Pressemeldung der Stadt Bocholt

Bocholt, 01. März 2012

"Grüner Trend" zieht in Bocholter Hotelzimmer

Themen "Fairer Handel" und Naturtextilien im Hotel- und Gastgewerbe: "Stadthotel Kolping" und Firma Dibella Vorreiter / DeHoGa und Wirtschafstförderung begrüßen Vorstoß / "Fairtrade-City Bocholt"?

Bocholt (PID).

Vom fair gehandelten Kaffee über natur- und sozialverträglich hergestellte Handtücher, Bettwäsche, Tischdecken, Servietten bis zur kompletten Zimmerausstattung: Der "grüne Trend" soll künftig in Hotelzimmer einziehen. Das Bocholter "Stadthotel Kolping" ist Vorreiter bei den Themen "Fairtrade" und "GOTS" (Global Organic Textile Standard), einem Standard für Naturtextilien.

Die Bocholer Firma Dibella stattete jetzt das komplette Hotel mit Textilien aus, die nach GOTS-Standard produziert wurden. Am Donnerstag, 1. März 2012, trafen sich Vertreter des Hotel- und Gaststättenverbandes, der Firma Dibella, des Hotelträgers Kolpinghaus Bocholt e.V., von Fairtrade Deutschland und der Wirtschaftsförderung im Hotel am Europaplatz.

Der Grund: Benedikt Meiring, Leiter des "Stadthotel Kolping" und Dibella-Geschäftsführer Ralf Hellmann präsentierten die Komplettausstattung des erst vor wenigen Wochen eröffneten Stadthotels mit Textilen (Bettwäsche, Tischdecken, Servietten, Handtüchern, etc.), die nach ökologisch nachhaltigen und sozial verträglichen Gesichtspunkten hergestellt werden. "Alle Hotelzimmer und die Gast- und Tagungsräume werden komplett mit Textilien ausgestattet, die den hohen Herstellungsstandards für organische Baumwollprodukte entsprechen", erklärte Hotel- und Gastronomieleiter Meiring. "Wir erläutern unseren Gästen mit Broschüren und in Gesprächen, wie wichtig uns dieses GOTS-Siegel und auch das Angebot an Fairtrade-Produkten ist, um auf die Verbesserung von Produktionsbedingungen in den Entwicklungsländern hinzuweisen."

Auf der Messe Heimtex 2012 berichtete der Geschäftsführer des Bocholter Textilhandelsunternehmens Dibella, Ralf Hellmann, gegenüber Bürgermeister Peter Nebelo sowie den Wirtschaftsförderern Ludger Dieckhues und Wendelin Knuf von fair gehandeltem Kaffee, organisch angebauter Baumwolle und verbesserten Produktionsbedingungen in Entwicklungsländern. "Fairtrade", "GOTS" oder "Textile Exchange" lauten die Namen der weltweit operierenden Organisationen und Label in diesem Bereich, die ökonomische, ökologische und menschliche Aspekte miteinander verbinden.

Dibella stellt momentan eine Liste aller hotelrelevanten Fairtrade-Partner für den Gastronomie- und Hotellerie-Bereich für das "Stadthotel Kolping" zusammen, um Zimmer mit möglichst vielen GOTS- und Fairtrade-zertifizierten Produkten anbieten zu können. Dass Fairtrade und GOTS auch für die weiteren 180 Kolpinghäuser, deutschlandweit im Verband der Kolpinghäuser zusammengeschlossen, ein relevantes und dem Kolping-Leitbild entsprechendes Thema ist, bestätigte dessen Vorsitzender Hein-Josef Schepers anlässlich der Präsentation und lobte gleichzeitig die Aktivitäten und die Vorreiterrolle des "Stadthotel Kolping". "Das kommt dem Leitbild unseres Gründers Adolf Kolping unter dem Gesichtspunkt Nachhaltigkeit und Hilfe zur Selbsthilfe sehr nahe und deswegen unterstützen wir das auch", so Schepers.

GOTS-Bauern dürfen beim Anbau der Baumwolle keinen Kunstdünger und keine Pestizide verwenden, es darf keine genmanipulierte Baumwolle angepflanzt werden. Fairtrade-Bauern erhalten für ihre Baumwolle einen Fairtrade-Mindestpreis und eine Prämie für Gemeinschaftsprojekte. Hier liegen auch die Gründe, warum Ralf Hellmann für GOTS und Fairtrade im Stadthotel geworben und die Wäscheausstattung teilweise gesponsort hat: "Die grünen Standards bestimmen einen wachsenden Teil des Marktes bei Heimtextilien und das möchten wir mit der Ausstattung des Stadthotels in Bocholt deutlich machen - wir leben das auch in unserem Unternehmen und vertreiben immer mehr Produkte in dieser Richtung." Hellmann berichtet, dass in den Niederlanden ganze Hotelketten nur noch Zimmer mit Produkten mit GOTS- oder Fairtrade-Siegel anbieten. Die leicht höheren Zimmerpreise würden vom Kunden akzeptiert. "Das Thema wird die Hotellerie in den nächsten Jahren vermehrt beschäftigen. Die Niederländer sind da Vorreiter und die Hotels in Deutschland werden nachziehen, sobald auch nur eine Kette umschwenkt sind die anderen mit dabei", ist sich Hellmann sicher. "Fairtrade ist natürlich teurer, in fünf Jahren wird es aber kein Hotel mehr ohne Fairtrade-Produkte in Deutschland geben. Zudem macht sich, was die Textilien anbelangt, die höhere Qualität der Biobaumwolle über die länger Haltbarkeit dann auch bezahlt." Der Nachhaltigkeitseffekt sei immens.

