Bocholt, 01. Juli 2011
Auf- und Absteigen ist so schwer
Fahrradfahren in Richtung Integration - Kurs für Migrantinnen
Bocholt (PID).
Seit März findet in Bocholt ein Fahrradkurs für Frauen, die eine Zuwanderungsgeschichte haben, statt. „Bocholt ist eine Fahrradstadt“, sagt Annette Hünting, die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Bocholt und Mitbegründerin des Fahrradkurses. Deswegen haben die vier Organisatorinnen des Frauenkulturfestes im letzten Jahr beschlossen, einen Kurs anzubieten, in dem Migrantinnen das Fahrradfahren erlernen können.
Während die Bocholter, die eigentlich mit einem Fahrrad „unter dem Hintern“ zur Welt kommen, sich kaum vorstellen können, ohne ihren Drahtesel auszukommen, stellt alleine schon das Aufsteigen für die Migrantinnen eine Riesenherausforderung dar. „Unter den Augen ihrer kritischen Kinder“, berichtet Annette Hünting, „blieben Stürze natürlich nicht aus, die Frauen im Kurs ließen sich aber nicht unterkriegen und sind immer wieder aufgestiegen.“
Gemeinsam mit der VHS Bocholt-Rhede-Isselburg, dem AWO Jugendmigrationsdienst Bocholt und dem Fabi – Mehrgenerationenhaus Bocholt wurde ein Konzept erarbeitet. Neben dem praktischen Teil, in dem das Fahrradfahren erlernt wird, werden auch theoretische Kenntnisse vermittelt. Für letztere ist Danuzza Mendonça-Leuters, Mitarbeiterin der VHS Bocholt-Rhede-Isselburg, zuständig. Sie brachte den insgesamt acht Frauen Grundlagen der deutschen Sprache bei und ging dabei auch auf die Straßenverkehrsordnung ein.
Danach ging es mit dem praktischen Teil weiter. Seit Mai dieses Jahres üben die Teilnehmerinnen mit drei Mitarbeitern des Allgemeinen Deutschen Fahrrad Club (ADFC) Borken auf dem Schulhof der ehemaligen Clemens-Dülmer-Schule. Kursleiter Burkhard Henneken schraubte den "Auszubildenden" dabei zu Beginn die Pedale ab, "quasi als Laufrad sollten sie zunächst mal das Gefühl für das Rad bekommen", so Henneken. Anschließend ging es dann mit Auf- und Absteigen weiter. "Gerade das Anfahren ist, wenn man es nicht von klein auf gelernt hat, sehr schwer", ergänzte Henneken.
Das Projekt wird vom DRK Soziale Arbeit & Bildung Borken, das die Fahrräder zur Verfügung gestellt hat, unterstützt. Der Kurs endet mit einem Test und der Aushändigung einer Urkunde.
Die Organisatorinnen sind sich einig, dass die Frauen auch durch den Kurs lernen, ihr Leben besser zu gestalten und somit mehr Selbstständigkeit erlangen. Die Teilnehmerinnen sind jetzt schon begeistert. Denn nun können sie künftig ihre Kinder mit dem Fahrrad zur Schule bringen oder kleine Einkäufe schneller erledigen. Ab Februar 2012 ist bereits ein weiterer Kurs geplant. Interessierte Frauen mit Zuwanderungsgeschichte können sich dafür schon jetzt bei der Gleichstellungsbeauftragen der Stadt Bocholt (Tel. +49 2871 953-151) oder beim Fabi-Mehrgenerationenhaus (Tel. +49 2871 2394817) anmelden.
Pressekontakt: Stadt Bocholt - Fahrradfreundlichste Stadt Deutschlands, Gleichstellungsbeauftragte Annette Hünting, Telefon +49 2871 953-151, E-mail: annette.huenting@mail.bocholt.de
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Integrationsradfahren Bild 1
Integrationsradfahren Bild 2
Integrationsradfahren Bild 3
Integrationsradfahren Bild 4
Mit abgeschraubten Pedalen mussten die Kursteilnehmerinnen erst einmal ein Gefühl für das Fahrrad entwickeln
Auf- und Absteigen ist besonders schwer, wenn man es nicht von klein auf gelernt hat
Burkhard Henneken vom ADFC hilft beim Anfahren
Und dann klappt es doch, ganz alleine...