Bocholt, 09. Juli 2012
Bocholt kommt Energieschleudern per Flugzeug auf die Spur
Häuserdächer gescannt / Infrarotaufnahmen geben Auskunft über Wärmedämmung
Bocholt (PID).
Rot signalisiert: Energie geht verloren. Mittels Wärmebildaufnahmen aus der Luft können sich Bocholter Bürger schnell und einfach über die Wärmedämmung ihrer Häuser informieren und sehen, ob ein Gebäude womöglich eine Energieschleuder ist, die es nachzubessern gilt.
In einer laut Umweltreferentin Angela Theurich „in Deutschland bisher einzigartigen Aktion“ hat eine Cessna im Februar vergangenen Jahres die Stadt überflogen und Wärmebilder der Dächer gemacht. Ergebnis: Zahlreiche Dächer in Bocholt sind unzureichend gedämmt. Dabei wurden 700 besonders auffällige Objekte sichtbar, bei denen sehr viel Energie verloren geht – schlecht fürs Portemonnaie und die Umwelt, denn: „Es wird unnötig klimaschädliches Kohlendioxid in die Atmosphäre gepustet“, so Stadtbaurat Ulrich Paßlick. Die Verwaltung hat die Hauseigentümer angeschrieben und im Rahmen von Infoveranstaltungen über die neuen Erkenntnisse informiert. Zusätzlich wurde auf das Förderprogramm „Altbau optimal“ der Stadt Bocholt hingewiesen, von dem Bocholter Hausbesitzer profitieren können, wenn sie ihr Gebäude nach Vorgaben energetisch auf den aktuellen Stand bringen.
Die Infrarotaufnahmen der Gebäude können im Rathaus angefordert werden per E-Mail unter klimakommune@mail.bocholt.de oder Tel. 02871/953 162. Wer sein Gebäude noch vor dem nächsten Winter energetisch sanieren will, profitiert bis 31. Dezember 2012 vom Förderprogramm „Altbau optimal“ der Stadt Bocholt. Mehr Informationen dazu auf der städtischen Homepage unter www.bocholt.de.
Die Wärmebild-Aktion hat die Stadt Bocholt in Kooperation mit der Kreishandwerkerschaft Borken durchgeführt. „Als Kreishandwerkerschaft fühlen wir uns mitverantwortlich für das Gelingen der Energiewende und die künftige Lebensqualität in unserer Region. Deshalb engagieren wir uns gemeinsam mit der Stadt für eine höhere Energieeffizienz. Denn ohne eine höhere Energieeffizienz kann die Energiewende nicht gelingen“, sagt Christoph Bruns, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Borken.
Das Interesse der Hausbesitzer an den Infrarotbildern und einer Sanierung ist groß, wie das Bocholter Umweltreferat mitteilt. Das zeigte sich schon am Stand der „NRW-Klimakommune Bocholt“ auf der Messe „Altbau Optimal – Effizient Sanieren“ im Mai 2012 in den Shopping-Arkaden. „Die besten Interpretationen der Bilder kommen von den Hausbewohnern selbst“, berichtet Bruns. „Kein Wunder, denn sie wissen natürlich, an welcher Stelle ihres Hauses der Wintergarten, das Kaminzimmer, der ungedämmte Treppenaufgang oder der Beton-Balkon liegt.“
Wo die Aufnahmen orange bis rot sind, wird viel Wärme abgestrahlt, wo sie blau bis grün sind, ist es kühler. „Letzteres bedeutet allerdings nicht automatisch, dass das Gebäude sehr gut gedämmt ist“, so Angela Theurich, Umwelttreferentin der Stadt Bocholt. Eine Dachfläche strahle auch dann weniger Wärme ab, wenn die Dachräume gar nicht bewohnt und beheizt seien oder wenn die Dachoberfläche schnell die kalte Nachttemperatur aufnehme, wie das bei Metalldächern aus Zink der Fall sei. Dennoch gilt: „Die Aufnahmen sind aussagekräftig und sehr hilfreich für eine effiziente, jeweils individuelle Sanierungsplanung“, sagt Christoph Bruns. Um mit Maßnahmen zu beginnen, die am meisten bringen und am wenigsten kosten, bietet die Stadtverwaltung neutrale Beratungsangebote an.
Stadt und Kreishandwerkerschaft werten die Flugzeug-Aktion als vollen Erfolg. Die gezielte Ansprache von Eigentümern auffälliger Immobilien habe dazu geführt, dass deutlich mehr Anträge für Mittel aus dem städtischen Förderprogramm Altbau Optimal eingegangen seien als in den vergangenen Jahren: von Januar bis Juni 2012 waren es bereits über vierzig.
Die Finanzierung des Projekts erfolgt über die Fördermittel der NRW-Klimakommune. Im Jahr 2009 wurde die Stadt Bocholt als „NRW-Klimakommune der Zukunft“ für ihr Konzept der praktischen Umsetzung von Maßnahmen zum Klimaschutz und zur Klimaanpassung im ländlichen Raum ausgezeichnet. Ein wesentlicher Bestandteil dieses Integrierten Klimaschutz- und Klimaanpassungskonzeptes (IKKK) ist die energetische Verbesserung der Gebäudesubstanz und sowie der Haustechnik. „Klimaschutz wird in Bocholt im Wesentlichen im Gebäude-Altbestand und auf dem Verkehrssektor entschieden“, meint Umweltreferentin Theurich. Allein die bisher aus der Förderung resultierten Maßnahmen der Jahre 2009 und 2010 würden bereits eine jährliche Kohlendioxid-Reduktion von 8.900 Tonnen bedeuten. Theurich: „Der Modellversuch „Thermalscanner-Befliegung“ dürfte somit auch für andere Kommunen in NRW und bundesweit von Interesse sein.“
Pressekontakt: Stadt Bocholt - Fahrradfreundlichste Stadt Deutschlands, Büro des Bürgermeisters, Pressesprecher Karsten Tersteegen, Telefon 0 28 71 95 33 27, E-Mail: karsten.tersteegen@mail.bocholt.de
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Auswertung der Infrarotaufnahmen: "Rot bedeutet Energieverlust"
Umweltreferentin Angela Theurich und Christoph Bruns, Hauptgeschäftsführer der Kreishanderwerkerschaft Borken, werten die Wärmebildaufnahmen aus: "Rot bedeutet: Energieverlust" (Foto: Wansing/Stadt Bocholt)