Bocholt, 29. September 2010
Die Weinwerbewoche von 1935
Bocholter Stadtarchiv präsentiert historisches Foto des Monats
Bocholt (pd).
Das Bocholter Weinfest, das kürzlich zum 16. Male veranstaltet wurde, müsste eigentlich in seiner Zählung um zwei weitere Feste dieser Art ergänzt werden. Denn schon in den dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts lud die Stadtverwaltung zum Besuch zweier sogenannter Weinwerbewochen nach Bocholt ein. Die erste wurde am 19. Oktober 1935, vor nunmehr 75 Jahren, von dem damaligen Oberbürgermeister Emil Irrgang eröffnet.
Sinn und Zweck der Werbewoche war es, durch Übernahme von Städtepatenschaften den Absatz deutschen Weins zu fördern, da viele Winzer verschiedener Weinanbaugebiete seinerzeit in wirtschaftliche Not geraten waren. So konnten nicht überall die Ernteerzeugnisse des Jahres 1934 veräußert werden. Folglich wurden die Kommunen beauftragt, größere Mengen Wein aufzukaufen und diesen ihm Rahmen der Weinwerbewochen vor Ort zu vermarkten. Die Stadt Bocholt hatte während der reichsweit ausgetragenen Kampagne den Ausschank des pfälzer Patenweines „Edenkobener“ übernommen.
Während der Festwoche war das frisch renovierte Bocholter Rathaus sowohl außen als auch innen festlich geschmückt worden. Das Bild zeigt das zu einer Ratsschänke umgewandelte Foyer des Hauses mit Blick vom Eingangsbereich zum Treppenaufgang. Die Ausgestaltung der Empfangshalle besorgte der Bocholter Kunstmaler Rudolf Esser. Er ließ dazu die Wände mit Tüchern bespannen und bemalte sie kunstvoll mit Ornamenten, Trinksprüchen, Figuren und Szenen aus der pfälzer Weinwirtschaft. Decken, Kronleuchter und Treppengeländer wurden mit künstlichem Weinlaub und bunten Bändern versehen. Und natürlich fehlte bei einem Gläschen Wein auch das gute alte „Nörgens bäter as in Bokelt“ nicht, wie man links neben der Tür eindeutig erkennt. Rechts vom Treppenaufgang befand sich der eigentliche Weinausschank, von dem der „Edenkobener“ des Jahres 1934 schließlich zum Verkauf gelangte. Außer der Eingangshalle mit seinen vielen Sitzmöglichkeiten bot auch der draußen dekorierte Laubengang Gelegenheit zum Weingenuss.
So manches Glas der edlen Tropfen schien seinerzeit geleert worden zu sein, schließlich hatte die Stadt Bocholt zur Weinwerbewoche 1935 mehr als 6.500 Flaschen des Patenweins bestellt. Im September des folgenden Jahres wurde das „Fest der Traube“ erneut veranstaltet.
© Stadtarchiv Bocholt 2010, Text: Wolfgang Tembrink
Pressekontakt: Stadt Bocholt - Fahrradfreundlichste Stadt Deutschlands, Stadtarchiv Bocholt, Tel. 02871/2411010
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Zum Weinfest 1935 wurde die Ratsschänke feierlich dekoriert. (Foto: Stadtarchiv Bocholt)