Pressemeldung der Stadt Bocholt

Bocholt, 20. Januar 2012

Europa traf China!

Vortrag zum Jesuiten und ersten Europäer Johann Adam Schall von Bell

Bocholt (PID).

Johann Adam Schall von Bell (1592 – 1666) aus dem Rheinland war neben Matteo Ricci und Ferdinand Verbiest der bedeutendste und erfolgreichste europäische Jesuitenmissionar und Wissenschaftler in China. Sein Nachfahre Graf Wilderich von Schall-Riaucour berichtete am 19. Januar 2012 im Hotel Residenz über die großen Verdienste seines berühmten Verwandten.

Bereits früh, so berichtete Graf von Schall-Riaucour in seinem Vortrag zum Thema „Wissenstransfer Deutschland-China im 17. Jahrhundert“, beschäftigte er sich mit der Geschichte seiner Familie und damit natürlich auch mit der seines berühmten Uronkels. Den Name Adam trägt auch heute noch jeder Erstgeborene in seinem Namen, so auch Graf Wilderich Karl Borromäus Adam Maria, Graf von Schall-Riaucour. Aber auch in China erinnert noch vieles an den Johann Adam Schall von Bell, erzählte der Graf. So ist das Grab auf dem Zhalanfriedhof in Peking immer noch vorhanden und wird regelmäßig gepflegt. Auch die vielen Bücher, die Schall von Bell im Laufe seines Lebens in lateinischer und chinesischer Sprache verfasste, sind bis heute noch vorhanden. Viele gebildete Chinesen, so der Graf, greifen auf diese Werke zu.

 

Geboren wurde der rheinische Landadelige vermutlich in Lüftelberg bei Bonn. In Köln besuchte er gemeinsam mit seinen zwei Brüdern das jesuitische Dreikronengymnasium. Während seines Studiums in Rom, schloss er sich dem Jesuitenorden an und missionierte für diesen in China. Seine Reise in das Reich der Mitte begann er mit Überquerung der Alpen im Alter von 16 Jahren. Da war bereits klar, so der Graf, dass er nicht mehr in die Heimat zurückkehrte.

 

Über die portugiesischen Stationen in Goa und Macao kam er zu seinem letzten Ziel nach China im Jahr 1622. Nach dem Tod von Johannes Schreck im Jahr 1930 wurde Schall mit der Reform des chinesischen Kalenders beauftragt. Dazu übersetzte er mit Hilfe des Gelehrten Paul Xu Guang-Qi (1562 – 1633) astronomische Tabellen und Bücher aus Europa ins Chinesische. Sein Uronkel war sehr sprachbegabt, so der Graf. Neben deutsch, niederländisch, portugiesisch, lateinisch und griechisch, beherrschte er bereits sehr früh die chinesische Sprache. Das aus den Schriften entstandene Sammelwerk wurde 1635 dem Kaiser übergeben. Einer der Hauptverdienste von Schall waren neben den wissenschaftlichen Arbeiten die Inkulturation in seiner Mission. Das Hineingehen in die so andere chinesische Kultur und nicht das „verwestlern“, spielte eine große Rolle für ihn.

 

Im Jahr 1644 eroberten die Mandschus Reich und Kaiserthron. Doch Schall überzeugte auch die neuen Herrscher vom Nutzen der Mission und ihrer Astronomen. Schon im gleichen Jahr wurde er zum Direktor des astronomischen Amtes ernannt. 1651 kam der Shun-Zhi Kaiser (1651 – 1661)auf den Thron. In diesen Jahren erreichten Macht und Einfluss Adam Schalls ihren Höhepunkt. Er genoss, so der Graf in seinem Vortrag, z. B. das Privileg, nicht den am Hofe üblichen tiefen Kniefall vor dem Kaiser zu machen. Außerdem besuchte ihn der Kaiser rund 20 Mal in der Mission, was für damalige Zeiten eine absolute Besonderheit darstellte. Schall wurde damit wichtigster Berater und Freund des jungen Herrschers, der Schall 1658 zum Mandarin erster Klasse ehrenhalber ernannte. „Der die Geheimnisse des Himmels ergründende Lehrer“ war der Titel des hervorragenden Astronomen.

 

Als 1661 der Kaiser plötzlich verstarb, fiel Schall in Ungnade und wurde später zum Tode verurteilt und fast gleichzeitig von Papst Alexander VII der Unterstützung des Aberglaubens bezichtigt. 1665 wurde Schall aber vom neuen Kaiser Kangxi aus der Haft entlassen und starb in der Jesuiten-Mission in Peking 1666 im Alter von 74 Jahren. Die vielen Briefe und Schriften, die Schall nach Hause schrieb, sind heute noch in den Archiven vorhanden, so der Graf.

 

Mit einem Buch über chinesische Gärten bedankte sich Ulrich Paßlick, Präsident der Deutsch-Chinesischen Gesellschaft für den interessanten und informativen Vortrag. Dieser fand in Zusammenarbeit mit dem AIW Unternehmensverband und mit Unterstützung des Europe-direct Informationszentrum Bocholt sowie der Stadt Bocholt statt.

Pressekontakt: Stadt Bocholt - Fahrradfreundlichste Stadt Deutschlands, Fachbereich Zentrale Verwaltung, Partnerschaftsbeauftragte Petra Taubach, Telefon 0 28 71 95 33 28, E-Mail: ptaubach@mail.bocholt.de


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Wissenstransfer mit China
Graf Schall Riaucourt (links) mit Stadtbaurat Ulrich Paßlick - Foto: Petra Taubach, Stadt Bocholt