Presseinformation

Nr. 007 Steinfurt, 11. Januar 2011


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Kontrolle von Brötchen, Beißring und blinkender Zahnbürste – die Lebensmittelkontrolleure nehmen den Verbraucherschutz ernst
Amt für Lebensmittelüberwachung kontrolliert 2.109 Betriebe im Kreis Steinfurt

Kreis Steinfurt. Turbulent beginnt das neue Jahr. Die Lebensmittelkontrolleure im Kreis Steinfurt sind in Sachen „Dioxin“ gefragt. Sie kontrollieren, beraten, beaufsichtigen, wenn nötig, belastete Betriebe. Lässt Amtsleiter Dr. Christoph Brundiers dagegen das vergangene Jahr Revue passieren, erinnert er sich zwar an viel Arbeit, aber „normal halt, keine Skandale!“.

„Normal“ ist zum Beispiel, dass die Tierärzte, Chemiker, Lebensmittelkontrolleure und amtlichen Kontrollassistenten im vergangenen Jahr über 3.000 Kontrollen in mehr als 2.100 Betrieben durchgeführt haben.

Unangemeldeten Besuch bekamen viele. Das reicht von Bäckereien, Fleischereien und Supermärkten über Schlachtbetriebe, Zentrallager, Fleischereien bis hin zu Großküchen, Gaststätten und Ständen auf Märkten. Welche Betriebe überhaupt aufgesucht werden, entscheidet eine vorgeschaltete „Risikobeurteilung“. Sie stuft die Betriebe nach ihren Erzeugnissen, Eigenkontrollen, bisherigem Verhalten und dem Zustand ihrer Betriebsstätten ein. Schließlich unterliegen mehr als 200 Betriebsarten der Kontrollpflicht. Zusätzliche Aufgaben ergaben sich aus der wachsenden Zahl an Kindergärten und Schulen, die eine Übermittagsverpflegung anbieten.

Erstaunlich ist: Beim überwiegenden Teil, in 1875 Fällen, führte die Kontrolle zu Beanstandungen oder Bemängelungen. In der Regel handelte es sich jedoch um geringe Mängel, die leicht zu beheben waren. In fünf Fällen allerdings waren die Verhältnisse derart desolat, dass der Betrieb oder Teile davon vorübergehend geschlossen werden mussten. In bislang 99 Fällen wurden Verwarn- oder Bußgelder verhängt.

Häufige Beanstandungspunkte waren Mängel in der Betriebshygiene, falsche oder fehlende Kennzeichnung. Auch hinsichtlich der Eigenkontrollsysteme besteht bei vielen Betrieben noch deutlicher Verbesserungsbedarf.

Sogenannte Käseimitate wurden in der Gastronomie nur zweimal vorgefunden. Ein Betreiber einer Pizzeria hatte ein Gouda-Imitat allerdings erst gekauft, aber noch nicht eingesetzt. Im Bäckerhandwerk war die Verwendung solcher Produkte noch nicht Gegenstand einer Beanstandung, weder bei den Kontrollen noch bei den Proben.

Weit verbreitet sind dagegen Schinkenersatz-Produkte. Sie finden sich vornehmlich in der einfacheren Gastronomie und werden dort als „Formfleisch-Vorderschinken“, „Spalla-Cotta“ oder auch schlicht „Pizza-Belag“ bezeichnet. Hier gab es häufig Mängel bei der Kennzeichnung auf den Speisenkarten, denn die Verwendung ist durchaus erlaubt, muss jedoch kenntlich gemacht werden.

Verblüffend war allerdings die Feststellung, dass in einigen Fällen Betriebe ihre Produkte schlechter kennzeichneten, als sie tatsächlich waren. So zeichnete ein Gastronom ein Schinkenersatz-Produkt aus, tatsächlich verkaufte er echten Hinterschinken.

Diese Feinheiten können die Kontrolleure nicht direkt vor Ort feststellen. Daher werden in der Regel Proben mitgenommen. Mehl, Brot, Sahne, Eis, Fleisch, Gemüse, fertige Gerichte - der Großteil der Proben stammte aus dem klassischen Lebensmittelsortiment. Allerdings wurden auch solche gezogen, die gelegentlich für Verwunderung sorgten. So wanderten auch Breigläschen, Babys Beißring, Griffe für Kinderfahrräder, Handschuhe, Spielwaren oder eine blinkende Kinder-Zahnbürste in den Untersuchungskoffer der amtlichen Kontrolleure. 2.200 Proben kamen infolgedessen unter das Mikroskop. Von diesen waren bisher 193 „auffällig“, soll heißen: nicht unbedingt konkret gesundheitsschädlich, sondern so grenzwertig, dass die Kontrolleure noch einmal genauer hinsehen, weil zum Beispiel die mikrobiologischen Werte in einer geschlagenen Sahne erhöht waren.

„Normal“ waren auch diverse Schnellwarnmeldungen der EU und Rückrufaktionen der Hersteller. Die Kreiskontrolleure stellten dabei sicher, dass betroffene Produkte auch wirklich vom Markt genommen wurden. Im letzten Jahr traf es Produkte vom Sportschuh bis zum Hähnchenbrustfilet.

Hinzu kamen noch Kontrollen, die aufgrund von Beschwerden durchgeführt wurden. Über 100 Verbraucher sahen sich dazu veranlasst.

Die Jahresbilanz zeugt von viel Arbeit. Umso erfreulicher findet Christoph Brundiers, dass zwei Lebensmittelkontrolleure, die der Kreis Steinfurt selbst ausgebildet hatte, nach erfolgreicher Prüfung das Team nun verstärken. .Ein weiterer Mitarbeiter hat im letzten Jahr seine Ausbildung beim Kreis Steinfurt begonnen. Übrigens: Falls sich jemand Gedanken macht wegen der blinkenden Kinderzahnbürste - diese wurde nicht beanstandet.



Lebensmittelkontrolleure überprüfen Temperaturen