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Münster, 22.12.2011

Quellen, Fotos und Zeugnisse zu Straßennamen im Internet
Neues Angebot im Portal muenster.de / Wen soll eine Stadt mit Straßennamen ehren?

Münster (SMS) Umfassende Informationen zu Münsters Straßennamen und eine umfangreiche Dokumentation mit Quellen, Fotos und Zeugnissen zu "belasteten" Straßennamen bietet die Stadt mit einer Homepage "Ehre, wem Ehre gebührt?!". Sie ist bis auf Weiteres direkt auf der Startseite des Portals www.muenster.de erreichbar. "Mit diesem detailreichen, leserfreundlich aufbereiteten Material kann sich jeder seine eigene Meinung zu den in Diskussion stehenden Straßennamen bilden", sagte Oberbürgermeister Markus Lewe bei der Freischaltung des neuen Internetangebotes.

Wen sollte eine Stadt für sein Lebenswerk durch einen Straßennamen dauerhaft ehren? Im Auftrag des Ältestenrates der Stadt hat sich eine Kommission mit Unterstützung von Historikern mit Namensgebern befasst und Empfehlungen vorgelegt. Sie betreffen die Ehrung des ehemaligen Reichspräsidenten Paul von Hindenburg sowie von zehn Kulturpolitikern, Wissenschaftlern und Publizisten.

Das Stadtarchiv hat für das Internetangebot zu diesen Personen recherchiert, andere Archive und Bibliotheken aufgesucht und den Rat von Fachleuten eingeholt. "Das Ergebnis erschließt neue Erkenntnisse und macht nachdenklich über unseren heutigen Umgang mit den einschlägigen Straßennamen. Die Internetseiten machen Dokumente und Hinweise öffentlich zugänglich, die bislang nicht bekannt oder zumindest nicht präsent waren", sagte OB Lewe.

Wie haben sich Karl Wilhelm Jötten, Hans Pfitzner, Ludwig Humborg, Franz Ludwig, Alfred Stühmer, Karl Wagenfeld, Agnes Miegel, Friedrich Castelle, Heinrich Lersch und Hermann Stehr in der Zeit des Nationalsozialismus verhalten? Welchen Anteil hatte Paul von Hindenburg 1933 an der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten. Wie hat er zum Scheitern der ersten deutschen Republik beigetragen?

Solche Fragen versucht das Angebot zu beantworten. Dabei greift es vor allem auch auf Originalaussagen und Schriftzeugnisse der betroffenen Personen zurück. "Wir brauchen uns nicht umzuschalten", ließ Wagenfeld schon 1933 verlauten. Mit der Aussage: "Denn ich bin Nationalsozialist", schloss Agnes Miegel den Abschnitt eines Briefes im Jahr 1934. Auch Friedrich Castelle erkannte die Zeichen der Zeit, als er 1933 schrieb: "Der Kampf um die geistige Freiheit im Sinne des Führers ist immer unser erstes und letztes Ziel gewesen." Alfred Stühmer äußerte sich auch positiv zum Nationalsozialismus, wagte aber den Widerspruch, als er um seine Meinung zur ärztlichen Behandlung von Juden gefragt wurde. Und Hans Pfitzner war noch nach 1945 unbelehrbar, als er sich mit der Aussage "Das Weltjudentum ist ein Problem" öffentlich hervor tat.

Die Realisierung der Homepage erfolgte gemeinsam mit der Online-Redaktion des Presseamtes und in Zusammenarbeit mit dem Vermessungs- und Katasteramt. Sie beantwortet auch Fragen, die im Zusammenhang mit der Benennung von Straßen häufig gestellt werden: Wer vergibt die Straßennamen? Seit wann werden Personen mit Straßennamen geehrt und welche Folgen hat eine Umbenennung? Wann wurde der Hindenburgplatz benannt und warum hat man den Namen nach dem Zweiten Weltkrieg nicht geändert?

Die Homepage macht auf die gleichnamige Ausstellung "Ehre, wem Ehre gebührt?!" neugierig, die am 25. Januar in der Bürgerhalle des Rathauses eröffnet wird. Parallel zur Ausstellung erfolgt eine repräsentative Bürgerumfrage zum Umgang mit Straßennamen. Weiter sind eine Podiumsdiskussion und Informationsveranstaltungen in Stadtbezirken vorgesehen. Über den Hindenburgplatz wird der Rat am 21. März entscheiden. - www.muenster.de/stadt/strassennamen

Foto:

Dokumente und Fotos zur Meinungsbildung: Oberbürgermeister Markus Lewe stellte das neue Internetangebot vor; links Anja Gussek vom Stadtarchiv. - Foto: Presseamt Münster. Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei.


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OB Markus Lewe und Anja Gussek

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