heute denkmalgeschützten Haus existierte aber noch bis Mitte der achtziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts.
© Stadtarchiv Bocholt 2010, Text: Wolfgang Tembrink
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Die Wirtschaft "Zum Allerhöchsten", hier im Jahr 1935, erlebte eine wechselvolle Geschichte. (Foto: Stadtarchiv Bocholt)