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Münster, 23.09.2010

Neun Archive und Bibliotheken schützen gemeinsam ihr Kulturgut
Stadt, LWL, Landesarchiv, Bistum und Hochschulen gründen in Münster einen Notfallverbund

Münster (SMS) In Münster haben sich als erster Stadt in Nordrhein-Westfalen die großen Archive und Bibliotheken zu einem Notfallverbund zusammengeschlossen, um gemeinsam Vorsorge zum Schutz ihrer Kulturgüter zu treffen und sich in Unglücks- und Katastrophenfällen gegenseitig zu unterstützen. Zu dem Verbund gehören das Bistumsarchiv, die Diözesanbibliothek, die Hochschulbibliothek der FH, das Landesarchiv NRW, das LWL-Archivamt für Westfalen, das Stadtarchiv, die Stadtbücherei, das Universitätsarchiv sowie die Universitäts- und Landesbibliothek. Dort befinden sich Millionen Bücher und Archivalien, darunter unersetzliche Unikate wie eine Ausfertigung des Westfälischen Friedensvertrages oder die Handschriften und Drucke der Santini-Sammlung, einer der weltweit wichtigsten Musik-Sammlungen.

Das Hochwasser an Elbe und Oder im Jahr 2002, der Brand der Anna Amalia-Bibliothek in Weimar 2004 und der Einsturz des Historischen Archivs der Stadt Köln 2009 haben das Bewusstsein in Archiven und Bibliotheken dafür geschärft, dass Katastrophen jederzeit auch die eigene Institution treffen und das aufbewahrte Kulturgut gefährden oder vernichten können. Schon bei kleineren Havarien, wenn etwa durch beschädigte Wasserleitungen oder nach Gewitter- und Starkregen Magazinräume unerwartet unter Wasser stehen, stoßen die betroffenen Einrichtungen mit ihren eigenen Kräften schnell an Grenzen. Das gilt erst recht bei Katastrophen, wenn das Kulturgut schnell, umfassend und sachgemäß so zu bergen und zu versorgen ist, dass weiterer Substanzverlust vermieden wird.

Die gegenseitige Unterstützung von Archiven und Bibliotheken in einem Notfallverbund ist deshalb ein wichtiger Meilenstein für den Schutz von Kulturgut. Das wurde bei der Unterzeichnung der Vereinbarung im historischen Rathaus in Münster deutlich. Dort wurde die Kooperation besiegelt von LWL-Direktor Dr. Wolfgang Kirsch (Landschaftsverband Westfalen-Lippe), Generalvikar Norbert Kleyboldt (Bistum Münster), Oberbürgermeister Markus Lewe (Stadt Münster), FH-Präsidentin Prof. Dr. Ute von Lojewski (Fachhochschule Münster), Rektorin Prof. Dr. Ursula Nelles (Universität Münster) und Präsident Prof. Dr. Wilfried Reininghaus (Landesarchiv NRW).

Überlegungen zur Bildung eines Notfallverbundes gab es in Münster schon vor einigen Jahren. Der Einsturz des Archivs der Stadt Köln gab dann den Anstoß, die Vorbereitungen für die Kooperation voranzutreiben. Die Vereinbarung enthält nicht nur Regelungen für die gegenseitige Unterstützung in Havarie- und Katastrophenfällen. Die Beteiligten verpflichten sich auch, für alle von ihren Einrichtungen genutzten Räume nach einem einheitlichen Muster Notfallpläne zu erstellen. Dafür gilt es Strukturen und Abläufe zu erarbeiten und zu erproben, um im Unglücks- oder Katastrophenfall den Schaden für das Kulturgut möglichst gering zu halten.

Notfallvorsorge ist eine Daueraufgabe. Deshalb werden die Archive und Bibliotheken ihre Notfallpläne künftig regelmäßig überprüfen und aktualisieren. Das schließt bauliche Vorkehrungen etwa für den Schutz vor Feuer und Wasser und ein geeignetes Magazinklima ein. Die gegenseitige Unterstützung im Notfall wird auch regelmäßig geübt. Denn Aktionismus aus Betroffenheit anstelle von planmäßigem Vorgehen führt im Schadensfall mit großer Wahrscheinlichkeit zu Fehlentscheidungen mit hohen Folgekosten. Daher erfolgte bereits im Juni im Technischen Zentrum des Landesarchivs in Coerde eine erste gemeinsame Notfallübung zur Bergung von durchnässtem Archiv- und Bibliotheksgut.

Fotos:

Vertragsunterzeichnung im münsterschen Rathaus (v.l.): Norbert Kleyboldt, Ute von Lojewski, Ursula Nelles, Wilfried Reininghaus, Wolfgang Kirsch, Markus Lewe. - Foto: Presseamt Münster. Veröffentli-chung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei.

Das "Rote Buch" aus dem Stadtarchiv beinhaltet wichtige Verträge der münsterschen Gilden; es handelt sich um eine vom Maler Hermann tom Ring 1565 wiedererstellte Fassung.

Diese Geschlechtertafel der münsterschen Erbmännerfamilie Clevorn von 1616 wird im Stadtarchiv aufbewahrt. - Fotos: Stadtarchiv Münster. Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei.

Bilder von Bibliotheken und Archiven zum Download: www.muenster.de/stadt/galerie/bildung.html


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