Diese Entwicklung in der Hotellerie greift der Hotel- und Gaststättenverband Bocholt auf: Zusammen mit Dibella soll in jedem Bocholter Hotel mindestens ein Zimmer mit GOTS- und Fairtrade-Produkten ausgestattet werden. "Das kann erst der Anfang sein, nach Möglichkeit sollen die Hotels diese Standards ausweiten“, wünscht sich Michael Albers, Vorsitzender des DEHOGA in Bocholt. Schon in der nächsten Sitzung des DEHOGA will Albers das Thema präsentieren. Ralf Hellmann ist eingeladen und wird seine Vorstellungen den Gastronomen erläutern. Die Zimmerpreise gelte es „sinnvoll“ zu kalkulieren, aber auch da glauben die Initiatoren, dass die Gäste in Bocholt die leicht höheren Preise akzeptieren und die Zimmer nutzen werden. Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing beobachten die Entwicklung interessiert, können sich auch Initiativen für den Standort Bocholt an sich vorstellen. „Warum soll Bocholt nicht Fairtrade-Stadt werden?", blickt Ludger Dieckhues, Chef von Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing, nach vorn. „Im textilen Bereich haben alle Bocholter Aussteller im Januar auf der Heimtex in Frankfurt den grünen Trend bei ihren textilen Produkten unterstrichen." Fair gehandelte Produkte, vor allem Kaffee, werden schon in vielen Restaurationen in Bocholt angeboten und ein Laden mit Fairtrade-Produkten eröffnet im März am St.-Georg-Platz. Siegfried Löckener vom Eine-Welt-Laden betonte: "Es sind zwar viele Kriterien der Fairtrade-Siegelorganisation TransFair zu erfüllen, um Fairtrade-Stadt zu werden", so Löckener, "aber da sind wir schon weit. Ich bin sicher, dass wir die fehlenden Kriterien auch noch erfüllen werden." Die Wirtschaftsförderung will das prüfen, denn, so Wirtschaftsförderer und Marketingexperte Dieckhues: „Solch ein Label kann ein kleiner, aber interessanter Baustein im Standortmarketing sein. Das ist eine einmalige Chance für Bocholt, die wollen wir gemeinsam nutzen."

 

Hintergrund: GOTS – der “Global Organic Textile Standard”

Der GOTS ist das weltweit führende Siegel für organische Baumwollprodukte, also ein internationaler Standard für Textilien die nach ökologisch nachhaltigen und sozial verträglichen Gesichtspunkten hergestellt wurden. Die vollständige Produktionskette, angefangen bei der Wahl des korrekten Saat-guts bis hin zum fertigen Endprodukt wird nach strengen Richtlinien überwacht und zertifiziert. Wichtig hierbei ist vor allem die kontinuierliche Überwachung der einzelnen Produktionsschritte, die erst die hohe Glaubwürdigkeit dieses Standards ausmacht. Auf jedem Produkt muss zusätzlich ein GOTS Label mit einer bestimmten CERES Nummer versehen sein, die es dem Verbraucher nun erstmals möglich macht sich selbst via Internet direkt über den Produzenten zu informieren. Für weitere detaillierte Informationen besuchen Sie bitte die Homepage des Global Organic Textile Standard indem Sie dem folgenden Link folgen: http://www.global-standard.org

 

Hintergrund: Fairtrade - Das Siegel für fair gehandelte Produkte

Der Verein TransFair e.V. wurde 1992 mit dem Ziel gegründet, benachteiligte Produzentengruppen in Entwicklungsländern zu unterstützen. Als unabhängige Organisation handelt TransFair e. V. nicht selbst mit Waren, sondern vergibt das Fairtrade-Siegel für fair gehandelte Produkte und fördert das Bewusstsein für einen nachhaltigen Konsum. Produkte mit dem Fairtrade-Siegel gibt es bundesweit in 36.000 Geschäften. Über 18.000 gastronomische Betriebe schenken Fairtrade-Kaffee und -Kakao aus. 200 Firmen stellten rund 2000 Produkte unter Fairtrade-Bedingungen her.

Infos im Netz unter: www.fairtrade-deutschland.de oder http://www.fairtrade-deutschland.de/ sowie  http://www.transfair.org/ und http://www.fairtrade-towns.de/


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Fairtrade und GOTS in Bocholter Hotelzimmern
Ralf Hellmann (DIBELLA), Edith Gmeiner (Fairtrade Deutschland) und Benedikt Meiring (Stadthotel Kolping) präsentieren die neu ausgestattenten Zimmer im Stadthotel Kolping - Foto: Bruno Wansing, Stadt Bocholt