Pressemeldung der Stadt Bocholt

Bocholt, 30. November 2011

Dezember 1960: Die letzte Hochwasserkatastrophe in Bocholt

Stadtarchiv Bocholt präsentiert Foto des Monats Dezember 2011

Bocholt (PID).

Im Dezember 1960 überkam die Stadt Bocholt ein Hochwasser, wie man es zuletzt 1946 erlebt hatte. Das Foto zeigt die überschwemmte Kaiser-Wilhelm-Straße am 5. Dezember 1960 gegen 11.30 Uhr in Höhe des einstigen Amtshauses des Amtes Liedern-Werth.

Überhaupt war die zweite Hälfte des Jahres 1960 völlig verregnet. Im Gegensatz zum Dürrejahr 1959 gingen schon im November im Ganzen 113,3 Millimeter Niederschlag über dem Stadtgebiet nieder. Die eigentliche Katastrophe begann schließlich am Samstag, dem 3. Dezember 1960, als ein heftiger Sturm mit Orkanstärke erreichenden Spitzenböen über das Land fegte. Dieses Unwetter hatte Dauerregen im Gefolge, der 34 Stunden ununterbrochen anhielt. 59,6 Liter pro Quadratmeter maß die Bocholter Wetterwarte bis zum Sonntagabend um 20 Uhr.

Das durch die vorausgegangenen Regenwochen schon belastete Flussbett der Aa konnte aber die anfallenden Wassermassen vor allem in ihrem unregulierten Teil zwischen Königsmühle und Werther Straße nicht schadlos abführen. Es kam daher zu erheblichen Überschwemmungen der Bocholter Innenstadt. Rund ein Fünftel des gesamten Stadtgebietes war vom Hochwasser betroffen. So stieg der Pegel in der Nähe der Brücke zur Meckenemstraße von 60 cm auf 2,72 Meter. Am 4. Dezember trat die Aa gegen 22 Uhr zwischen der Bismarck- und Neustraßenbrücke über die Ufer und überflutete den Südwall und die Kreuzstraße. Um Mitternacht erreichte das Wasser vom Pleystrang her den Königsmühlenweg und ergoss sich über die Münster-, Blücher- bis zur Viktoriastraße. Das Fildeken und der Stadtteil Siekenhof wurden am Morgen des 5. Dezember überschwemmt. Gegen elf Uhr dieses Tages war der Höhepunkt schließlich erreicht, und das Wasser sank dann stündlich um fünf Zentimeter.

Das Foto zeigt die überschwemmte Kaiser-Wilhelm-Straße am 5. Dezember 1960 gegen 11.30 Uhr in Höhe des einstigen Amtshauses des Amtes Liedern-Werth: Kolonnenartig fahren die Autos durch das seichte Wasser stadtauswärts. Wer als Radfahrer den Straßenverlauf einigermaßen kannte, stieg nicht ab, sondern nahm vorsichtig seinen Weg. Viele schoben ihr Rad vorbei an Fußgängern und Schaulustigen, die in Gruppen rechts am Rande des Bürgersteiges stehen. Der Regen hatte inzwischen aufgehört, und die Sonne fiel aus allen Wolken.

Die Hilfsverbände waren noch tagelang im Einsatz. Allein die Bocholter Feuerwehr leistete z. B. rund 590 Stunden Pumparbeit. Trotzdem verursachte das Hochwasser vor allem in den Industriebetrieben an der Aa Sachschäden in Millionenhöhe. In jenen Tagen stellte man sich auch die Frage, ob eine solche Katastrophe nicht durch die noch fehlende Aaregulierung im Innenstadtbereich hätte vermieden werden können.

Wer historische Fotos über Bocholt zur Verfügung stellen möchte, kann sich an das Stadtarchiv Bocholt unter Tel.: 02871/2411012 oder per Mail: stadtarchiv@mail.bocholt.de wenden.

© Foto: Stadtarchiv Bocholt, Text: Wolfgang Tembrink


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