Bocholt, 30. September 2011
Bocholter Amtsgericht vor 100 Jahren
Stadtarchiv präsentiert Foto des Monats Oktober 2011
Bocholt (PID).
Mit der feierlichen Eröffnung des neuen Amtsgerichts vor 100 Jahren erhielt die Justizbehörde in Bocholt ihr eigenes Domizil. Zum Anlass des Jubiläums widmet sich die Reihe "Foto des Monats" dem Gebäude. Bei dem Bild handelt es sich um eine alte Postkarte. Gewählt wurde eine Darstellung von Nordosten.
Man war unter sich, als das Gebäude am Mittag des 9. Oktober 1911 in kleinem Kreise seiner Bestimmung übergeben wurde. Landgerichtspräsident Krobitsch aus Münster, Baurat Schultz aus Recklinghausen und der Koblenzer Regierungsbaumeister Rudhardt fanden sich vor dem Neubau ein und übergaben die Schlüssel des Hauses an den aufsichtsführenden Gerichtsrat August Staedeler. Er öffnete die Eingangstüre mit einem Gelöbnis zu Treue und Pflichterfüllung.
Jahrzehntelang war das Gericht mietweise im Historischen Rathaus untergebracht gewesen, dessen Räumlichkeiten für die richterlichen Geschäfte am Ende nicht mehr ausreichten. Zudem beanspruchte die Stadtverwaltung das Rathaus mittlerweile gänzlich für sich. 1906 schloss der damalige Bürgermeister Rudolf Geller mit den Justizbehörden einen Vertrag, demgemäß das Gericht auf sein Mietrecht im Rathaus verzichtete und das Grundstück mit dem Gerichtsgefängnis am Nordwall der Stadt überließ. Im Gegenzug gab die Stadtverwaltung den Bauplatz am heutigen Benölkenplatz für den Neubau des Amtsgerichts unentgeltlich her. Am 7. September 1909 begannen die Bauarbeiten, ein Jahr später war der Rohbau unter Dach und Fach gebracht. In seiner aufstrebenden, in Ziegelsteinen gemauerten und mit hohen Fenstern versehenen Fassade erreichte der Frontgiebel die Höhe des Daches der St.-Georg-Kirche. Er wurde an oberster Stelle mit den Wahrzeichen der Gerechtigkeit, Waage und Richtschwert, ausgestattet. Den leicht vorspringenden Mittelbau zierten ferner ein Abbild des preußischen Adlers sowie die Wappen der Stadt Bocholt, der Provinz Westfalen und der Stadt Münster.
Etwa 20 Geschäftszimmer wurden im neuen Haus eingerichtet. Im Erdgeschoss befanden sich die Grundbuchabteilungen und die Wohnung des Gerichtsdieners. Um zum Schöffensaal, zu den Abteilungen für Strafsachen und zur Kasse zu gelangen, ging man in den ersten Stock. Schließlich beherbergte das zweite Geschoss den Zivilsitzungssaal und die Büros für die Assessoren, Rechtsanwälte und Referendare. Hinter dem Amtsgericht errichtete man außerdem das neue Gerichtsgefängnis für maximal 30 Gefangene und eine Wohnung für den Gefängniswärter. Zur Finanzierung des gesamten Bauvorhabens standen seinerzeit 357.400 Mark zur Verfügung.
Wer historische Fotos über Bocholt zur Verfügung stellen möchte, kann sich an das Stadtarchiv Bocholt unter Tel.: 02871/2411012 oder per Email: stadtarchiv@mail.bocholt.de wenden.
Foto: Stadtarchiv Bocholt, Text: Wolfgang Tembrink
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