Als am 24. Dezember 1936 der Ehrenbürger der Städte Gummersbach und Bergneustadt, der Textilunternehmer Bernhard Krawinkel, im Alter von 85 Jahren starb, schien kein Lob groß genug, seine Lebensleistung zu würdigen. Für den damaligen Journalisten der „Kölnischen Zeitung“ und späteren Landrat, Dr. August Dresbach, war Bernhard Krawinkel „der Nestor der oberbergischen Industrie“. Mit dessen Tod habe „das Oberbergische Land seine stärkste Persönlichkeit aus der älteren Generation verloren.“ Auch wurde seine Unabhängigkeit und Eigenwilligkeit hervorgehoben; er sei „ein Mann mit Ecken und Kanten“ gewesen. Bereits 20 Jahre zuvor hatte ihn die Stadt Gummersbach mit ihrer höchsten Auszeichnung, der Ehrenbürgerschaft, bedacht. Man würdigte damit seine „großen Verdienste um das Wohl und die Entwicklung der Stadtgemeinde Gemeinde Gummersbach und des gesamten oberbergischen Landes“, wie es im Protokoll der Stadtverordnetenversammlung hieß. Nach Bismarck war Bernhard Krawinkel, der seinen Betrieb und sein Haus in Vollmerhausen hatte, erst der zweite Ehrenbürger der Stadt. Dem langjährigen Stadtverordneten und preußischen Abgeordneten lag insbesondere der Ausbau der oberbergischen Infrastruktur und des Höheren Schulwesens in Gummersbach am Herzen. Durch geschickte Verhandlungen in Berlin gelang es ihm, den Ausbau der Eisenbahn im Oberbergischen zu beschleunigen und die Errichtung der Real- bzw. Oberrealschule in Gummersbach durch staatliche Zuschüsse zu ermöglichen. Für immer wird sein Name aber besonders mit der Gründung der Aggertalsperren-Genossenschaft und dem Bau der Aggertalsperre in den 1920-iger Jahren verbunden sein. Denn obwohl Krawinkel Zeit seines Lebens dem Denken des Kaiserreichs verhaftet und Monarchist blieb, engagierte er sich auf lokaler Ebene auch noch im hohen Alter politisch und gesellschaftlich in der von ihm abgelehnten Weimarer Republik. Überschattet wurden seine letzten Lebensjahre vom Verlust seines Vermögens, da der kinderlose Unternehmer für seinen Großneffe gebürgt hatte, dessen Betrieb in Konkurs ging. Da Krawinkel - bis auf sein großes Auto – schon immer einen relativ einfachen Lebensstil pflegte, blieb der Vermögensverlust der Öffentlichkeit verborgen. Die Beisetzung des hoch angesehenen Industriellen und Politikers fand am 28. Dezember 1936 in Anwesenheit von tausenden Trauernden auf der Familiengrabstätte in Bergneustadt statt.