Bocholt, 30. Juli 2010
Kiebitz zieht von Wiese auf den Acker um
Klimawandel verändert Bocholter Tier- und Pflanzenwelt / NABU erstellt Datengrundlage
Bocholt (pd).
Wenn es im Frühjahr über Feldern und Wiesen wieder zwitschert, dann sind Zugvögel aus weit entfernten Ländern nach Bocholt zurückgekehrt und es beginnt für Vogelschützer die Zeit der aktiven Arbeit im Gelände. Seit Beginn der diesjährigen Brutsaison im zeitigen April bis in den Juli hinein haben ehrenamtliche Naturschützer des NABU Bocholt ausgesuchte Tier- und Pflanzenarten, die als Indikator für Veränderungen in der Natur gelten, zahlenmäßig erfasst und kartiert.
"Nun geht es an die Auswertung der Daten", erklärt Rolf Souilljee, Vorsitzender des NABU Bocholt. Ziel des Ganzen ist der Erhalt der heimischen Artenvielfalt in Bocholt und das Schaffen einer umfassenden Datengrundlage. "Durch Klimawandel bedingte Veränderungen in der Tier- und Pflanzenwelt sollen frühzeitig wahrgenommen werden, um ungünstige Tendenzen zu erkennen und ihnen nach Möglichkeit entgegen wirken zu können", erläutert Angela Theurich, Umweltreferentin der Stadt Bocholt.
Laut Ergebnissen einer aktuellen wissenschaftlichen Studie des Institus für Landschaftsökologie (ILÖK) unter dem Titel "Auswirkungen von Klimaänderungen auf die biologische Vielfalt" ist in NRW davon auszugehen, dass Mitte dieses Jahrhunderts ca. 50 % aller Tierarten und ca. 80 % aller Lebensräume vom Klimawandel betroffen sein werden. Negative Auswirkungen sind vor allem dort zu erwarten, wo Wasser und Feuchtigkeit eine Rolle spielen. Der Grund: Sommerlicher Wassermangel wird problematisch für Feuchtwälder, Feuchtwiesen und für die auf Feuchtigkeit angewiesenen Pflanzen und Tiere sein. Gerade die letzten Wochen, mit den staubtrockenen Böden und dem ausgetrockneten Bachbett des Holtwicker Bachs, haben eine Vorahnung hierauf gegeben.
Aus den Erkenntnissen der vom Land NRW beauftragten Studie heraus richtet sich der Focus der Kartierungen in den Bocholter Gemarkungen speziell auf die Standorte Feuchtwälder, Feuchtwiesen, Bocholter Aa und die Gräben. 88 Arten mit besonderem Handlungsbedarf benennt das Gutachten. Sie stehen im Focus des Landes NRW und auch des NABU und der Stadt Bocholt. "Durch die aktuellen Bocholter Erhebungen soll eine optimale Ergänzung der ILÖK-Studie erreicht werden und sinnvolle Anpassungsmaßnahmen getestet werden", so Theurich. Möglich geworden ist die Bocholter Kartierung, weil die Stadt Bocholt als "NRW-Klimakommune" ausgezeichnet geworden ist, und die Arbeiten daher finanziell vom Ministerium für Umwelt, Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, kurz MUNLV, zu 100 % gefördert werden. Folgende Arten werden für das Bocholter Projekt als besonders wichtig eingestuft: Austernfischer, Brachvogel, Kiebitz, Krickente, Reiherente, Rotschenkel, Sumpfrohrsänger, Schilfrohrsänger, Uferschnepfe und Wiesenpieper. Bei den Pflanzen liegt das Augenmerk auf der Sumpfdotterblume.
Einige Veränderungen sind für die Mitarbeiter des NABU in den Bocholter Gemarkungen bereits jetzt erkennbar. "Vor etwa 20 Jahren brüteten "unsere" Kiebitze hauptsächlich in Feuchtwiesen und Weiden. Heute kann man anhand der in Bocholt stattgefundenen Zählung belegen, dass der weitaus größere Teil der brütenden Kiebitze nun auf Ackerflächen anzutreffen ist", erläutert NABU-Vorsitzender Souilljee.
Ansprechpartner: A. Theurich, Umweltreferat, Tel. 02871/953137
Pressekontakt: Stadt Bocholt - Fahrradfreundlichste Stadt Deutschlands, Büro des Bürgermeisters, Pressesprecher Karsten Tersteegen, Telefon 0 28 71 95 33 27, E-Mail: karsten.tersteegen@mail.bocholt.de
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Mitglieder des Naturschutzbundes bei der Beobachtung und anschließender Erfassung heimischer Vogelarten.