Bocholt, 11. Mai 2011
Warum sind die Briten anders?
15. Europa-Gespräche im Historischen Rathaus widmen sich Großbritannien
Bocholt (PID).
Sind die Briten die besseren Europäer? – dieser und weiterer Fragen ging der Politikwissenschaftler, Kai Pfundheller, aus Münster, am Dienstagabend nach. In seinem Vortrag „Großbritannien und die Europäische Union – ein etwas anderer Mitgliedsstaat“ beleuchtete er die Geschichte und die Zukunft der europäischen Beziehungen zum Vereinigten Königreich.
Die Europa-Union Bocholt hatte gemeinsam mit der Stadt Bocholt und dem Europe direct-Informationszentrum zu den 15. Europa-Gesprächen im Historischen Rathaus eingeladen. Unterstützt wurden die Veranstalter von der Deutsch-Britischen Gesellschaft Bocholt e.V.
Der Vorsitzende der hiesigen Europa-Union, Peter Wahl, begrüßte die Anwesenden und freute sich, dass in diesem Jahr Großbritannien im Mittelpunkt der Bocholter Europa-Gespräche stand. Die stellvertretende Bürgermeisterin Christel Feldhaar bedankte sich in ihrem Grußwort bei den Organisatoren für die Ausrichtung der Gespräche. Gleichzeitig stellte sie die Verbindungen der Stadt Bocholt zur englischen Partnerstadt Rossendale vor und sprach das Engagement der verschiedenen deutsch-ausländischen Gesellschaften in Bocholt um Europa an. „Auch unsere Bocholter Schulen pflegen im Rahmen ihrer Schulpartnerschaften ein enges Verhältnis mit Schulen aus den benachbarten europäischen Ländern.“, so Feldhaar.
Auf die enge Verbindung zwischen der Deutsch-Britischen Gesellschaft Bocholt e. V. und den „Friends of Bocholt“ in der englischen Partnerstadt Rossendale ging der Vorsitzende, Karl-Gerd Geßner, ein. Er berichtete auch kurz über die Probleme, die in der heutigen Zeit die deutsch-britischen Städtepartnerschaften begleiten. „Die heutigen Schwierigkeiten“, so Geßner, „dürfen uns aber nicht veranlassen, die Bemühungen um ein partnerschaftliches Miteinander zwischen Rossendalern und Bocholtern generell einzuschränken, ja evtl. sogar aufzugeben.“
Die Situation der Städtepartnerschaften in beiden Ländern, stellte auch Referent Kai Pfundheller vor. Danach gibt es allein in Nordrhein-Westfalen 134 von den 463 deutsch-britischen Städtepartnerschaften. Die partnerschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und Großbritannien stehen damit an zweiter Stelle hinter Frankreich. Jedoch, so Pfundheller, wird die Arbeit mit den Briten künftig schwierig, das das Sprachenlernen in Großbritannien nicht mehr so erfolgt.
Generell, so erklärte der Referent, sind die Beziehungen zwischen der EU und Großbritannien immer problematisch gewesen. Dabei war einer der ersten Ideengeber eines vereinten Europas im Jahr 1946 Winston Churchill. Dennoch schloss sich Großbritannien im Jahr 1951 bei der Gründung der EGKS sowie im Jahr 1957 der EWG beiden Vereinigungen nicht an. Erst durch den Suez-Konflikt, so Pfundheller, gab es am 9. August 1960 ein erstes Beitrittsgesuch Großbritanniens an die EWG. Es dauerte jedoch noch 13 Jahre bis zum 1. Januar 1973 bevor Großbritannien endgültig der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft beitrat. Ein Hindernis für einen früheren Beitritt war, so Pfundheller, sicherlich die Beziehung zu Frankreich und das klare Bekenntnis der Briten zu den USA.
Die verschiedenen Stationen der britischen Europapolitik unter Thatcher, Brown und Blair wurden ebenfalls von Pfundheller vorgestellt. Unvergessen bleibt dabei der Ausspruch der „Eisernen Lady“ Margret Thatcher: „I want my money back.“ im Rahmen des Budgetstreits Anfang der 80er Jahre. Die Unterzeichnung des Maastrichter, Amsterdamer und des Vertrages von Nizza sind weitere wichtige Schritte Großbritanniens zur Europäischen Union.
Die Dinge, die die Briten mit der Unterzeichnung der Verträge eingegangen sind, an die halten sie sich auch, so das Fazit des Referenten. Großbritannien ist der europäische Mitgliedsstaat, der am wenigsten vor den europäischen Gerichten verklagt wird.
Pressekontakt: Stadt Bocholt - Fahrradfreundlichste Stadt Deutschlands, Fachbereich Zentrale Verwaltung, Partnerschaftsbeauftragte Petra Taubach, Telefon 0 28 71 95 33 28, E-Mail: ptaubach@mail.bocholt.de
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Kai Pfundheller, Politikwissenschaftler (Münster)
Politikwissenschaftler Kai Pfundheller aus Münster referiert bei den 15. Europa-Gesprächen über Großbritannien. Foto: Stadt Bocholt, Petra Taubach